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Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!

Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!

Titel: Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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Pudel und Dackel, kurze Beine, fett und schon relativ senil. Bei dem Versuch, Herrchen ins Geschäft zu folgen, ist sie mit ihrem dicken Wanst an den Treppenstufen hängen geblieben. Dort sitzt sie bräsig, mit rasselndem Atem und seilt ihre widerliche Pudelkacke ab. »Na, mein kleiner Wauzi? Kann unser kleiner widerlicher Wauwau nichtmehr fein laufilaufi machen?«, frage ich und trete ihr mit der Spitze meines Stiefels mitten in den fetten Arsch. Sie quiekt wie eine Sau, reißt sich von der Leine los und galoppiert von dannen.
    In der BILD-In & Out-Liste stand gestern, dass Pflaumenkuchen von Aldi hip ist. Ich also zu Aldi. Kloppe mich mit Hellmuth Karasek um die letzten drei Packungen. Zum Schluss drehe ich ihm mit dem Zeigefinger seine Kringellöckchen nach und sage: »Geh nach Hause zu Mama, Professorchen, oder ich muss dir sehr, sehr weh tun!« Da lässt er los, macht eine Schippe und tröstet sich mit einer Jumbo-Packung Weinbrandbohnen ohne Kruste.
    Dann zu Wertheim. Weil es hunderttausend Apfelsorten, aber keinen Braeburn gibt, niese ich in die Obstauslagen. Von der Weingummitheke klaue ich eine Handvoll Colaschlangen, und in der Haushaltswarenabteilung kaufe ich einen Staubsauger, nur, weil er »Dirty Devil« heißt, was mich an Valmont denken lässt. »Viel Spaß beim Saugen«, sagt die Verkäuferin, und ich denke wieder an Valmont. Mascara von Helena Rubinstein – von der Broiler-Verkäuferin simultan mit »Wimpernspirale« übersetzt – gibt’s nicht. »Nur wat Sie hier sehen«, sagt sie, randvoll mit hauptstädtischer Sachkundigkeit. »Aba nächste Woche kriegen wir wieda wat rein. Imma mal nachfragen.« Ich würde ihre Zellulitis gern in die Moulinette stopfen. Noch rasch oben am Debitel-Stand vorbei. Kaufe für Dietrich und Robert jeweils ein Handy. So kann ich ihnen künftig SMSen schicken.
    »Ieeh, rohet Fleisch! Wer isst’n so wat?« Die Fleischfachverkäuferin in der Feinkostabteilung schüttelt sich und wickelt mit spitzen Fingern mein Roastbeef ein. »Da wird mir ja janz schlecht!« Geh doch kotzen, Schlampe!Dass dich der Rinderfinnenbandwurm befalle! Drillinge sollst du kriegen! Siamesische! Die Hühnerbeinkadaver in der Glasvitrine sehen grauenerregend aus. Möchte wissen, wie viele Leute täglich daran sterben.
    Bei den Dessous stehe ich wie immer in der falschen Schlange. Eine Kundin fängt in letzter Sekunde an, nach ihrem Portemonnaie zu wühlen. Kann ja keiner ahnen, dass man an der Kasse bezahlen muss. Sie murmelt: »Moment, ich hab’s passend!« Dann schüttet sie kiloweise Münzen in die Geldschale, wühlt hektisch, verzählt sich, fängt wieder von vorn an.
    Die Verkäuferin betrachtet ihre Fingernägel und pustet über der Stirn eine splissige Haarsträhne hoch. Dann entschließt sie sich, die Zeit mit einem Telefonat zu überbrücken: »Oooond? Hapter Späßken gehabt? Nöh? Nich? Das is ja ächt supha-gemein!« Rheinländisches Frettchen! Mach Dampf! Zum Schluss reicht es doch nicht. Die Kundin ramscht alles Geld wieder rein und zieht einen Hunderter raus. Mir wird heiß. Ich muss mal. Ich werde wahnsinnig! So kann ich nicht arbeiten! Ich habe Kopfschmerzen und brauche Aspirin, möglichst intravenös. Die Verkäuferin ist phlegmatisch wie eine Sau nach einem Achtlingswurf. »’ne alte Frau is halt kain D-Zuch«, erklärt sie, als ich immer lauter murre. Ich schmeiße ihr die schwarzen Nylons mit Naht ins bräsige Gesicht: »Wissen Sie, was Sie sind? Das Schlusslicht in der Nahrungskette!«
    Auf einem Schild an der Kasse steht: Es bediente Sie: Frau Sammelnummer.
    »Ich kriech ’n Kürbiskernbrot«, sagt die Kundin vor mir am Brotstand. Es ist aber nur noch eins da, und das brauche ich! Ich lasse sie bezahlen, schlage sie mit einer Baguettestange nieder und kralle mir ihr Brot. Muss nach Hause,schnell, bevor
Bärbel Schäfer
anfängt. Thema heute: »Deutsche Verkäufer sind doch wirklich das Letzte.«
    Als
Bärbel
vorbei ist, setze ich mich hoch inspiriert an den Computer, boote ihn hoch und diktiere Hasstiraden. Keine Ahnung mehr, was. Weiß nur noch, dass die Überschrift hieß: An alle Verkäufer und Frau Sammelnummer!
     
    An alle Golfer und Frau Simone!
    Wenn er mich weiter so ärgert,
    Dann weiß ich Euch die auch aus den Höhen
    Und stecke Euch in den Barsch.
    Fuß. Gesichter!
    Arsch Gesichter!
    Im Haus Gesichter!
    Die unverdaulichen Idioten auch.
     
    Seinfelds Dusche hat keinen Druck. Er kriegt das Shampoo nicht rausgewaschen, und seine Haare, sonst nach oben gefönt,

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