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Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!

Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!

Titel: Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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Worte gewesen. Pastor saugt so heftig an seiner ekligen Zigarette, dass aus seinen Wangen Krater werden – ein eingedelltes Osterei. Man sollte es dringend aus der Schale klopfen!
    »Paprika.«
    »Wie das Gemüse?«
    Sehr originell. In unserer Branche heißt so was ENE. Erster Naheliegender Einfall. Das ist, als hätte ich zu seinem Namen den Kommentar gebracht: Spaß beiseite! Ernst kommt die Treppe hoch! »Hahaha. Nein. Wie der Roman von Erich von Stroheim.«
    »Aaah-ja! Paprika. Was für ein außergewöhnlich …
    ähm … schöner Name! Darf ich Ihnen ein Geheimnis verraten?«
    »Habe ich eine Wahl?«
    »Es geht mir ehmt gar nicht in erster Linie ums Geschäft.Das geht seinen sozialistischen Gang! Sie haben den Auftrag, und ich finde Ihre Idee mit dem vergleichenden Spot sehr gut. Ein junger Mann diktiert ein Liebesgedicht, und der Computer versteht nur Bahnhof, super! Dann stellt sich raus: Er hat ehmt nur das falsche Diktierprogramm, dann holt er sich das von Philips,
let’s make things better
und so. Toll. Prima Idee. Nein, aber … ehmt … es geht mir um mehr!«
    Auch das noch!
    »Deswegen wollte ich den heutigen Abend dafür nutzen, dass wir uns etwas näher kennen lernen.«
    Das fehlte noch! Dieser Affenkopp! Macht immer noch schrecklich unappetitliche Zahn-Säuberungs-Grimassen und kommt mir doch glatt mit dieser Lernen-wir-uns-kennen-Masche!
    »Ist das eine Anmache?«
    »Ist der Papst katholisch? Hihi!«
    Glücklicherweise öffnet sich hier die Tür und mein König tritt ein, Valmont, mit geblähten Nüstern wie ein zorniger Hengst. Ein Pfeil, der sein Ziel sucht. Seine schwarzen halblangen Haare sind wild nach hinten getürmt und von grauen Strähnen durchzogen, der Kragen hochgeschlagen. »Nabennt!«, wirft er dynamisch in die Runde, blickvögelt mich kurz und durchdringend und geht mit wehenden Mantelschößen in Richtung Toilette. »Sie entschuldigen mich einen Moment, Erich. Ich muss mir nur mal rasch das Näschen pudern.«
    »Ernst«, korrigiert Pastor mild, steht auf, weil ich aufstehe, und nimmt für die Endsäuberung der Zahnzwischenräume nun doch den Finger zu Hilfe. »Bleiben Sie nicht so lange weg, Paprika.«

42. Clever bluffen
    »Bitte, Härrschafdn, das bringt doch jetzt nüscht! Das geht doch alles von Ihrer Zeit ab!«, sagt der Liftführer und schiebt zwei irritierte afrikanische Touristen aus der Kabine. Der Mitmensch ist für mich nichts, zwischen ihm und mir besteht nicht die geringste Beziehung, schreibt Marquis de Sade. Man steckt eben nicht drin. Meine mit Strass besetzte Handy-Tasche von Gucci kommt zu Schaden. Aber das ficht mich nicht an. Ich bin glücklich geschunden, randvoll mit Valmont.
    Er war jetzt eine Weile krank, ob ich ihn vermisst habe, ruft mir der Liftführer zu. Herzbeutelentzündung. Als hätte Adam nach der Schöpfung zu Gott gesagt: Und ’ne kleine Tüte bitte!
    Fred strahlt gleißend. Es ist sein Kai-Pflaume-Lächeln, ein Lächeln, mit dem er jederzeit Frühstücks-Cerealien verkaufen könnte. »Na, Chefin, schon wieder zurück?« Das ist ja nun wirklich eine völlig unnütze Formel, ähnlich wie Hast du jetzt einen Bart? oder Sieht man dich auch mal wieder? Ich runzle die Stirn, aber Fred lächelt immer noch. Er trägt neuerdings die Freiheit im Gebiss. Seine Front ist aufwendig überkront, wie verchromt, kratzerlos, perfekt und glänzend, viel zu viel Zahn für den Mund. Und was für ein ultraschwules 5-Kilo-Hochzeitsbesteck der hat! Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder Fred schrumpft, oder sein Schwanz wird immer größer. Ich werde die Sache im Auge behalten.
    Fred will ja unheimlich gern cool sein, und deswegen rennt er dauernd in diese gehobene Muckibude, wo er sein Trophy-Girl auch kennengelernt hat. Trotzdem sieht er eher aus, als würde er die meiste Freizeit auf dem Ponyhof verbringen.
    Eine der Schubladen seines Schreibtischs ist geöffnet, und ich sehe aus der Reihe »Lustiges Taschenbuch« die Hefte Nr. 110 Gittas Zauberkünste, Nr. 106 Der Tüpfelwal, Nr. 252 Happy Birthday, Micky und Nr. 256 Die Vulkaninsel. Dann vier Broschüren aus der Reihe »Clever bluffen«: Philosophie, Golf, Marketing, Champagner. Und außerdem einen aufgeschlagenen Erotik-Versandkatalog, der auf Seite 31 eine Liebesschaukel mit Spezial-Stahlbügel und abwaschbaren Polstern anbietet. Dazu gibt’s kostenlos eine »glitschige Gummi-Muschi, weit dehnbar und aus einem absolut erregenden Wabbelmaterial«. Auf dem Schreibtisch liegt eine Postkarte mit der Aufschrift:

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