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Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!

Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!

Titel: Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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Bücher schreibe …«
    »Wie bist
du
denn plötzlich drauf? Typischer Fall von Problemverfilzung.«
    »Diogenes, ja, der hat es richtig gemacht! Er lebte in der Tonne, um keine Steuern zahlen zu müssen. Er hat Alexander dem Großen gesagt, dass er ihm gefälligst aus der Sonne gehen soll …«
    »Ja, und?«
    »Er vögelte und wichste auf öffentlichen Plätzen.«
    »Was für ein Held.«
    »Er starb, weil er keine Lust mehr hatte zu atmen …«
    »Hör auf mit dem Gefasel, sonst steigste nämlich aus!«
    »Kennst du schon die traurige Geschichte von Elvis?«
    »Herrschaft! Nein! Aber ich fürchte, du wirst sie mir gleich erzählen.« – »Es ist die traurigste Geschichte der Welt. Elvis ging in eine Kneipe. Dort fand zufällig gerade ein Elvis-Wettbewerb statt. Niemand erkannte ihn, und er nahm daran teil.«
    »Und?«
    »Dritter Platz. Er kam auf den dritten Platz.«
    Dietrich, der ja rein theoretisch den Idealzustand erreicht hat, hochintelligent und hochgebildet, ist von allen Menschen, die ich kenne, am glücklosesten. Wie viel Leben hat ihn sein Verstand gekostet? Er hat sich auf ein so hohes Niveau gelesen, dass er darauf durchs Leben stöckelt wie ein Elefant auf Pfennigabsätzen. Ihm steht nichts. Ihm gefällt nichts. Ihm gelingt nichts. Seine MajestätIhre Blasiertheit Frustbeule. Irgendwas ist da kaputt. Alles weitere kann nur noch eine Obduktion klären.
    Wir sind am Stuttgarter Platz. Tagsüber ähneln die Sexkinos einer ausgedienten Pappkulisse. Ich fahre die Trennwand runter. »Warten Sie hier, Fred! Los, Dietrich, kuck mal, in der Lotusblüte spielen sie einen Porno von Kris Kramski!« Dietrich steigt aus, murrend, weil ihm Kramski-Pornos viel zu viel Handlung haben. So viel ist es dann doch nicht. Der Kinosaal ist leer, nur in der dritten Reihe sitzen zwei synchron wichsende Männer. »Uiuiu«, sagt Dietrich, kratzt sich am Kopf und gähnt. »Die gehn aber ganz schön ran, das muss ich schon sagen!« Ein Thai-Mädchen steuert forsch auf ihn zu wie eine Empfangsdame, die es sich nicht nehmen lässt, jeden Stammgast mit Handschlag zu begrüßen: »Wollen wir bisschen Bums machen?« Ihr Vorschlag wird von Dietrich lebhaft begrüßt, jedoch von mir abschlägig beschieden. Ich habe eine bessere Idee: »Lass uns lieber mal eine kleine Milieustudie im Broiler-Land machen!«

48. Trommelfeuer der Sinnlichkeit
    Erst verfährt sich Fred tausendmal. Ich möchte wetten, dass er innerlich flucht – nach außen trägt er eine Art Guido-Westerwelle-Lächeln zu Grabe. Ein Lokal namens »Bumsschuppen« im abgefucktesten Neubaughetto Ost-Berlins zu suchen, das ist sogar ihm zu viel!
    Wie vermutet handelt es sich bei M & Ms gut sortiertem Bärschnglubb um einen Plattenbau mit roten Plastik-Jalousien. Fred darf heimfahren und lässt sich das nicht zweimal sagen. An der Tür hängt ein Klodeckel mit dem Hinweis, dass drunter die Sexbombe des Abends zu sehensei. Es ist aber ein Spiegel, wie Dietrich unnötigerweise recherchiert. Auf dem Schild steht: Bumsschuppen – der Treff für tolerante Damen und Herren ohne Mitgliedschaft. Als Klingel fungiert eine Gummititte, 29,90, Beate Uhse. Drinnen geht es zu wie auf einer gigantischen After-Show-Party von
Je t’aime – wer mit wem?
Das Etablissement ist gut besucht. Ob gut sortiert, bleibt fraglich.
    »Man sieht den Wald vor Bäumen nicht«, zischt Dietrich durch die Zähne und zeigt auf Kassenbrillen, Dauerwellen, Zellulitisgirlanden und Bierwänste. »Ein wahres Trommelfeuer der Sinnlichkeit.« Aus dem Radio dudelt ein Song von Bryan Adams: »I wanna be your T-Shirt when it’s wet, I wanna be your shower when you sweat, I gotta be the tattoo on your skin, let me be your bed, baby, when you climb in.« Aber Stimmung kommt erst in den Laden, als im Anschluss ein Achim-Menzel-Potpourri erklingt. »Scheiß-Ossis«, murrt Dietrich, hält sich dann in gespieltem Erstaunen die Hand vor den Mund und entschuldigt sich in die nackt schunkelnde Runde.
    Eintritt kostet 99 Mark für Männer, 69 Mark für Frauen. »So ’n Mist.« Dietrich wendet die Hosentaschen seines teuren italienischen Anzugs nach außen. Ein Labello ohne Hülle fällt raus, ein Kuli von der Sparkasse und ein paar lose Fisherman’s, an denen vermutlich Kekskrümel hängen. »Jetzt habe ich schon wieder mein Scheckheft beim Juwelier liegen gelassen!«
    »Schon gut! Ich zahle!« In einer Schale liegen Cracker in Pimmelform, die streng riechen, vermischt mit halb geschmolzenen Schokonüssen. »Kann das jemand

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