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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Und Romane und französisch parliren und klimpern auch nicht. Daß Dich! Ich werf's zum Fenster hinaus, wenn ich was attrapire. Und – in die Tanzschule schicke ich sie absolut nicht.«
    Sie ließ ihn sich erholen: »Da hast Du auch ganz recht, Alter,« hub sie, ihre Maschen zählend, wieder an, »und sie wird schon ohnedem tanzen lernen, denn sie hat ein Geschick dazu, und wenn sie nur erst in einem guten Hause ist. Aber sie wird doch älter und ein Mal wird sie heirathen müssen. Der Sohn vom Hofbronceur, der möchte sie gern haben. Die Eltern sind reich. Nun ja, wenn Du sie dem geben willst, da braucht sie nicht mehr zu lernen.«
    Der Vater schwieg wieder: »Sie konnte ihn ja nie leiden.«
    »Und weißt Du, was die Jette sagt? Sie hätte doch bei vielen Herrschaften gedient. Aber eine solche Mamsell wäre ihr noch nicht vorgekommen. Die stäche manches Fräulein aus; auch manche Gräfin hätte nicht so seine Art. Du bist doch nun einmal Kriegsrath, und wir müssen in Gesellschaften. Sollen wir die Adelheid immer zu Haus einschließen? Du siehst es freilich nicht, wie sie zu uns rauf gaffen, wenn sie am Fenster strickt, und ich hab's Dir nicht sagen wollen, vom Bäcker nebenan, oben auf dem Boden, kann man in unsere Schlafstube sehen. Da steigen die jungen Herren vom Kammergericht, die Referendare, die beim Bäcker wohnen, hinauf und sehen runter, wenn wir Licht anmachen. Seit ich's weiß, darum hab' ich Dir die dicken Vorhänge abgeschwatzt. Aber willst Du sie immer behüten?«
    Der Kriegsrath antwortete nicht.
    »Du hast schon ganz recht. Wenn wir sie in Gesellschaft führen, da wird's ein großes Gaffen geben, und die Herren werden um sie schwenzeln. Aber ich weiß doch nicht Alter, ob sie da besser dran ist, wenn sie nicht französisch kann und nicht Klavier spielen, und wenn die Leute endlich merken, sie ist ein Gänschen, mit der kann man schon was aufstellen, oder, –«
    Der Kriegsrath war aufgestanden. Die Pfeife stellte er an den Baum, seine Frau nahm er unter den Arm. Sie gingen unter den Linden langsam auf und ab, und er klopfte ihr auf den Arm: »Du bist schon eine kluge Frau.« Sie hatte gesiegt. Sie waren einig, daß Adelheid eine Erziehung erhalten müsse, um in der Welt aufzutreten. Weniger einig waren sie über das wie? »Davon ein ander Mal,« sagte der Kriegsrath. Aber sie hielt plötzlich inne und sah ihn groß an: »Alter, dahinter steckt noch was andres. Gestern Abend kamst Du nachdenklich nach Haus und Du fragtest nach der Pfeife und hieltest sie schon zwischen den Beinen und heute Morgen auch, Alter, da ist was los. Sonst hättest Du auch nicht so schnell nachgegeben.«
    Der Kriegsrath sah seine Frau scharf an, aber nicht unfreundlich: »Christine, es ist was los, – eigentlich soll man Frauen so was nicht sagen, bis es gewiß ist, aber ich weiß, Du plauderst nicht. Der Geheimrath Lupinus von der Voigtei –«
    »Wird kassirt,« fiel sie ein, »weil die Gefangenen die Fensterscheiben eingeschlagen haben.«
    »Es ist möglich, daß er sein Amt verliert, oder seine Entlassung nehmen muß,« korrigirte der Kriegsrath. »In diesem Falle gedenkt seine Excellenz, der Herr Justizminister –«
    »Dir – Dir, Mann!« rief sie verwundert. »Siehst Du wohl, was Konnexionen machen! Ich weiß es von mehr als Einem, wie Dir der Herr Justizminister gewogen sind.«
    »Ich verdanke ihm meine Stellung, das weiß ich. Eigentlich wäre das nun nicht meines Amtes, noch ist's meine Karriere; aber Excellenz haben die gute Meinung von mir, daß ich der rechte Mann wäre, um dort die Zucht und Ordnung herzustellen.«
    »Und Du nimmst sie doch an?«
    »Still!« gebot ein fast drohender Blick. »Die Sache mit Lupinus ist noch nicht entschieden. Und wenn, soll ich mir wieder neue Neider und Feinde machen? Denn wie Viele, Würdigere, würden um mich zurückgesetzt!«
    Die Frau Kriegsräthin wusste sehr viele Gründe, warum er annehmen müsse; sie wusste, daß er ganz zu dem Posten befähigt sei, denn daran zweifeln, hieße ja an der Autorität seines hohen Vorgesetzten zweifeln, der werde es doch am besten wissen, wozu er tauge. Und um die Andern kümmere sie sich gar nicht. »Und,« schloß sie, »Du würdest dann auch Geheimer –« Sie erschrak und verschluckte das Wort. »Aber –«
    Aber einig wurden sie doch. Die Adelheid sollte französisch lernen, und ein Lehrer im Hause angenommen werden, für Geographie und Geschichte und was sonst so nöthig ist, damit man nicht dumm in der Gesellschaft ist. Dazu gab

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