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Ruhe unsanft

Ruhe unsanft

Titel: Ruhe unsanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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damals gesehen!«
    »Unten in der Halle – nicht im Schlafzimmer.«
    »Was macht das schon?«
    »Na, ich finde es zumindest seltsam, dass dein Vater behauptete, seine Frau im Schlafzimmer erwürgt zu h a ben, wenn du es in der Halle mit angesehen haben willst.«
    »Ach, das ist doch nebensächlich.«
    »Ich finde nicht. Bitte, Gwenda, reiß dich zusammen! Einige Punkte an der Geschichte sind doch reichlich sonderbar. Gut, nehmen wir einmal an, dein Vater hat Helen tatsächlich umgebracht, und zwar in der Halle. Was geschah als nächstes?«
    »Er lief zu Dr. Kennedy.«
    »… und erzählte ihm, er habe seine Frau erwürgt, im Schlafzimmer. Beide kehrten unverzüglich an den Ort des Geschehens zurück – und fanden keine Leiche, weder in der Halle noch im Schlafzimmer. Verflixt, einen Mord ohne Leiche kann es nicht geben. Was hatte er mit der Leiche gemacht?«
    »Vielleicht hat Dr. Kennedy ihm geholfen, sie zu bese i tigen und alles zu vertuschen. Und in dem Fall würde er sich natürlich hüten, es gerade uns zu erzählen.«
    Giles schüttelte den Kopf.
    »Nein, Gwenda, das traue ich Kennedy nicht zu. Er ist ein dickköpfiger, gerissener, unsentimentaler Schotte. So ein Typ macht sich nicht zum Helfershelfer. Ich glaube es nicht. Er würde sein Bestes für seinen Schwager tun, um ihn vor Gericht mit einem Gutachten über seinen Gei s teszustand zu entlasten – das ja. Aber warum sollte er den Kopf für einen solchen Schwindel hinhalten? Halliday war weder ein Blutsverwandter noch ein naher Freund. Seine eigene Schwester war getötet worden, und die mochte er sehr gern, obwohl er in seiner prüden und strengen Art manches an ihr missbilligte. Und du warst nicht das Kind seiner Schwester, eine Tatsache, die ihn auch nicht zur Vertuschung eines Mordes bewogen h a ben würde. Wenn er trotz allem mitgespielt haben würde, so hätte er es auf die für einen Arzt einfachste Art getan: zu bescheinigen, dass Helen an Herzversagen oder so etwas gestorben sei. Damit wäre er wahrscheinlich durc h gekommen – aber wir wissen ja genau, dass er es nicht getan hat. Denn Helen ist nicht bei den Sterbefällen des Gemeinderegisters aufgeführt. Unter diesen Vorausse t zungen erkläre bitte, wo die Leiche geblieben ist – wenn du kannst.«
    »Vielleicht hat mein Vater sie irgendwo vergraben, etwa im Garten.«
    »Und anschließend soll er zu Kennedy gegangen sein, um ihm zu erzählen, er habe soeben seine Frau ermordet? Warum? Warum nicht bei der Version bleiben, sie habe ihn verlassen?«
    Gwenda strich sich das Haar aus der Stirn, Ihre Haltung entspannte sich allmählich, und die roten Flecken ve r schwanden.
    »Ich weiß nicht«, murmelte sie. »Wenn du es so z u sammenfasst, kommen mir meine Einwände selber ve r dreht vor. Glaubst du, dass Dr. Kennedy uns die volle Wahrheit gesagt hat?«
    »Ja, da bin ich völlig sicher. Er hat das Ganze vom ärz t lichen Standpunkt aus gesehen, und das ist der einzig vernünftige: Träume, Wahnvorstellungen – zum Schluss regelrechte Besessenheit. Für ihn besteht kein Zweifel, dass alles nur Halluzination war, denn er hat keine Leiche gefunden. Und in diesem Punkt unterscheiden wir uns von ihm. Denn du weißt, dass sie da war.
    Zu seiner Aussage passt auch alles Übrige: der zerknül l te Abschiedsbrief im Papierkorb, die mitgenommenen Kleider und das Gepäck. Und vor allem die beiden Bri e fe, die er später von seiner Schwester erhielt.«
    Gwenda bewegte sich unruhig.
    »Ja, diese Briefe sind mir unerklärlich… wenn sie wir k lich von ihr stammen. Hat er die Handschrift erkannt? Darüber hat er nichts gesagt.«
    »Lieber Himmel, Gwenda, weil die Frage sich für ihn gar nicht ergab. Es ging schließlich nicht um eine g e fälschte Scheckunterschrift. Wenn die Handschrift der seiner Schwester auch nur einigermaßen ähnelte, hatte er keinen Grund, ihre Echtheit zu bezweifeln. Er war ja sowieso überzeugt, dass Helen mit einem anderen Mann durchgebrannt sei. Diese Ansicht wurde durch die Briefe nur bestätigt. Wenn er nie wieder etwas von ihr gehört hätte – dann wäre vielleicht auch er misstrauisch gewo r den. Trotzdem sind da ein paar Punkte, die ihm nicht aufgefallen zu sein scheinen; aber mir. Mich macht die seltsame Anonymität der Briefe stutzig. Als Absender ist nur ›postlagernd‹ angegeben und keine Andeutung, wer der andere Mann war. Ein klarer Entschluss also, alle alten Bande für immer zu zerreißen. Solche Briefe kö n nen durchaus von einem Mörder fingiert sein, der bei

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