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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Sie mich kurz entschuldigen?«
    »Bitte.« Ihr wurde kalt. Jedesmal, wenn ein Makler sie dieser Tage mitten in einem Gespräch allein ließ, dachte sie an Barry Stark. Sie fühlte, gegen ihre Vernunft, daß er nie mehr zurückkommen würde oder, schlimmer noch, daß er tot sein würde wie Barry, als sie ihn suchen gegangen war. Dummes Zeug, schalt sie sich, Peter Tormenkov hatte seinen Mantel dagelassen. Aber was machte das schon für einen Unterschied? Barry hatte schließlich seinen Diplomatenkoffer stehenlassen.
    Komm schon, Wetzon, altes Mädchen. Denk nicht mehr dran. Sie konzentrierte sich auf die Schlittschuhläufer, die sich zu für sie unhörbarer Musik wiegten und drehten. Das ältere Paar tanzte immer noch Walzer, hielt ab und zu inne, um im Bewußtsein, daß sie Zuschauer hatten, unsichere kleine Drehungen auszuführen. Ein kleines Mädchen drehte sich in einer entzückenden Pirouette.
    »David, Sie müssen für alles aufgeschlossen sein«, hörte sie jemanden in herzlichem, aber bestimmtem Ton sagen. »Sprechen Sie mit ihnen, und schauen Sie sich um. Sie bekommen Aufträge erster Güte. S und C läßt bei Ihnen arbeiten.«
    Von David kam eine gemurmelte Antwort. Wetzon drehte ein wenig den Kopf und versuchte, die Sprecherin zu entdecken. Es gab bestimmte Codewörter, Wendungen, die Headhunter gebrauchten: »Seien Sie aufgeschlossen«, »Schauen Sie sich um«, »Klopfen Sie auf den Busch«, »Erkunden Sie die Möglichkeiten« und ihr Lieblingssatz »Das sind Sie sich schuldig«.
    »Lassen Sie nicht einen anderen für Sie urteilen«, fuhr die weibliche Stimme eindringlich fort. »Das sind Sie sichschuldig...«
    Volltreffer, dachte Wetzon.
    »Gut«, sagte der Mann. »Ich erkundige mich. Wie geht das vor sich? Ich habe so etwas noch nie gemacht.«
    »Ich weiß, daß sie sich von jemandem mit Ihren Referenzen vor Gericht vertreten lassen wollen, also schicke ich Ihren Lebenslauf an Larry Simpson, den Partner, der für die Einstellungen...«
    »Entschuldigung«, sagte Peter Tormenkov, indem er seinen Stuhl vorzog und sich setzte.
    Beinahe enttäuscht, daß er zurückgekommen war, drehte sich Wetzon um und sah, daß die Leute, deren Gespräch sie mitgehört hatte, die attraktive Schwarze und ihr jüngerer Begleiter waren.
    »So, Peter Tormenkov«, sagte Wetzon und widmete ihm nun ihre ganze Aufmerksamkeit. »Ich würde Sie gern wieder an die Arbeit gehen lassen. Sprechen wir darüber, was Sie tun möchten.«
    »Tja... Also im Moment... nicht wahr... kann ich gar nichts machen. Ich habe diese Sache... nicht wahr, an der ich arbeite... ich soll eigentlich nicht... nicht darüber sprechen.«
    »Ich dachte, Sie könnten dort nicht bleiben. Jetzt haben Sie beschlossen zu bleiben?«
    »Ja.« Tormenkov sah sie nicht an.
    »Also gut. Tun Sie, was Sie tun müssen.« Warum saß sie hier und vergeudete Zeit mit ihm? Ihre Laune verschlechterte sich entschieden.
    Er sah sich gründlich im Restaurant um, dann zog er seinen Stuhl näher zu ihrem. »Können Sie das... hm... vertraulich behandeln?«
    »Das gehört zu meinem Beruf, Peter.« Sie lächelte mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich wäre nicht mehr lange im Geschäft, wenn ich vertrauliche Mitteilungen nicht für mich behalten würde.« Sie sah auf die Uhr. Viertel vor neun. Gott, was für ein Langweiler. Zeit, einen Punkt zu machen. Tormenkov war eindeutig in Schwierigkeiten, also war er mit Sicherheit unvermittelbar. Bei dem würde kein Honorar herausspringen. Smith hatte recht.
    Tormenkov legte eine Hand vor den Mund. »Ich arbeite für das FBI.«
    Sie blickte ihn überrascht an. Das war etwas ganz Neues. »Was sagen Sie?«
    »Es handelt sich um einen Betrug... nicht wahr. Ich wurde… von dieser Gruppe angesprochen... nicht wahr... sie arbeiten als Pflegerinnen für solche... für alte Leute, nicht wahr.« Er sah sich nervös um, als glaubte er, die Schlittschuhläufer hinter der Glasscheibe könnten ihn hören. »Ich sage lieber nichts mehr... nicht wahr... es ist ein Geheimnis. Ich habe sie gerade angerufen und erfahren... also ich kann nicht aufhören, nicht wahr... ich muß weiter für sie arbeiten, bis es vorbei ist... ich könnte sonst meine Lizenz verlieren.« Er stand schon wieder und zog ungeschickt seinen Mantel an. »Ich dachte, vielleicht... könnten Sie... danach, nicht wahr...« Seine Stimme verlor sich.
    »Warum rufen Sie mich nicht an, wenn Ihre Arbeit für das FBI beendet ist?« sagte sie. Das war eine ganz neue Verrücktheit. Allein bei dem

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