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Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!

Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!

Titel: Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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Bärschnglubb! Und diese Apostrophierung! Normalerweise drehe ich durch, wenn ich so was lese: Hit’s, mittwoch’s, Haus des Sport’s. Aber hier, finde ich, passt es. In sich richtig, an sich falsch. Und soein feiner Name: Bumsschuppen! Wenn das nicht Appetit macht! Direkt darunter eine sehr passende Überschrift: GELDSCHRANKVERTRETER GEFEUERT – ER SÄCHSELTE.
    »Gemein, niwohr?«, sagt Mändy. »Was gann man denn füor sein Dialeggt!« Ich nicke wie paralysiert. Und dann singt Mändy das Lied von den Öla Paloma Boys mit, das gerade im Radio gespielt wird: »Uuhhh labalouma blangaah!« Ein unvergesslicher Moment. »Isch hab noch meine Bandalongs an, weil ich grade von der Bobgymnastik gomme«, sagt Mändy und zeigt verlegen auf ihre hoffnungslos überstretchten Beinkleider. Popgymnastik, das weiß ich vom Liftführer, ist das, was bei uns Aerobic heißt – eine Fitnessbewegung der frühen 80er, die vor kurzem auch in Broiler-Land angekommen ist.
    »Man steckt nicht drin«, sage ich, und Mändy nickt, als müsse man meinen Einwand durchaus in Erwägung ziehen.
    »Kennen Sie den?«, sage ich. »Was sagt man zu einem Hund ohne Beine?«
    Mändy guckt verdattert und ruft: »Mahaik! Gomma! Mior ham Besuhuch!«
    Maik tritt aus dem Gummibaumdschungel, im T-Shirt mit der Aufschrift »Zieht gut aus« und einer marmorierten Hose, die er wohl noch aus den Stone-washed-Beständen der DDR rübergerettet hat. Er wischt die Hand an der Broiler-Jeans ab und hält sie mir hin.
    »Vorsicht! Ich bin elektrisch aufgeladen!«, sage ich.
    »Macht nix! Ich bin geerdet!«, sagt er. Und schüttelt. Feucht und schlaff.
    »Wie geht’s?«, frage ich angewidert.
    »Ach«, sagt Maik und winkt ab. »Hauptsache, man is gesund unn de Frau hat Orbeit. Höhö.«
    Er nimmt Platz auf der Couchgarnitur. Seine Brusthaare kräuseln sich aus dem T-Shirt, der Eingriff seines Feinripp-Schlüpfers hängt oben aus den Jeans. Homer Simpson. Fernbedienung in der Linken. Becks-Dose in der Rechten. Es riecht nach vergammeltem Hundefutter. Könnten aber auch Maiks Füße sein. Mändy köpft inzwischen »zuor Feior des Dages dän guden Rotgäbbschn-Sekt«.
    »Bobrigga erzählt grade ’n Witz, Vati!«
    »Also, was sagt man zu einem Hund ohne Beine?«
    Beide sehen sich ratlos an. »Wassn?«, fragt Mändy bang.
    »Gar nichts. Egal, was man sagt: Er kann doch nicht kommen!«
    M & M schweigen. Machen sie gute Miene zum bösen Spiel oder bekennen sie Farbe?
    Mändy fasst sich ein Herz: »Ooor, wie gemein!«, sagt sie tadelnd. »Hundschn sinn doch sou niedlisch, nor?«
    »Also, ich finde das gornisch lusdsch!«, zieht Maik nach.
    Die beiden wissen gar nicht, wie verdächtig sie sich damit machen! Ich klaue ein pinkfarbenes Haarband vom Tisch, falls es ganz dick kommt und ich mal eine Voodoopuppe machen muss. »Okay, ich hab noch einen! Wie funktioniert ein Ossi-Kompass? Man legt eine Banane auf die Mauer und wo abgebissen wird, ist Osten.«
    Schlunzens schweigen verstockt. »No ja«, sagt Mändy schließlich. »Zum Glügg hammor ja geene Mauor mehr!«
    »Nur noch in den Göpfen«, sagt Maik und zwinkert Mändy zu: »Ich weiß abor ’n würglisch gudn! Wann dorf man einor Türkin ins Gesicht spucken? Na? Na? Wenn dor Bart brennt! Höhöhö!«
    Noch ein Klischee bestätigt. Der gemeine Broiler gehtnach Feierabend gerne Fidschis aufklatschen, fackelt Asylantenheime ab und erzählt Türkenwitze.
    »Aber wer ist Bert?«, frage ich. Egal. Maik weiß noch einen.
    »Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm. Beim Wessi ist es andersrum!« Beide reißen gleichzeitig ihre Münder auf und legen lockere Stiftzähne frei. Bei nächster Gelegenheit werde ich ihnen vor die Tür scheißen, sie mit einem Zettelpiker perforieren oder in einen großen Topf mit Enthaarungscreme stecken. Und den Köter dazu. Schwänzchen in die Höh.

40. Barfuß durch Trüffel
    Heute bin ich besonders gereizt. Valmont hat seit über einer Woche nichts von sich hören lassen. Ganz entgegen meinen Gewohnheiten kommentiere ich meinen Überlebenskampf im Alltag mit: Wird’s bald, Blödmann! Na also! Geht doch! Warum nicht gleich so! Blöde Kuh, dumme Schrulle, Fatzke und so weiter.
    Starre lange ins Schaufenster der Confiserie Leysieffer. Sehe ein wagenradgroßes silbernes Tablett mit braunen und weißen Trüffeln. Spüre das starke Bedürfnis, barfuß durchzulaufen. Gehe rein, kaufe das ganze Tablett und vereinbare, es abends liefern zu lassen.
    Vorm Laden ist eine Töle festgebunden, eine Mischung aus

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