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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Verstand. Geben Sie einer Deutschen die Erziehung einer Pariserin, versetzen Sie sie täglich in die Salons, wo der Verstand sich reiben und schleifen muß. – Der Witz sprießt von selbst heraus und – Ihre Landsmänninnen werden so liebenswürdig und intriguant wie eine Pariserin.«
    »Was die Baronin betrifft, so haben wir Grund, es zu bezweifeln.«
    »Meine Herren, was gilt die Wette, diese Dame, die jetzt für dumm gilt, hat in Jahr und Tag Esprit, sie wird interessant, witzig, das Stadtgespräch, vielleicht die Beauté, die Sonne der Gesellschaften.«
    Man sah Laforest verwundert an.
    »Die neuesten Mysterien von Berlin. Und es ist exakte Wahrheit.«
    Er zog sie hinter den Ofen, und flüsterte, die Hand am Munde, etwas, was ihn selbst wenigstens angenehm kitzeln musste, denn das Gesicht verlor im Erzählen den diplomatischen Ausdruck.
    »
Que dites-vous?
Aber es bleibt ein Mysterium.«
    »Was sagen Sie dazu?« fragte der Regierungsrath, als Laforest sie verlassen.
    »Daß Berlin auf gutem Wege ist, Paris zu werden. Aber das riecht sogar nach Byzanz. Im Augenblick des höchsten Ernstes ein solches Spiel niederträchtiger Frivolität!«
    »Diese Menschen können nicht aus ihrer Natur.«
    »Was soll's mich dann kümmern, ob Einer mehr noch einen Faden treibt in das Gewebe verstockter Thorheit, niederträchtiger Gesinnung und liederlichen Willens!«
    »Sie müssen spielen um zu leben.«
    »Man naht doch mit heiliger Scheu der Stätte, die ein großer Geist geweiht hat. Noch sind's nicht zwanzig Jahr, daß sein Auge leuchtete, seine Stimme tönte, und nun solche Kreaturen wimmelnd im Dunstkreis seines Grabes! Sind das die Würmer, die an des Riesen Leichnam nagten? Oder, fragt man sich unwillkürlich, erschien auch der Riese uns nur so gigantisch in seinem Dunstkreise? Und war es anders, wenn man ihn im Schlafrock sah?«
    »Das ist eine fürchterlich ernste Frage, mein Herr von Eisenhauch. Seine Atmosphäre war vielleicht nicht angethan, um Männer zu erzeugen. Er sehnte sich nach ihnen in seiner tiefen Einsamkeit, aber sein scharfer Athem, das Feuer seines Auges ließ die Embryonen nicht aufkommen. Friedrichs Tafelrunde war für blitzende Geister und kühne Ritter, aber für Charaktere war doch kein Platz.«
    »Und wir brauchen sie, Männer – wenn nur einen , und der Eine ist es auch nicht – eine verglaste Ruine, an der die Flamme nur noch zuweilen emporleckt, um die ungeheuere Verwüstung zu zeigen.«
    Der Rath drückte ihm die Hand: »Trösten wir uns, daß die Zeiten verschieden sind. Eine jede gebiert das, dessen sie bedarf, also auch ihre Männer.«
    Sie verloren sich in der Gesellschaft. Fuchsius stieß an der Thür mit Laforest wieder zusammen, der, den Hut in der Hand, die Versammlung rasch verlassen zu wollen schien. »Wohin Excellenz?«
    »Zum Berichten.«
    »Was, wenn das Herz des Diplomaten noch geöffnet ist?«
    »Was Sie mehr interessirt als mich.«
    »Geht die Eitelbach in die Falle?«
    Der Gesandte flüsterte ihm ins Ohr: »Stein wird doch Minister.«
    »Eine Attrape?«
    »Für den es trifft, übrigens eine neueste wirkliche Neuigkeit?«
    »Von Engeln ihnen zugeraunt?«
    »Der Russischen Fürstin.«
    »Und warum jetzt?«
    »Weil man keinen andern Finanzminister austreiben kann. Nutzen Sie es, Herr von Fuchsius. Ein neuer Minister verspricht alles und gewährt zuweilen einiges, wenn man schnell dahinter ist.«
    Laforest verschwand.
     

Siebenundzwanzigstes Kapitel.
     
Die russische Fürstin.
    Einfacher konnte man für eine große Gesellschaft nicht gekleidet sein, als die russische Fürstin. Ihr Kleid schimmerte ins Graue, nichts von Brillanten, kein Geschmeide. Die glänzend schwarzen Haare scheitelten sich schmucklos um ein seines, ausdrucksvolles Gesicht, in dessen breiter als europäisch geschlitzten Augen zuweilen ein stilles Feuer glühte, das seine Strahlen aus einer schönern Welt zu borgen schien, und ein süßes harmonisches Lächeln spielte dazu um die wohlgeformten Lippen. Sie musste Jedem etwas Angenehmes oder Interessantes zu sagen wissen, denn ein solcher Eindruck strahlte vom Gesicht Derer, die vor ihr gingen.
    Seit Laforest den Schauplatz verlassen, schien sie der Magnet geworden, welcher die Wandelsterne anzog.
    »Was hat die nordische Sybille meiner Freundin vertraut?« fragte die Wirthin die Baronin Eitelbach. »Sie lächeln ja so vergnügt«
    »I Gott bewahre, ich lache nicht. Sie hat mir nur gesagt – es ist zum Todtlachen.«
    »Gewiß eine Wahrheit. Das sehe ich auf

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