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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Gedanken, daß das FBI diesen Trottel beschäftigte, wurde ihr schwindlig. Und sie hatte geglaubt, sie könnte nichts mehr schockieren. Börsenmakler neigten dazu, das ohnehin aufregende Geschäft noch zusätzlich zu dramatisieren. Die ganze Branche war auf Aufschneiderei und Übertreibung aufgebaut. Man durfte nichts davon allzu ernst nehmen.
    »Danke für das Frühstück«, sagte er. Wenigstens ging er ohne ein letztes »nicht wahr« weg.
    »Puh! Nun zum Frühstück, Wetzon«, murmelte sie, während sie Tormenkov nachsah, wie er tapsig um die vollen Tische steuerte. Sie goß den restlichen Kaffee aus dem Kännchen in die Tasse. Draußen gab ein Lehrer einem ungeschickten schlanken Mann in einem handgestrickten Skipullover eine Übungsstunde. Der Wind blies pulvrigen Schnee über die wenigen Abgehärteten.
    Sie fürchtete sich, wieder ins Freie zu gehen, aber das Hinauszögern machte es nur schlimmer. Sie legte ihre Kreditkarte auf die Rechnung, und die Kellnerin, die sie im Auge gehabt hatte, kam und nahm alles mit.
    »Guten Tag, entschuldigen Sie, ohne zu wollen, erkannte ich...«
    Wetzon hob den Kopf und sah in die dunklen lebhaften Augen der Frau vom Nebentisch. Ihre mutmaßliche Waffengefährtin. Die Frau lächelte und streckte die Hand aus. »Diantha Anderson«, sagte sie.
    »Leslie Wetzon.« Wetzon drückte ihr die Hand. »Ich erkannte selbst ab und zu ein paar vertraute Sätze.«
    »Juristen«, sagte Diantha Anderson lächelnd, indem sie ihre Karte überreichte. Sie schlang einen langen schilfgrünen Schal um Kopf und Hals.
    »Börsenmakler.« Wetzon stand auf und gab ihr ihre Karte.
    »Kann ich Sie irgendwo absetzen?« fragte Diantha Anderson. »Mein Büro ist im Chanin-Bau, 42. und Lex.«
    »Nein, danke, die falsche Richtung. Mein Büro ist in der 49., fast an der Second.«
    Diantha Anderson nickte. »Freut mich, Sie kennengelernt zu haben, Leslie. Treffen wir uns doch mal auf einen Drink, dann können wir fachsimpeln.«
    »Gern«, meinte Wetzon. »Ich rufe Sie an.«
    Sie verabschiedeten sich und trennten sich auf der Fifth Avenue, wo Diantha Anderson in ein Taxi stieg, während Wetzon den trockenen Schnee vom Mantel wischte und in östlicher Richtung zu ihrem Büro marschierte.

Wetzon ging gern im Schnee spazieren, besonders in diesem weichen weißen Pulver, das herabschwebte, unverbindlich Gesicht und Kleider bestäubte und woandershin flog, wann immer sie stehenblieb, um sich abzuschütteln.
    Der Wind hatte ein wenig nachgelassen. Der Verkehr war schwach, als hätten die Leute den Wetterbericht gehört und beschlossen, nicht in die Stadt zu kommen. Im oberen Teil der Park Avenue waren die Bäume auf den Inseln in der Mitte schon in Weiß gekleidet. Schneeflocken blieben an Wetzons Wimpern hängen, lagen feucht auf ihren Lippen und Wangen.
    New York ist wirklich schön bei seiner ersten Begegnung im Jahr mit dem Schnee, dann zeigt es sich beinahe von seiner besten Seite. Aber im Lauf des Winters verändern sich die Stadt und der Schnee — sie werden schmutzig, eisig und gefährlich. Häßlich. Wie die Menschen, dachte Wetzon. Und dann rügte sie sich selbst. Halt, halt, warum plötzlich so zynisch, Kleines ?
    »Hallo, Kate, hallo, Steve«, sagte sie laut und hob grüßend die rechte Hand, als sie am Haus der Hepburn und dann an Sondheims vorbeiging, die nebeneinander in der 49. Street standen. Die Straße war ungewöhnlich still. Der Schnee dämpfte alle Geräusche, und außer ein paar Verrückten war niemand draußen. »Uff!« sagte sie wiederum laut, in dem wunderbaren Gefühl des Alleinseins schwelgend, das man nur erleben kann, wenn man mitten in einem Schneeschauer durch eine New Yorker Straße geht. Die Stille war wirklich herrlich. Gesprochene Worte kamen als weiße Fahne hervor und trugen nicht weit vom Sprecher.
    Sie blickte sich um. Ein Stück weit weg sah sie die einsame Gestalt eines Mannes im Trenchcoat, der einen Schirm hielt. Während sie hinsah, klappte er ihn immer wieder zu und auf und versuchte vergebens, den angesammelten Schnee abzuschütteln.
    Auf der Second Avenue bewegten sich die Fahrzeuge im Schneckentempo Richtung Süden, während die Schneedecke dicker wurde. Hupen tönten wie Nebelhörner, mehr zur Warnung als aus Ärger.
    Sie seufzte. Es würde im Lauf des Tages nur schlimmer werden.
    Sie trat den Schnee von den Stiefeln ab und drehte sich vorsichtig, damit sie nicht den Halt verlor, im Kreis, um den restlichen Schnee zu entfernen, bevor sie die Tür zum Büro

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