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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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abschnitt.
    »Unglaublich«, sagte Wetzon. »Muß an den Mänteln liegen.« Normalerweise war es unmöglich, in der Stoßzeit ein Taxi zu bekommen, und jetzt hatten sie zwei.
    »Wenn du einen hast, mußt du ihn auch zur Schau stellen«, meinte Laura Lee.
    Wetzon öffnete die Tür des ersten Taxis und wollte einsteigen. Eine Hand schoß aus einer Ecke vor und packte ihr Handgelenk. »Was...« Jemand versuchte, sie in das Taxi zu zerren. »Halt! Nein!« Sie klammerte sich mit der freien Hand an der Seite des Taxis fest.
    »Pack sie!«
    »Halt!«
    »Nein, nein!« Sie hörte Laura Lee schreien.
    Jemand packte Wetzon um die Taille und zerrte sie in die andere Richtung, zur Straße hin, bekam sie frei und zog sie auf den Bürgersteig. Das Taxi fuhr an und entfernte sich mit klappernder Hintertür, bis sie jemand von innen schloß.
    »Verflucht!« keuchte Laura Lee, die sie immer noch um die Taille hielt. »Das ist doch die Höhe. Was wollte der nur, dir den Mantel vom Leib reißen, bevor noch dein Scheck eingelöst ist?«
    Wetzon war erschüttert. »O Gott, meinst du, das wollte er?«
    »Alles in Ordnung?« rief der Fahrer des zweiten Taxis. Er stand auf der Straße neben seinem Wagen, eine Hand in der offenstehenden Jacke.
    Wetzon war überzeugt, daß er Polizist war. Silvestri ließ sie beschatten, verdammt. Gott sei Dank, korrigierte sie sich.
    »Jemand versuchte, sie in das Taxi zu ziehen, um ihren Mantel zu stehlen«, stotterte Laura Lee. »Was ist das nur für eine Welt!«
    »Gerade noch mal gut gegangen.« Der Fahrer war jung und hatte unordentliches dunkles Haar, das den Hippie vortäuschte. Aber seine Körpersprache sagte Alarmstufe eins. »Wohin kann ich Sie fahren?« Er stieg wieder in sein Taxi, dessen rechter Kotflügel zerbeult war.
    »Komm, Wetzon.« Laura Lee hielt ihren Mantel vorn hoch, als wäre er ein Abendkleid, und stieg ein. Wetzon hob ihre Baskenmütze auf, die bei dem Kampf heruntergefallen war, und folgte ihr. »Er hat deinen Mantel nicht bekommen, also vergiß es. Fahrer, wir möchten zu Sardi’s in der 44. Street, und Sie können mich dann an der 50. und Sixth absetzen.«
    Wetzons Herz hämmerte immer noch, während sie die Kennkarte des Fahrers am Armaturenbrett las. »Michael Stewart.« Sie hatte einmal einen Michael Stewart gekannt, einen ungewöhnlich talentierten und geistreichen Bühnenautor, der neben anderen Hits Hello, Dolly! geschrieben hatte. Er lebte nicht mehr.
    »Wetzon, geht’s dir gut?« Laura Lee starrte sie mitfühlend an. »Also, du wolltest mir doch von dem neuen Mord erzählen, in den du verwickelt bist, oder möchtest du mir lieber angenehmere Dinge von dem neuen Mann in deinem Leben erzählen?«
    »Was für ein neuer Mann?« Sie sah Laura Lee überrascht an und fing den Blick des Fahrers Michael Stewart auf, der sie im Rückspiegel beobachtete. Er hörte auch zu.
    »Nur raus mit der Sprache, das sieht man doch an deiner Nasenspitze. Und jetzt wirst du auch noch rot.«
    Wetzon berührte ihre heißen Wangen. »Jetzt nicht, Laura Lee. Und was Teddy Lanzman betrifft, lassen wir es dabei, daß er ein sehr neugieriger Reporter war, der vielleicht jemanden gegen sich aufgebracht hat, und ich geriet zufällig dazwischen.« Sie fuhr mit den Händen über den silbrigen Pelz. Er war ein wunderschönes Geschenk an sie selbst. »Ich möchte etwas wissen. Wenn ich mit Aktienzertifikaten zu dir käme — sagen wir, fünftausend Aktien von IBM, die ich von meiner reichen Tante Jane geerbt habe, was würdest du tun?«
    »Auf welchen Namen sind sie eingetragen?«
    »Ach so. Gut. Auf den Namen meiner Tante Jane.«
    »Du müßtest eine Kopie des Testaments und der gerichtlichen Bestätigung bringen, und dann würden sie vorschriftsmäßig übertragen. Es gibt da Formulare, die unterschrieben werden müssen.«
    »Würde eine Maklerfirma das Verfahren abkürzen und es ohne rechtsgültigen Nachweis machen?«
    »Schatz.« Laura Lee blinzelte Wetzon an. »Was fragst du da?«
    »Du hast richtig gehört.«
    »Okay. Es ist dir ernst. Die Antwort ist, auf keinen Fall, das wird alles von der Börse sehr gründlich erfaßt. Und von der Börsenaufsicht, könnte ich hinzufügen.«
    »Aber ein einzelner Makler? Könnte er es tun und die Vorschriften umgehen?«
    »Unmöglich. Die Börsenaufsicht würde es sofort merken. Worauf willst du hinaus, Schatz?« Laura Lee blickte streng. Ihr gemütlicher südlicher Tonfall war fast verschwunden. »Du denkst doch nicht an Aktienbetrug, um deinen neuen Mantel zu

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