Ruhe Sanft
bedeckten Hof und Garten. Es schneite unaufhörlich.
»Fahnley hat Pleite gemacht? Weißt du genau, daß sie nicht mit einer anderen Firma fusionieren? Wurden sie nicht von dieser kanadischen Firma gekauft, von Crossman Peck?«
»Ja, richtig... aber in zwei Wochen machen sie den Laden dicht. Crossman bringt seine eigenen Leute mit.«
»Jemand dabei, der sich für uns lohnt?« fragte Smith. Sie bückte sich, um ihre hohen Stiefel auszuziehen. »Wenn ich mich recht entsinne, liegt das Durchschnittsalter ihrer Makler bei hundertfünf.«
Wetzon lachte. »Dürfte in etwa hinkommen. Ich entsinne mich entfernt, daß ich einmal mit einem goldigen alten Mann sprach. Er meinte, er halte sich nicht für einen möglichen Kandidaten, aber ich könne ihn jederzeit anrufen.«
»Ich hole die Liste.« Harold drehte sich eifrig um und ließ sie allein.
»Ich überlege, ob ich noch eine Kiste Wein bestellen soll«, grübelte Smith. »Die Leute trinken bei solchem Wetter viel mehr. Was meinst du, Wetzon?«
»Ich meine, ich sollte die Liste der Fahnley-Makler durchgehen.« Sie nahm die Beine nicht vom Schreibtisch. »Ist Hank Brownell noch der Geschäftsführer?«
»Ah, ja, Hank Brownell.« Smith brachte ihre W.-C.-Fields-Imitation. »Gefeuert von Merrill, geheuert von Hutton, gefeuert von Hutton, geheuert von Witter, gefeuert von Witter, geheuert von Fahnley.«
»Scharf auf Xenia Smith«, ergänzte Wetzon spitzbübisch.
»Ein kleiner Mann«, sagte Smith gedehnt. »In jeder Hinsicht.«
»Smith, du wirst doch nicht!« Wetzon ließ schockiert die Füße auf den Boden fallen.
»Ach, komm schon, Wetzon, werde endlich erwachsen. So ist die Welt. Außerdem, Zuckerstück, solltest du mich besser kennen.«
»Mann. Du hättest mich beinahe reingelegt.« Wetzon untersuchte den Anfang einer Laufmasche an ihrer Strumpfhose. »Er war ein solches Ekel. Aber da du ihn besser kennst als ich, meinst du nicht, du solltest ihn anrufen?«
»Wo sollten wir ihn unterbringen? Nein, das wäre rausgeworfene Zeit.« Smith zerknüllte das Papier von ihrem Roastbeef-Sandwich und warf es weg. »Lust auf meine Plätzchen? Schokolade von Mrs. Fields?«
»Nein, danke. Ich bleibe bei meinem Apfel.« Wetzon schloß die Augen und runzelte die Stirn. »Ich glaube, sein Name war Maurice... Maurice... Sanderson.«
»Wer?«
»Der alte Makler bei Fahnley. Vielleicht würde ihn einer unserer Kunden nehmen.« Sie öffnete das Aktenfach neben ihrem Schreibtisch und wühlte die >S< durch. »Hier ist er. Maurice Sanderson, Alter neunundsechzig, das heißt im letzten Jahr.« Sie überflog ihre Notizen. »Hm, er macht einen kleinen, aber gleichbleibenden Umsatz. Vermittelt große Geschäfte.«
»Wetzon, ich sag’ es dir, es ist Zeitverschwendung.« Smith aß das letzte Plätzchen und wischte die Krümel von den Händen und vom Schoß ab.
»Ich spreche mit Maurice, und du fängst an herumzutelefonieren.«
»Ach, Wetzon, also ehrlich.« Smith warf die Hände hoch. »Du bringst mich noch unter die Erde.«
»Hallo, Maurice, hier ist Wetzon, Sie erinnern sich, von Smith und Wetzon, Ihre bevorzugten Headhunter.«
»Das ist aber nett, von Ihnen zu hören, Ms. Wetzon, gerade jetzt.« Maurice Sandersons Stimme war förmlich und freundlich. Sein Ton verriet keine Sorge, um so mehr seine Worte. »Ich glaube, ich könnte Ihre Dienste gebrauchen.«
Nachdem Wetzon Maurices Zahlen und Hintergrundinformationen rasch auf den neuesten Stand gebracht hatte, reichte sie den Bogen an Smith weiter, die aufstöhnte. »Wetzon, das ist demütigend. Ich kann das nicht machen. Wie wird das auf unsere Kunden wirken? Soll der komische alte Kauz doch in Rente gehen.«
»Betrachte es als gute Tat, die dich in den Himmel und uns ein kleines Honorar bringt«, erwiderte Wetzon. »Mach schon, Smith. Einer wie Maurice kann sich nicht zur Ruhe setzen. Das Geschäft ist sein ganzes Leben. Er liebt es, und er kennt nichts anderes nach vierzig Jahren.«
»Zu alt, um sich mit ihm abzugeben.«
»Versuch’s.«
Die Reaktionen kamen schnell.
»... Wir möchten keine so alten Makler. «
»... Wie alt? Siebzig? Sie machen wohl Witze .«
»... Smith, haben Sie den Verstand verloren? «
»... Wir wollen diese alten Kerle nicht. Sie nehmen Platz weg und kosten uns Geld. Wieviel Umsatz macht er? Das können Sie vergessen.«
»... Ich treffe mich mit ihm, wenn Sie wollen, aber ich stelle ihn nicht ein. «
Nach fünf Anrufen schwang Smith sich mit dem Stuhl herum und verkündete: »Ich gebe es auf.
Weitere Kostenlose Bücher