Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
Vom Netzwerk:
ein Skandal. Wenn man solche Montur gegen die Sonne ausbreitet, können die Wespen durchfliegen. Ich sagte es ihm neulich. Was antwortete er? Er hätte's so eingerichtet, daß die Kugeln der Staatskasse keinen Schaden thäten. Ich liebe nicht solchen frivolen Witz in ernsten Dingen. – Sie sind nachdenklich, Wandel? Sie sehn nach der Uhr.« – »Einige nennen ihn einen schlechten Menschen.« – »Pah! Seine Maitressen bezahlt er gut, unser Tuch macht er schlecht. Aber im Grunde genommen, was geht's uns an; wir haben Friede. Noch keinen Einfall?« – »Doch – vielleicht. Bei ihm ist Hopfen und Malz verloren. Wie aber, wenn man sie eifersüchtig machte!« – »Auf ihres Mannes kleine Liaisons? Was hülfe uns das?« – »Nein, auf den Rittmeister. Er sah neulich die neue Choristin mit dem Operngucker sehr eifrig an. Wenn es gelänge, sie aus ihrer Seelenruhe aufzustacheln! Wenn sie außer sich geriethe, sich fortreißen ließe–« »Nun, was besinnen Sie sich?« – »Es ist nur ein flüchtiger Einfall – schwierig, aber möglich ist Alles – wenn sie in ihrer Verzweiflung ihren Mann zu Hülfe zöge.« –
»Ça serait le comble du ridicule.«
– »Aber nichts Neues. Wie gesagt, Alles noch embryonisch dunkel, aber sie muß jetzt mit dem Rittmeister aneinander. Das ist mir klar; es giebt kein ander Mittel.« – »Wenn es nur zum Rechten führt.« – »Dafür lassen Sie mich sorgen.« – »Wohin so eilig?« – »Zur armen Geheimräthin! Ach, eine Unglückliche! Die bedarf des Trostes.«
    »Bleiben Sie mir mit der vom Leibe. Ich kriege Bauchgrimmen, wenn sie mich lange ansieht.« – »Das ist eine unglückliche Frau! Nun auch das zweite Kind!« – »Es waren doch rebutante Geschöpfe. Sie kann es unmöglich lieb gehabt haben.« – »Der Idealismus weiß von einer Liebe, die gerade das ihm Unangenehme mit zärtlichen Armen umfasst, einer Liebe, die ihre ganze Innigkeit und Wärme ausströmt auf die Subjekte, welche es am wenigsten empfinden und, statt es zu erwidern, mit Undank belohnen, eine Liebe, die sich gefällt, immer zu geben und zu opfern, ohne wieder zu nehmen, ja, die ihre höchste Befriedigung in der Empfindung sucht, von Verkennung und Undank heimgesucht zu sein.«
    »Das ist nicht unsere Sorte von Liebe; nicht wahr, Wandel?«
    »Die Welt ist mannigfalt. Bewundern darf man doch die Märtyrer, auch wenn man sich nicht berufen fühlt, ihnen nachzufolgen.« – »
Par distance!
– Warum nahm sie aber die Kinder zu sich!«
    »Warum! – Warum nahm sie ihren Mann? Sie hat den Geheimrath nie geliebt. Um ihn zu pflegen. Warum nahm sie die Alltag zu sich? Aus Liebe doch nicht zu dem eigensinnigen Geschöpfe? Mein Herr Geheimrath, Männer wie wir sind über die Ungerechtigkeit der Welt hinaus, wir warten nicht auf Dank, aber erlauben Sie mir, wenn ich die Frau unglücklich nenne, die für die Anstrengungen ihres warmen Herzens, Andere glücklich zu machen, nichts erntete, als Verkennung.«
    »Liebster Legationsrath,« entgegnete Bovillard, »erlauben Sie mir, nichts drauf zu sagen, als:
les goûts sont différents!
« – »Ich wünschte, Sie hätten sie am Schmerzenslager der kleinen Malwine gesehen. Weil sie nicht weinen konnte, das hat man auch getadelt.« – »Die Kinder sollten ihre Erben sein; wer kriegt's denn nun? In ihrer Familie ist Alles ausgestorben. Mit der einen Seitenbranche ist sie spinnefeind.« – »Unnatürliche Feindschaft in Familien! Vielleicht kann man da freundlich zu einer Verständigung einwirken.« – »Lieber vermacht sie's den Kapuzinern. Und fünfundneunzigtausend Thaler unter Brüdern.« – »Ich glaubte nur achtzigtausend!« – »Vor dem letzten Heimfall. Aber – fünfzehntausend in Obligationen – Sie können sich drauf verlassen, – fielen auf ihr Theil aus der Konkursmasse ihres Onkels. Und man muß doch auch rechnen, was vom Geheimrath dazu kommt, wenn er früher stirbt –«
    »Wenn er früher stirbt.« Wandel hatte es so gedankenlos, oder in Gedanken versunken, gesagt, als er gedankenlos mit seinen Handschuhen gespielt. Er reichte zum Abschied dem Geheimrath die Hand: »Wenn nicht mehr – ich wollte sagen, wenn Sie der verlassenen Isolirten nur ein stilles Plätzchen der Theilnahme in Ihrem Herzen schenken wollten!«
    »Bleibt ein ehrenwerther Mann,« sprach Bovillard, als er fort war, »nur zu viel Sentiment.«
     
Siebenundfünfzigstes Kapitel.
     
Wandel muß Politik treiben und sentimental sein.
    Das Haus der Fürstin schien ein offenes. Man kam und

Weitere Kostenlose Bücher