Ruhe Sanft
einen Spalt auf. »Ah, Smith...«
»Ja? Komm entweder herein oder mach die Tür zu. Schleich nicht herum.«
Er kam herein. »Ich habe gerade eine Empfehlung in Pittsburgh bekommen. Kannst du Shearson dort für uns auftun?«
»Wie sehen die Einzelheiten aus? Hast du das Vorgespräch geführt?«
Harold reichte ihr den »Fahndungsbogen« mit dem Interview des Maklers. Sie las es gemeinsam mit Wetzon. »Was meinst du? Er hat nur einen Umsatz von 225 000 nach zwölf Jahren im Geschäft.«
Wetzon schüttelte den Kopf. »Lohnt nicht. Wenn wir in eine neue Region gehen, müssen wir ein wahres Juwel als ersten Kandidaten präsentieren. Stimmt’s, Smith?«
»Stimmt, Wetzon.«
»Aber, Smith, er ist wirklich gut, und er möchte von Dean Witter weg«, quengelte Harold. »Ich weiß, wenn ich den Manager bei Shearson anrufen würde...«
»Ich muß mich verhört haben, Harold.« Smith’ Stimme war eisig. »Hast du gesagt, du möchtest selbst den Manager anrufen und diesen Makler einführen?«
»Ah... ja... nein... hm, vielleicht«, stotterte er.
»Niemand — ich wiederhole — niemand spricht mit Managern außer mir. Verstanden?«
»Ja, Smith. Verstehe. Ich dachte nur...« Er setzte zum Rückzug aus dem Büro an. »Mach du nur deine Arbeit, Harold. Kreativ sind wir.« Harold schloß die Tür.
»Himmel, Smith, meinst du nicht, du bist ein bißchen zu hart zu ihm?«
»Quatsch. Er braucht das. Sobald wir schwach werden, tanzt er uns auf der Nase herum, Wetzon. Das kannst du mir glauben. Ich weiß es.« Sie wechselten das Thema. »Was hältst du von Kevin De Haven?«
»Er ist gut, aber er mäkelt jede Menge Konsortialanleihen mit privaten und institutionellen Kunden. Komplizierte Sache. Merrill möchte seine Auszahlung auf das Branchenübliche zurückschrauben — elf bis achtzehn Prozent. Er hat ungefähr fünfunddreißig bekommen.«
»Das gleiche Problem wird er auch woanders haben. Die großen Firmen wollen im institutionellen Geschäft nicht mehr die gleichen Provisionen wie bei Privatkunden zahlen.«
»Er hat bereits ein Angebot von Smith Barney.«
»Die machen nicht viel mit Konsortien. Wohin willst du ihn schicken?« Smith ging wieder zu ihrem Schreibtisch.
»Das habe ich ihm auch gesagt. Ich denke, vielleicht Shearson, Bache. Hast du andere Vorschläge?«
»Hm... nein.« Smith prüfte den Nagellack mit einer Fingerspitze und sah zufrieden aus. »Möchtest du über den Mord sprechen? Ich sah einen Hinweis in den Karten, erinnerst du dich? Deshalb wollte ich mitkommen. Ich möchte gern wissen, was passiert ist. Hast du mit Leon gesprochen?«
»Nein. Das heißt, ich habe gleich versucht, Leon zu erreichen, aber vergebens, deshalb habe ich einen anderen Anwalt angerufen, den ich durch einen Freund kenne. Und, ehrlich gesagt, möchte ich jetzt lieber nicht darüber reden. Was dagegen, Smith? Gib mir einen Tag zum Erholen. Sprechen wir morgen darüber, einverstanden?«
Smith nickte. »Ich meine wirklich, du solltest mit Leon reden. Er rief mich heute früh als erstes an. Er versuchte es bei dir zu Hause, bekam aber nur deine Maschine.«
»Ich setze mich mit ihm in Verbindung.« Sie hatte nichts dergleichen im Sinn, aber damit würde sich Smith fürs erste zufriedengeben.
»Ich gehe lieber hinaus und bringe die Sache mit Harold ins reine«, sagte Smith und schüttelte die schwarzen Locken.
Sobald Wetzon allein war, vereinbarte sie für De Haven Termine am Nachmittag um fünf bei Shearson und am nächsten Morgen um halb neun bei Pru-Bache. Dann benachrichtigte sie De Haven.
»Haben Sie ihnen gesagt, was ich brauche? Konsortialgeschäfte?«
»Hab’ ich. Gehen Sie hin, und reden Sie mit ihnen. Sie müssen eine sachliche Entscheidung treffen, und Sie brauchen sich auf nichts festzulegen.«
B. B. klopfte, öffnete die Tür und überreichte ihr eine kleine Einkaufstüte mit einer roten Schleife an der Seite. »Das kam gerade durch Boten für dich, Wetzon. Und dann habe ich eine Diantha Anderson in der Leitung.«
»Wie aufregend! Ein Geschenk!« Wetzon nahm B. B. die Tüte ab und stellte sie auf den Schreibtisch. »Ach, sag Diantha Anderson, ich bin in einer Besprechung und rufe zurück. Laß dir eine Nummer geben.«
»Obendrauf liegt eine Karte.« Er schloß die Tür.
Auf der Karte stand: »In deiner augenblicklichen Lage kannst du nie zu viele haben. Herzlichst, Laura Lee.« Laura Lee Day, die Mäklerin, die sie vor nun fast zwei Jahren bei Oppenheimer untergebracht hatte und die eine Freundin geworden
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