Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht
Angriff auf bunte Blechwaaren vorzieht.« Laforest lächelte: »Meine Freunde, wozu unter uns ein Versteckspiel, wo Jeder dem Andern in die Karten sieht! Sie wünschen zu erfahren, ob und in welchem Connex ich mit Herrn von Wandel stehe? Wenn ich nun feierlich dagegen protestirte, würden Sie mir glauben? – Sie würden wenigstens sehr unrecht thun. Ich protestire aber gar nicht dagegen.«
»Sie geben ihn nur durch Ihre Erklärung bloß.«
»Ich übergebe ihn Ihrer Divinationsgabe, denn meine ist bis dato noch an ihm gescheitert.«
»So muß er Ew. Excellenz beschäftigen?«
»
En passant.
Der Fürstin Gargazin drängt er sich auf, also gehört er nicht zu ihr. Ein Oesterreichischer Agent ist er auch nicht, er spricht zu viel von seinen vertrauten Bekanntschaften am Wiener Hose. Für Englische Spione habe ich einen besonderen Takt. Aber –«
»Vielleicht aus Spanien oder Schweden?« warf der Major ironisch hin.
Ein eigenes Lächeln schwebte um die Lippen des Gesandten: »Warum nicht auch aus Frankreich. Ich bin nur der offizielle Gesandte, mag Talleyrand nicht auch einen geheimen für nöthig halten, der mich beobachtet?«
Hier war die Möglichkeit einer Wahrheit. Die Blicke der Beiden gestanden es sich, und Fuchsius erwähnte, daß der Legationsrath, seiner Angabe nach, bedeutende Güter in Thüringen besitze. Interessirte er wirklich in der angegebenen Art den Gesandten, so musste dieser sich darüber Aufklärung verschafft haben. Laforest ging auch sofort darauf ein:
»Allerdings hat er sich dort angekauft; in einer Subhastation erstand er nicht unbedeutende Güterstrecken, man sagt indeß solche, die nie lange in der Hand ihres Besitzers blieben, weil sie, schwer belastet, kaum die Mühe der Kultur lohnen. Hier in Berlin will er sein, um mit den Männern der Wissenschaft einen Meliorationsplan zu entwerfen. Warum nicht! Er kann aber auch zu allerhand andern Geschäften da sein: um die Quadratur des Cirkels zu finden, Geister zu citiren, – das Wahrscheinlichste ist mir aber immer, um Geld zu machen.
D'ailleurs Messieurs,
diese Mysticismus duftenden Personen sind meiner Natur entgegen. Ich überlasse daher den Legationsrath, auf
parole d'honneur,
ganz wie er ist, Ihren Recherchen. Aber da fällt mir ein – wissen Sie schon, daß der junge Bovillard ihn heut auf Pistolen gefordert hat?«
»Den Legationsrath? – Ach, es ist richtig, wegen jener alten Geschichte.«
»Man findet es sonderbar, daß Herr von Wandel gleich nach der Affaire abreiste, und gerade damals an Ort und Stelle seine Güter und so lange amelioriren musste.«
Der Major hatte während des Gesprächs die betreffende Person scharf ins Auge gefasst: »Ich sehe keine Veränderung in diesem eisernen Gesicht.«
»Möglich. Naturen dieser Art sind mir, wie gesagt, fremd. Die Präparationen des Duells aber sollen mit der strengsten Verschwiegenheit vorgenommen werden. Beobachten Sie doch gefälligst, meine Herren, wenn Sie sich nachher in die Gesellschaft verlieren, ob schon Andere davon wissen, ob der Legationsrath bekannte Personen in den Winkel zieht. Das sind freilich Bagatellen, aber aus Bagatellen lernt man einen Menschen kennen.«
Der Seitensprung schien auf beide Herren keinen besonderen Eindruck gemacht zu haben; die Person des jungen Bovillard war ihnen gleichgültig. Auch die Aufmerksamkeit des Gesandten schien rasch auf andere Dinge übergegangen. Er sprach etwas von Sympathien und Antipathien; jene, weil sie sich chemisch auf ihre Elemente zerlegen lassen, kümmerten ihn nicht, woher aber komme die Idiosynkrasie, jener angeborene Widerwille, den die Vernunft umsonst bekämpfe? Wie alles Wunderbare finde er auch ihn in diesem Lande zu Hause. Aber er schien jetzt nur der Sympathie zu huldigen, indem er die Frauen die Musterung passiren ließ.
»Herr von Fuchsius scheint mit besonderer Sympathie die schöne Pflegetochter des Hauses zu beobachten. Allen Respekt Ihrem Geschmack. Oder flattern Ihre Augen weiter; denn, man muß gestehen, es entfaltet sich ein unvergleichlicher Blumenflor. Wer ist die junonische Schönheit dort?«
»Excellenz meinen die Herz?«
»Nein, die den halben Rücken uns zugedreht.«
»Baronin Eitelbach?«
»Die!« Der Gesandte schielte mit sardonischem Lächeln über das Ofengesims. »Schön ist sie!«
»Auch tugendhaft.«
»
Nous le verrons.
«
»Zweifeln Sie nicht daran, Excellenz! die arme schöne Frau hat keine andern Eigenschaften.«
»
Messieurs!
Die Gelegenheit macht Diebe und Intriguen den
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