Ruhe Sanft
öffnete.
B. B. sah auf, den Telefonhörer am Ohr, und lächelte. Mit dem kurzgeschorenen Haar und der athletischen Figur sah er mehr nach einem Marineinfanteristen als nach einem Headhunter in Ausbildung aus.
»Sekunde, bitte«, sagte er höflich, aber bestimmt ins Telefon. Er legte seine Hand über die Sprechmuschel. »Guten Morgen, Wetzon.«
»Guten Morgen, B. B.«, sagte sie, während sie den Mantel weghängte und leise zählte, »drei, vier...«
»Guten Morgen, Wetzon!« Harold schoß aus dem Kämmerchen, das sie für ihn im Vorzimmer eingebaut hatten, als B. B. eingestellt worden war.
»Fünf«, sagte Wetzon, als sie sich zu Harold umdrehte. Er hatte weniger als fünf Sekunden gebraucht, um Punkte bei ihr gutzumachen. Er wetteiferte so fleißig mit B. B., als habe er vergessen, daß B. B. eingestellt worden war, weil Harold endlich als Headhunter und mit eigenen Kandidaten arbeiten wollte.
»Guten Morgen, Harold«, sagte sie. »Wie geht’s, wie steht’s? Hast du nicht heute morgen jemand zum Gespräch bei Bache?«
»Wir mußten wegen des Wetters absagen. Ein Stau auf dem Long Island Expressway.«
»Kein Grund, warum es ausgerechnet heute anders sein sollte.« Es gab immer irgendwo auf dem Long Island Expressway einen Stau. »Zu dumm. Versuche, so bald wie möglich einen neuen Termin anzusetzen. Sonst noch wer? Stehen bei dir heute Gespräche an?« Sie öffnete die Tür zu dem Büro, das sie mit Smith teilte.
»Nein«, antwortete Harry bedrückt und zog sich in sein Kabuff zurück. »Das Wetter hat mich richtig lahmgelegt.«
»Mein Name ist Bailey Balaban«, sagte B. B., »und ich arbeite für Smith und Wetzon... wir machen Personalberatung in der Wall Street...«
Wetzon schloß die Tür hinter sich. Sie liebte ihr Büro. Alles war schwarz und weiß und rot. Schwarze Vinylfliesen auf dem Boden, weiße Wände und Regale, weiße Aktenschränke und rote Arbeitsflächen. Ihr Teil des Raums war ein bißchen vollgestopfter als Smith’ Teil, mit Erinnerungen aus ihrem früheren Leben als Broadwaytänzerin, altem Krimskrams, den sie mit den Jahren auf Flohmärkten gesammelt hatte, zwei eigenartig aussehenden Aloes mit langen Ranken und Stapeln von Zeitungen, Zeitschriften und »Fahndungsbogen« mit Interviews von potentiellen Kandidaten.
Smith’ Bereich war ordentlicher. Kundenakten, mehrere Bilder von ihrem Sohn Mark in unterschiedlichem Alter und eine Prominentenkarte von Connecticut, auf’ der verzeichnet war, wo die tollen Leute wohnten.
»Himmel, da bist du ja endlich«, rief Smith. »Was für ein Tag, und es ist nicht einmal zehn Uhr! Alle Welt sagt ab.« Sie stand auf, um Wetzon herzlich zu umarmen Smith sah phantastisch aus — groß, schlank, Kleidung von Donna Karan, wadenlanger Faltenrock aus schwarzem Wolljersey, dunkelroter Rollkragenpullover, lange schwarze Jacke und hohe schwarze Lederstiefel.
»Umwerfend, wie immer«, sagte Wetzon, indem sie die Umarmung erwiderte. »Wie viele Termine hatten wir?« Sie wandte sich ab, um die Nachrichten für sich durchzusehen. Hazel hatte angerufen.
»Termine? Keine Termine. Meine Party .«
»Was, Smith, wer hat denn abgesagt?« Smith’ Party war ihr ziemlich gleichgültig. Sie dachte an Hazel.
»Die Crowleys zum Beispiel und Gordon Harworth.«
»Na ja, die Crowleys wohnen in Wilton, damit mußte man rechnen, in Connecticut sieht es sicher schlimm aus. Und Gordon Harworth war, wenn ich mich recht entsinne, die ganze Woche in D.C., um wieder über die illegalen Machenschaften in der Branche auszusagen. Noch jemand?«
»Bis jetzt noch nicht, aber ich weiß einfach, daß noch welche absagen.«
»Also wirklich, Smith! Gestern hast du noch überlegt, ob du nicht zu viele eingeladen hast.«
»Du hast recht. Ich werde mir vorerst keine Sorgen machen. Wie war das Gespräch?«
»Verrückt. Er möchte wechseln, aber er kann nicht weg... weil — hör gut zu — weil er für das FBI arbeitet. . •“
»Was? Was hast du gesagt?« Einen Augenblick lang vergaß Smith ihre Party völlig und war ganz Ohr.
»Du hast richtig gehört. Kannst du das glauben? Er kam mir auch nicht besonders intelligent vor.«
»Wahrscheinlich lügt er«, meinte Smith. »Die lügen doch alle. Bestimmt hat er ein Problem, das Übliche, Konflikte mit der SEC, unbefugter Handel oder sonst was.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Bei L. L. Rosenkind ist irgendeine Gaunerei im Gange, in die ein paar Makler verwickelt sind, jedenfalls deutete er das an. Ich glaube, er wollte
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