Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht
verschwor er sich gegen ein Zehn von uns. die er invitirt, die Hexe wäre so speziell in ihn verliebt, daß sie auf keinen Andern hören würde. Nun müssen Sie gestehen, meine Herren, daß das für uns eine direkte Herausforderung war. Wer wusste nicht, wie's um die Jenny stand? Also wir hielten im Geheimen ein Art Kriegsrath, und es war auch nicht eine Stimme dagegen. Es war eine Korps-Sache. Auf der Stelle ward zusammengeschossen, baar, es kam eine erkleckliche Summe zusammen, und Zwei wurden ausgelost. Sie müssen auch gestehen, Herr Bruder von Horstenbock, daß das loyal und kavaliermäßig gegen den Prinzen gehandelt war.«
»Und klug auch. Die Liebenswürdigsten und Hübschesten zu wählen, wäre doch eine kitzliche Sache für die Kameradschaft gewesen.«
»Es fiel auf Dohleneck und einen Andern. – Ein Billet an die Tänzerin bat um die Erlaubniß, bei ihr ein Souper
en trois
nach der Oper zu arrangiren, und dies kleine Souvenir mit dem Vergißmeinnicht als Angebinde anzunehmen. Drin lagen hundert Dukaten. Die Antwort war: sie werde das Vergißmeinnicht zum ewigen Andenken bewahren und den Tisch decken lassen. Unser Koch hatte während der Oper ein kaltes Souper, exquisite Sachen von Sala Tarone, arrangirt, und die Jenny sprang ihnen schon an der Treppe entgegen. War auch keine Sylbe die Rede von Tugend und Treue, sie war ausgelassen lustig, und sagte, sie wäre schrecklich hungrig. Unsere Kameraden waren's auch. Aber kaum fliegt der erste Pfropfen an die Decke, als ein Wagen vor die Thür rasselt. Sie erschrickt: ›Er wird doch nicht.‹ Kaum hat sie das Tüchlein wieder um den Hals genestelt, als es die Treppe rauf knarrt. Nun aufgesprungen, als die Kammerkatze reinstürzt: ›Herr Jemine, der Prinz, Mamsell!‹ – ›Retten Sie sich!‹ ruft die Jenny, und wirst das eine Couvert in den Waschkorb. Die Offiziere wollen ins Nebenzimmer fliehen, da holt sie die Katze zurück: ›Meine Herren, um Gotteswillen, da kommt er ja durch.‹ Retour also, und wollen zur Stubenthür auf den Flur. Da klirren seine Sporen und er klopft. – ›Hannchen mach' auf.‹ ruft die Jenny und hat derweil schon den großen Kleiderschrank aufgerissen; ›Meine Herren, ist's gefällig?‹ Platz hatten sie drin, das ist wahr, und die süßesten Erinnerungen an alle Schäferinnen und Göttinnen, die in den Kottillons gesteckt, aber – nun das Uebrige ist kaum nöthig zu erzählen. Verschlossen waren sie, und der Schlüssel steckte in Jenny's Tasche, und Jenny hing am Halse des Eintretenden, und bat ihren herzgeliebten Louis und schönsten Louis und einzigen Louis um Verzeihung, daß sie nicht auf ihn gewartet, aber sie wäre zu durstig gewesen vom Echauffement«
»Merkten sie's da?«
»Auf
parole d'honneur
sie vor unserm Ehrengerichte versichert, der Kerl hätte täuschend den Prinzen gespielt.«
»Sie konnten Alles hören?«
»Jedes Anstoßen, jeden Kuß, das Kritzeln mit dem Messer auf dem Teller.«
»Donner und Wetter!«
»Zwei Pfropfen hörten sie gegen die Decke knallen, selbst durstig zum Verkommen und hungrig auch. Zwei Stunden saßen sie am Tisch.«
»Bloß am Tisch?«
»Meine Herren, bedenken Sie, es waren Offiziere, die da für ihre Kameraden standen. Ja sie haben eingeräumt, zuletzt entdeckten sie durch eine Ritze, daß es Bovillard war. Was aber war zu thun? Ich frage Sie, Kapitän, hätten sie poltern sollen?«
»Eine verfluchte Situation und eine Frage, daß Einem der Kopf schwindelt. Wenn ich für mich dagestanden –« –«
»Hätten Sie die Thür gesprengt. Sehr richtig. Aber in dem Schranke stand das ganze Offizierkorps; das erwägen Sie.«
»Nein, da durften sie's nicht.«
»So entschied auch unser Ehrengericht.«
»Aber was wird nachher daraus?«
»Sie hörten rutschen, packen, Kisten und Kasten aufreißen – man sprach unter Gekicher davon, aus den Appolloball zu gehen.«
»Und nachher?«
»Keiner schloß auf. Blieben sitzen.«
»Kam denn nicht die Kammerkatze?«
»Nicht Katze, nicht Maus; die war mit der Jenny fort. Kurz um, wie Ihnen bekannt sein wird, die Tänzerin war mit Extrapost nach Leipzig gefahren. Ist heut noch nicht zurück. Nicht einmal austrommeln lassen konnte man sie. Die Wirthin musste endlich, als sie zu poltern anfingen, das Schloß aufbrechen lassen. Frei waren sie da freilich, aber –«
»Von wem nun Satisfaktion?«
»Meine Herren, ich versichere Sie, die Sache hat uns Allen schwere Nächte gemacht. Was sollten wir thun? Bovillard fordern? Wenn es damals noch
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