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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Vorfahren, die mir abgehen, aber ich darf mit Ruhm sagen, daß seine Konfituren am Hofe des nachmaligen Königs Friedrich im besten Renommee standen. Sonst wäre er auch nicht auf kurfürstlicher Durchlaucht Befehl mit nach Königsberg beordert worden.«
    »Er ward mit zur Krönung befohlen!«
    »Und mit zur Tafel gezogen?« fragte der Arrestat.
    »Allerdings. Die große Pastete an der Krönungstafel war sein Werk. Sie nimmt in der Geschichte keinen unrühmlichen Platz ein. Wir besitzen in der Familie eine Abbildung davon. Wenn es den Herren gefällig wäre, sie zu sehen, stehe ich immer zu Diensten.«
    »Und in die Pastete hat Ihr Urgroßvater seinen Adel eingebacken?«
    »Wie Sie's nehmen wollen, Herr Kapitän. Als sie aufgeschnitten ward, kam der bekannte Zwerg heraus. Mein Ahnherr ward gerufen, mit Lob überschüttet. Ihre Majestät, die geistreiche Königin Sophie Charlotte setzte ihm eigenhändig einen kleinen Lorbeerkranz auf. Leibnitz erwähnt seiner und der Pastete in einer Epistel; Gundling schrieb später eine Abhandlung darüber, auch Morgenstern.«
    »Und für diese Verdienste –«
    »Ward er persönlich von der Perrückensteuer befreit.«
    »Man muß gestehen, Ihre Familie hat eine historische Entrée in unserm Staat gemacht. Aber da Ihre Väter in den Staatsdienst getreten sind, erkannten muthmaßlich die Preußischen Könige durch Briefe Ihren französischen Adel an?«
    »Die Bovillards haben nie etwas auf den Briefadel gegeben. Kann man etwas geben, was nicht ist, und etwas vernichten, was ist? So hat einer meiner Vorfahren gesagt, dem man einige Schwierigkeiten machte, als er aus den Kreuzzügen zurückkehrte. Louis der Heilige sagte lächelnd zu ihm, als er's erfuhr: Das kommt mir vor, als wenn Martell Deinen Ahnherrn in der Mohrenschlacht nach seinem Recht gefragt hätte, den Mohren den Schädel einzuschlagen. Mein Ahnherr, sagte Jener zu König Louis, hätte Karl Martell antworten können: ›Die Römer fragten bei Zülpich nicht danach, als mein Urahn hinter Chlodwig in ihr Speerquarree einhieb.‹«
    Bis zu den Kreuzzügen konnten ihm weder die Stiere von Dohleneck und die Kniewitze, noch die Horstenbock und Wolfskehlen genannt zu Ritzengnitz folgen. Aus Besorgniß, daß er sie nicht noch bis zur Schöpfung der Welt inkommodire, erklärte man schnell das Verhör für beendet, und der Rittmeister schätzte es sich zum Vergnügen, den Herrn von Bovillard in seiner Ehrensache mit dem fremden Legationsrath zu begleiten.
    Bovillard bat den Wachthabenden, ihn mit dem Herrn, den er noch nicht zu kennen die Ehre habe, bekannt zu machen. Er bat es mit Ruhe und feinem Anstande. Mit demselben Anstande erfolgte die Präsentation.
    »Von einem Offiziere Ihres Rufes konnte ich diese ritterliche Gesinnung erwarten.«
    »Hol' mich Der und Jener,« sagte der Rittmeister, »ich freue mich, daß ich Sie anders kennen lerne, als ich – dachte.«
    »Sei keusch wie Eis, und rein wie Schnee, Du wirst der Verleumdung nicht entgehen, sagte ein Poet zu Ophelia, und es ist auch so geschehen.«
    »Die sprang ja wohl ins Wasser,« sprach der Rittmeister, den Pallasch umschnallend. »Herr von Bovillard, wir gehen ins Feuer: da wird es anders.«
    »Hat sich magnifique benommen, ganz als ein Kavalier,« sagte der Wachthabende, als Beide die Stube verlassen. »Man muß es ihm lassen.«
    Der Arrestat paffte Gedanken in die Luft, die er nicht nöthig fand, in Worten zu äußern. Sie mochten nicht ganz mit denen des Wachthabenden harmoniren.
    »Donnerwetter!« rief der Kornet am Fenster. »Sie gehen Arm in Arm!«
    »Was soll nur daraus werden!«
    »Die Hetzpeitsche kann er nicht mehr bekommen –«
    »Das kommt davon, wenn man einen leichtsinnigen Onkel hat.«
    Der neue Kavalier mochte die Gedanken der Herren in der Wachtstube mit empfinden, denn auf der Straße hatte er den Rittmeister gefragt, ob er sich nicht fürchte, in seiner Gesellschaft gesehen zu werden. Der Rittmeister konnte das Wort fürchten nicht leiden, er hatte sich mit einem um so festeren Druck an Bovillards Arm gehängt. »Wer sich schlagen will und zum Sterben bereit ist –«
    »Ueber den ist die Fahne geschwenkt,« fiel Bovillard ins Wort, »und er ist ehrlich, wie des Scharfrichters Schwert den armen Sünder ehrlich macht.«
    In der Kaserne, wo Dohleneck wohnte, hatten Beide eine lange Unterhaltung. Unmöglich konnte das Gespräch allein die Arrangements des morgenden Ganges betreffen. Sie schieden mit einem Händedruck, wie Freunde, die sich herzlich

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