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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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und Wetzons Stiefel machten ein gedämpftes Geräusch beim Gehen. Sie kam an Türen mit Glasfenstern vorbei, und über jeder Tür stand Studio und eine Zahl, an manchen auch noch ein Buchstabe. Die Studios waren dunkel.
    Der Gang endete vor zwei großen Metalltüren, ebenfalls mit Fenstern. Sie stieß gegen die Türen, die sich leicht öffnen ließen und in den Anbau führten, wie sie annahm, denn der Boden war ein wenig tiefer, obwohl der Teppichboden der gleiche war. Es war ein anderes Gebäude. Die Wände waren hier verputzt und nicht aus Stein oder Marmor wie im Hauptgebäude.
    Und jetzt hörte sie die Stimmen. Sie waren gedämpft, aber man konnte einen Streit heraushören.
    Im Studio 24B brannte Licht. Durch das Glasfenster sah sie einen Produktionsraum. Zwölf hochmoderne TV-Monitoren nahmen die eine Seite des Studios ein, darunter gab es eine Masse Knöpfe und Schalter, Hochleistungstechnik, viel komplizierter als die Schalttafeln der Beleuchter aus ihren Tagen am Theater. Vier Personen saßen an einem Regiepult, beobachteten einen Monitor, fuchtelten mit den Armen, schrien alle gleichzeitig. Eine Frau und drei Männer. Die Frau und einer der Männer, klein, mit unordentlichem Bart, waren ungefähr in Wetzons Alter, vielleicht jünger. Die beiden anderen Männer sahen älter aus. Der eine hatte die Füße auf dem Regiepult. Krause rote Haare sprossen um eine breite kahle Stelle auf seinem Kopf. Der vierte, der Jeans und ein rotes Sweatshirt mit dem Aufdruck >Rutgers< in schwarzen Buchstaben trug, schob und drehte Hebel am Regiepult.
    Wetzon klopfte an die Tür. Niemand achtete darauf, niemand hob auch nur den Kopf. Sie öffnete die Tür.
    »Schneide den ganzen Scheiß raus«, sagte Kraushaar. »So ist es zu lang.«
    Die Frau, der schmutzige blonde Strähnen in die Augen hingen, nahm einen Stift, den sie hinterm Ohr hatte, und stach damit nach Kraushaar. »Niemand schneidet hier...«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Wetzon.
    Sie sahen sie an und blickten weg.
    »Du hast hier überhaupt nichts zu sagen, Joan.«
    »Also gut, wo ist Teddy, verdammt noch mal? Soll er entscheiden.«
    »Entschuldigen Sie...«
    »Ja? Suchen Sie jemand?« Joan steckte den Stift wieder hinters Ohr und starrte auf den Monitor.
    »Teddy Lanzman. Er erwartet mich.«
    Alle vier tauschten wissende Blicke.
    »Er ist auf eine Minute in sein Büro gegangen — verdammt, was hält Teddy...«
    »Du kennst ihn doch, Mann, Minute, halbe Stunde. Wahrscheinlich hängt er am Telefon...«
    »Hören Sie, Sie können hier warten, oder Sie können ihn oben treffen«, sagte Joan.
    »Oben?«
    »Ja, in seinem Büro — siebter Stock, Hauptgebäude. Zum Fluß hin.« Joan sah nicht vom Monitor auf.
    »Danke.« Niemand drehte sich nach ihr um.
    »Ich sehe nicht ein, warum wir hier nicht dreißig Sekunden rausnehmen können.«
    »Kommt nicht in Frage. Das ist eine verdammt tolle Aufnahme von dieser alten Frau, wie sie ihr Gebiß herausnimmt.«
    »Es ist Scheiße, Joan. Scheiße! Aber ich gebe es dir im Nachspann wieder.«
    »Darauf laß ich mich nicht ein«, schrie Joan.
    Wetzon ging zum Aufzug zurück. Der Gang gähnte leer vor ihr, und sie ging schneller. Sie war ein Eindringling hier. Sie schauderte. Gott sei Dank war der Aufzug geradeaus vor ihr.
    Sie dachte gerade, wie dumm sie sich benahm, als die Deckenlampen flackerten und ausgingen, so daß sie völlig im Dunkeln stand. »Scheiße!« hörte sie jemanden sagen und merkte, daß sie es selbst war. Gott, ließ sie sich leicht Angst einjagen.
    Die Lampen flackerten zweimal und gingen wieder an. Erleichtert atmete sie auf. Weswegen war sie bloß so nervös? Sie eilte zum Nachtaufzug und drückte auf den Aufwärts-Knopf. Kein Motorengeräusch, kein Summen. Nichts. Das Licht am Aufzugknopf ging nicht an. Sie drückte fest auf den Abwärts-Knopf. Nichts. Verdammt. Sie drückte verzweifelt auf beide Knöpfe. Die Lichter gingen aus, diesmal ohne Flackern. Unsinnige Angst überfiel sie.
    Doch halt, sie war nicht ganz im Dunkeln. Ein schwacher Schein kam vom Gang vor ihr. Sie ging darauf zu, indem sie mit der Hand über die Wand streifte. Es war das Treppenhaus. Trübes Licht drang aus dem kleinen Fenster der Metalltür. Es mußte ein anderer Stromkreis sein. Wahrscheinlich war also der Aufzug außer Betrieb. Sie konnte über die Treppe zu Teddys Büro kommen. Nur zwei Treppen hoch, und wenn sein Büro zum Fluß hin lag, müßte es das erste Büro sein, links oder rechts vom Treppenhaus.
    Sie drückte die Metalltür

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