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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Börsenschluß mit Freunden auf einen Drink träfe.
    Es hatte über Mittag getaut, und der schmelzende Schnee hatte an den Straßenkreuzungen Bäche aus Matsch entstehen lassen. Die Fußgänger sammelten sich an den Kreuzungen und hielten nach sicheren Stellen zum Überqueren Ausschau. Schon bald würden die überlaufenden Rinnen überfrieren und noch tückischer werden. Im Augenblick jedoch rasten Taxis und Lieferwagen gnadenlos über die rutschigen nassen Straßen. Wo die Reifen in Pfützen gerieten, schleuderten sie wahllos Fluten aus schmelzendem Schnee, Eis und Matsch auf die Unvorsichtigen.
    Wetzon ging die Second Avenue hinunter und suchte eine Stelle, wo sie die Straße überqueren konnte. Es dämmerte bereits, und die Milde des Tages wich einer stillen tödlichen Kälte. Die Büros hatten früh geschlossen, und es waren weniger Menschen als sonst um diese Uhrzeit unterwegs. Die Kälte war tückisch. Wetzons Wangen wurden taub, während sie über die Lexington Avenue und den kleinen Hügel hinauf auf der 45. Street zur Trattoria stapfte. Sie bewegte die Finger in den kaschmirgefütterten Handschuhen, um sie warmzuhalten.
    »Ich treffe mich auf ein paar Drinks mit meinen Kumpels«, hatte De Haven gesagt.
    »Wie erkenne ich Sie?« An der Bar würde um halb fünf großes Gedränge herrschen. Es war der Beginn der Happy Hour.
    »Ich bin der Große, Dunkle, Hübsche. Sie können mich nicht verfehlen.«
    Mannomann. »Schön. Ich trage einen schwarzen Mantel«, sagte sie, »und eine lavendelfarbene Baskenmütze. Sie können mich nicht verfehlen.« Es war, als redete sie zu einer Wand. Sie wußte, daß er nicht zuhörte. Außerdem mochte sie diese Art von Verabredung nicht. Es würden andere Leute herumstehen, und es würde schwierig sein, ungestört zu reden.
    Wenn sie es sich recht überlegte, gefiel ihr überhaupt nichts, was heute passiert war. Sie hatte das Gefühl, daß ihr nicht nur die Sache mit Kevin De Haven aus der Hand geraten war, sondern auch alles andere. Sie überdachte noch einmal die Ereignisse des Tages. Smith hatte sie überfahren, in das Essen mit Arleen Grossman einzuwilligen. Und es tat ihr verdammt leid, daß sie Teddy Lanzman Smith gegenüber erwähnt hatte.
    »Du kannst ihn nicht nach dem Essen mit Arleen treffen«, hatte Smith behauptet, als Wetzon ihr Telefongespräch mit Teddy beendete.
    In Gedanken damit beschäftigt, was Teddy eben gesagt hatte, hatte Wetzon aufgeschaut. Smith hatte dagestanden, die Hände auf den Hüften, entrüstet.
    »Und warum nicht, bitte schön?«
    »Was denkst du dir dabei, mitten in der Nacht in der ganzen Stadt herumzufahren und gefährliche Leute zu treffen?«
    »Jetzt mach mal einen Punkt, Smith. Ich bin alt genug. Ich kann selbst auf mich aufpassen. Und außerdem ist Teddy nicht gefährlich.« Stimmte das?
    »Nein, es ist nicht sicher. Das kannst du mir glauben. Du rufst mich an, wenn du mit Arleen fertig bist, und ich begleite dich.«
    »Machst du Witze?« Wetzon hatte sie mit zusammengekniffenen Augen betrachtet. Smith’ Gesicht drückte nur Güte und Besorgnis aus. Warum also spürte Wetzon, daß mehr dahinter steckte?
    »Schließlich habe ich nur eine Partnerin.« Smith’ Blick war weich. »Woher würde ich eine wie dich bekommen?«
    »Stimmt.« Wetzon lächelte sie an. »Und wo würde ich eine wie dich bekommen?« Sie lehnte sich zurück, streckte die Beine aus und wackelte mit den Zehen. »Aber ich glaube, es würde Teddy aus dem Konzept bringen, wenn ich eine Fremde mitbrächte...«
    Smith winkte ab. »Unsinn. Er würde es verstehen — das heißt, falls er wirklich dein Freund ist. Es ist nicht klug, sich zur Zielscheibe zu machen, allein auf der Straße in diesem Viertel und spät in der Nacht.«
    Was zum Teufel redete sie da? »Zielscheibe?«
    »Was ist überhaupt so dringend, daß du ihn sehen mußt? Hat er diese gräßliche Russin gefunden?«
    »Meinst du Ida? Nein. Er hat etwas über Peepsie Cunningham herausbekommen, das beweisen könnte, daß sie ermordet wurde.« Wetzon war so klug, Peter Tormenkov nicht zu erwähnen. Es war nicht angebracht, Smith noch mehr wissen zu lassen, als sie bereits wußte.
    »Wirklich? Schön, ich nehme an, du kannst nicht bis morgen warten, um es zu erfahren. Also muß ich mitkommen.« Sie gähnte.
    Verdammt. »Es ist nicht nötig, daß du mitkommst.« Ich will nicht, daß du mitkommst. Wetzon wählte ihre Worte vorsichtig. Smith war so empfindlich, und das letzte, was sie jetzt brauchen konnte, war eine

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