Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
Vom Netzwerk:
oder Stichdegen, wie es ihm mehr Vergnügen macht. Sie sollen mein Cartellträger sein. Die Sache eilt, weil man so etwas leicht vergisst; und auf der Stelle, wenn Sie los sind, ersuche ich Sie, in eigener Person zu ihm zu fahren, meine Herausforderung zu bringen und das Nöthige mit ihm abzumachen.«
    St. Real sah etwas verblüfft den Andern an und wollte seine Hand fassen: »Liebster, junger Mann, um solche Kleinigkeiten –«
    »Da ist nun der Geschmack verschieden, Herr Kammerherr, ich behandle das Kleine groß, Andre das Große klein. Da muß man Jeden seinem
penchant
überlassen.«
    »Mein Gott, theuerster Freund, bei solcher Art von Konflikten muß man nicht mit gefärbten Gläsern sehen. Wo nichts zu gewinnen, muß man nichts einsetzen. Sie begreifen, daß gewiß Niemand von dem plaudern wird, was hier vorfiel. Unter Kavalieren ist es eine stillschweigende Uebereinkunft, daß man an solchen Orten sich nicht kennt. Die Person ist ja nun auch verschwunden, sie wird über die Grenze geschafft. In ein paar Tagen, wie gesagt, ist der Vorfall vergessen und verdampft wie ein Rausch. Stänkern Sie nicht darin, liebster, bester, junger Mann.«
    »Die Person! Sie meinen die Frau Obristin Malchen. Das ist ja eine höchst respektable Dame. Sie erfreut sich wenigstens einer Protektion, die ihr nur Ehre bringen kann.«
    »Liebenswürdiger Schäker! Kennen Sie denn aber den Herrn von Wandel?«
    »Vermuthlich ein eben so respektabler Herr, wie Ihre Freundin.«
    »Theuerster Bovillard, Sie irren sich. Er ist ein intimer Freund Ihres Herrn Vaters; ich versichere Sie, einer der feinsten Köpfe, ein Mann der Wissenschaft, ein Gelehrter, ein Mann von stupenden Kenntnissen, ein Diplomat und von den liebenswürdigsten Eigenschaften. Sie müssen sich kennen lernen. O, Sie werden es mir danken. Und dabei ein Gemüth wie ein Kind, unwiderstehlich bei den Damen. Ich sage Ihnen, Sie werden Freunde werden, wenn ich Sie bei ihm einführe, Sie werden sehen, er hat Alles vergessen.«
    »Ich nicht, mein Herr!« trumpfte Bovillard. »Entweder, oder – Wollen Sie nicht?«
    »Sein Sie überzeugt, ich gleiche die Sache zu Ihrer Zufriedenheit aus.«
    Der Jüngere eilte ans Fenster, um es aufzureißen.
    »Bovillard! Was wollen Sie thun?«
    »Die Polizei rufen. Wissen Sie nicht, daß wir eingeschlossen sind? In dem leeren Nest habe ich nicht Lust die Nacht zu verbringen.«
    »Sind Sie rasend! Man würde –«
    »Uns auf die Wache bringen. Ganz in der Ordnung. Wer bei einbrechender Nacht in einem verdächtigen Orte betroffen wird, und sich nicht ausweisen kann, daß er dahin gehört, wird zum Ausschlafen auf die Wache gebracht. Das ist das erste Erforderniß eines gesetzlichen Staates. Der Staat muß auch seine Ruhe haben, wie jeder Mensch, wenn er schlafen will.«
    »Unsere Lage würde ja weit schlimmer.«
    »Unsre? Mein Herr, Sie bedenken nicht, welch ein Unterschied zwischen uns ist. Sie haben einen guten Ruf zu verlieren, ich gar keinen. Denn einen schlechten verliert man nicht, wenn man auf die Wache geschleppt wird. Sie sehen, daß ich gar nichts dabei riskire.«
    Der Kammerherr hatte sich mit großer Gewandtheit zwischen Bovillard und das Fenster gedrängt. »Wenn Sie denn absolut wollen! Ich will's arrangiren, aber – er schießt Ihnen – den Sperling putzt er auf zwanzig Schritt mit dem Kuchenreuter vom Zaune. Sie junger Hitzkopf, thun Sie's doch lieber nicht, 's ist gegen mein Gewissen!«
    »Herr Kammerherr, Ihr Gewissen ist mir zu werth, Ihr Gewissen dürfen Sie nicht dran setzen. Sie müssen es mit gutem Gewissen thun, sonst schreie ich Polizei.«
    »
Monsieur de Bovillard fils est un original.
Ganz der Vater, nur in anderer Manier. Sie sind beleidigt, Sie müssen Satisfaktion haben, ich sehe es ein. Mit schwerem Herzen, aber – ich sehe es ein. Nun suchen Sie mir aber meinen Kutscher auf.«
    »Ich sagte Ihnen ja, wir sind eingesperrt.«
    »
Va-t-en!
Was soll daraus werden! Wir müssen doch raus!«
    »Belieben Herr Kammerherr hier die Fensterhöhe zu betrachten. Man erzählt sich zwar, daß Herr von St. Real in seiner Jugend aus Loyalität einen Sprung gethan, woran er sein Leben lang denkt, indessen, dieser Abgrund ist keine Treppe und ob die Loyalität Sie jetzt tragen wird, das überlass' ich Ihrem Ermessen.«
    »Bovillard, bringen Sie mich nicht außer mir.«
    »Wenn ich Sie außer sich setzte, was könnte ich Ihnen jetzt besseres anthun?«
    »Schaffen Sie Rath. Ihr Genie hat etwas
in petto.
«
    »Vermuthlich haben Sie schon

Weitere Kostenlose Bücher