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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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die jetzt in meiner klingen.«
    »Eine politische Schwärmerin hast Du doch nicht zur Hausfrau gewählt?«
    »Sie ist ein deutsches Mädchen –«
    »Und liebt Dich?«
    Walter schwieg, dann reichte er dem Freunde die Hand: »Ich hoffe es. – Nun von Dir. Du kamst in Geschäften. Womit kann ich Dir zu Dienst sein?«
    »Mit nichts.«
    »Du wolltest von mir?«
    »Was ich jetzt nicht mehr will.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil Du verliebt bist.«
    »Die Liebe tödtet nicht die Freundschaft.«
    »Weil Du glücklich bist.«
    »Liebende und Glückliche sind freigebig. Sie möchten die ganze Menschheit aus Herz drücken.«
    »Und ich – ihr den Hals brechen.«
    Mit einem raschen Händedruck ging er aus der Thür.
     
Dreißigstes Kapitel.
     
Wachtstuben-Abenteuer.
    »Hol Euch alle der –« rief der Spieler und warf die Karten auf den Tisch. Das Tarockspiel war beendet. Er zog die lange seidene Börse, um die letzten Goldstücke dem Gewinner hinzuschleudern. Bei der Berechnung ergab sich, daß sie nicht reichten. Er ließ sie zurück gleiten, machte einen Knoten und steckte die Börse in die Tasche. »Am nächsten Gagetag!«
    Ein höhnisches Gelächter antwortete darauf. Es waren Offiziere, der Ort des Spiels eine Wachtstube. Der Verlierende war in einer Parüre, die auf den ersten Anblick allerdings Zweifel ließ, ob er der Mann sei, um einen bedeutenden Spielverlust durch die Einnahme eines Gagetages aufzubringen. In einem nicht mehr ganz reinlichen Kamisol, das zerknitterte Hemde nur durch eine leichte Binde um den Hals festgehalten, die Füße in Pantoffeln, im Munde eine Thonpfeife, verrieth nur die gelbe Weste unter dem Kamisol, und die auch etwas vernachlässigte Frisur den Offizier. Aber der Kapitän war ein Arrestant; die Wachtstube sein Gefängniß.
    »Ihre nächste Gage, Herr Bruder, gehört ja dem Schneider,« sagte der Wachthabende, der Einzige unter den Spielern, dessen Parüre in parademäßigem Zustande war. Das vielstündige Spiel hatte bei den Andern manche Managements in der Adrettität zur Folge gehabt.
    »Den schmeißt er wieder zur Treppe runter,« sagte der Kornet auf dem Schemel kippend.
    »Und dann kommt der Ephraim und der Levi.«
    »Die bestellt er auf dieselbe stunde, wie neulich, und sie müssen warten, bis er raus rufen lässt: Einer soll rein, denn Einer kann heut nur bezahlt werden. Dann fallen sie sich in die Bärte, prügeln sich, und er lässt sie wegen Ruhestörung arretiren. Onkel und Herr von Kniewitz, schade, daß Sie nicht dabei waren. Es war ein kapitales Stück. Ich sehe noch die Judengesichter und die blanken Thaler, neu geprägt, auf dem Tische: die Sonne schien drauf. Freilich der Regimentsquartiermeister stand dabei. Hatte sie ihm nur auf eine Viertelstunde geliehen. Aber die Juden! wie sie sie zu Gesicht kriegten; sie trauten zuerst ihren Augen nicht. Nun Einer dem Andern vor, wie Wasser aus 'ner Schleuse, und eh Einer die Hand an den Tisch gebracht, Einer den Andern zurück, an Brust und Kragen, Beide auf der Erde, kopfüber, das strampelte und schrie.«
    »Wenn sie sich nun vertragen und getheilt hätten?«
    »War mir gar nicht bange, Onkel! Der Kapitän versteht's. Du hättest ihn sehen sollen. Nicht eine Miene verrückt, und mit einemmal schoß er auf, Augen wie der alte Dessauer: ›Schafft mir die Bestien aus den Augen. Auf die Wache mit den Schuften, die so den Respekt vor dem Rock des Königs verletzen.‹«
    »Dafür soll er leben!« der Wachthabende stieß an. Die Gläser klangen.
    »Und die Straßenjungen hinter den Juden her,« setzte der Kornet hinzu, »es war ein Schauspiel für Götter!«
    »Eigentlich ist's
contre façon,
« sagte der Kapitän, »daß christliche Offiziere einem Kameraden ausziehen, was die Juden übrig lassen! Und noch dazu einem gefangenen, den Ihr in Eurer Gewalt habt.«
    »Hört den Fuchs. Du müsstest doppelt blechen, weil wir unser Renommee aufs Spiel setzen. Mit Einem spielen, der mißliebig ward, sich vergangen hat an einem Kaiserlich Russichen Gesandten!«
    »Sitz ich etwa darum, daß ich den auf der Maskerade emittirt habe? – Euretwillen, Ihr Herren Gensd'armen, allein um Euretwillen! Weil Ihr damals dem Pfaffen bei der Malchen das Katzenständchen brachtet. Majestät waren fuchswild; aber Ihr wurdet durchgeschwatzt. Das kennt man schon, wenn's nur an die Kavallerie gehen soll. Für den Nächsten war's aufgehoben, und das war ich. Und nicht um den Alopeus, sondern um den Pfaffen bin ich der Sündenbock.«
    Der Kornet strich seinen

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