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Ruhe unsanft

Ruhe unsanft

Titel: Ruhe unsanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Morgen nach ihrer Rückkehr aus Northu m berland waren Giles und Gwenda gerade mit dem Frühstück fertig, als Miss Marple gemeldet wurde und gleich darauf mit um Entschuldigung bitte n der Miene eintrat.
    »Ich fürchte, es ist noch sehr früh. Im Allgemeinen ist so was nicht meine Gewohnheit, aber ich habe etwas auf dem Herzen.«
    »Wir freuen uns, Sie zu sehen«, sagte Giles und rückte einen Stuhl für sie zurecht. »Trinken Sie noch eine Tasse Kaffee mit?«
    »O nein, vielen Dank. Ich habe sehr gut gefrühstückt. Aber lassen Sie mich erklären. Sie hatten mir freundl i cherweise erlaubt, in Ihrer Abwesenheit zu kommen und ein wenig zu jäten…«
    »Sie sind ein Engel!«, unterbrach sie Gwenda.
    »… und ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass zwei Tage Arbeit für diesen Garten nicht ausreichen. Außerdem zieht Foster Ihnen das Geld aus der Tasche; seine Arbeit besteht vornehmlich aus Reden und Teetri n ken. Da er behauptet, nicht mehr tun zu können, habe ich mir erlaubt, noch einen Mann zur Aushilfe zu eng a gieren – nur für einen Tag pro Woche, mittwochs. Das wäre also heute.« Giles sah Miss Marple neugierig an. Diese sicher gut gemeinte Eigenmächtigkeit verwunderte ihn.
    »Ja«, sagte er zögernd, »Foster ist für wirklich schwere Arbeit zu alt.«
    »Oh, Mr Reed, ich muss leider gestehen, dass Manning noch älter ist. Fünfundsiebzig, behauptet er. Aber ich hielt seine Einstellung – nicht für lange – für einen guten Schachzug, weil er vor vielen Jahren bei Dr. Kennedy beschäftigt war. Helens Jugendflirt hieß übrigens Jack Afflick.«
    »Miss Marple«, sagte Giles feierlich, »ich habe Ihnen in Gedanken Unrecht getan. Sie sind ein Genie! Zweifellos wissen Sie auch schon, dass Kennedy mir die erbetenen Schriftproben von Helen besorgt hat?«
    »Ja. Ich war hier, als er sie brachte.«
    »Ich schicke sie heute an einen guten Schriftexperten, den man mir empfohlen hat.«
    »Gehen wir doch jetzt in den Garten und begrüßen Manning«, sagte Gwenda.
    Manning war ein mürrischer, gebeugter alter Mann mit feuchten, etwas verschlagen blickenden Augen. Das Tempo, mit dem er einen Weg harkte, wurde spürbar schneller, als seine neuen Arbeitgeber näher kamen.
    »Morgen, Sir, Morgen, Ma’am! Die Lady hat gesagt, Sie könnten mittwochs ein bisschen Hilfe brauchen. Mir soll’s recht sein. Eine Schande, wies hier aussieht.«
    »Ja, der Garten ist in den letzten Jahren leider verwi l dert.«
    »Stimmt! Dabei war’s früher mal ein Schmuckkästchen, als Mrs Findeyson noch lebte. Sie war eine echte Garte n freundin.«
    Giles lehnte gegen eine Rasenwalze, Gwenda brach ein paar welke Rosen ab, und Miss Marple zog sich etwas zurück, um Winden zu jäten. Manning stützte sich auf den Harkenstiel. Die Szene für eine gemütliche Unterha l tung über Gartenarbeit und die gute alte Zeit war gestellt.
    »Sie kennen sicher die meisten Gärten hier in der G e gend?«, begann Giles aufmunternd.
    »Wie meine Hosentasche, Sir. Und was für Verrückthe i ten die Leute sich ausgedacht haben! Mrs Yule oben im ›Niagra‹ zum Beispiel ließ ihren Taxus immer auf Eic h hörnchen zurechtstutzen. Blödsinnig, kann ich da nur sagen. Eine Hecke ist eine Sache, und Tiere sind ne an d re. Colonel Lampard, der hatte riesige Begonien, ganze Beete voll, es war ne Pracht. Richtige Beete kommen ja immer mehr aus der Mode. Ich kann gar nicht mehr zä h len, wie viele Beete ich in den letzten Jahren eingeebnet habe. Überall bloß Rasen. Die Leute haben keinen Sinn mehr für schöne Rabatten mit Geranien und Lobelien.«
    »Sie haben auch für Dr. Kennedy gearbeitet, nicht wahr?«
    »Tja, das ist lange her. Der ist ja umgezogen und hat die Praxis aufgegeben. Der junge Doktor Brent, der jetzt ›Crosby Lodge‹ hat, kuriert alle Leute bloß mit Vitami n pillen. Blödsinnig!«
    »Erinnern Sie sich noch an Dr. Kennedys Schwester?«
    »Miss Helen? Natürlich erinnere ich mich an sie! War ein hübsches Ding, mit ihrem langen hellen Haar. Der Doktor hat sich sehr um sie gekümmert, weil sie nämlich keine Eltern mehr hatte. Als verheiratete Frau hat sie ne Zeit lang hier gewohnt, in diesem Haus. Ihr Mann war in Indien Offizier gewesen.«
    »Ja, das wissen wir«, sagte Gwenda.
    »Ach richtig, Sie sollen ja Verwandte sein. Bildhübsch war sie, die Miss Helen, als sie vom Internat nachhause kam, und unternehmungslustig – alles wollte sie mitm a chen, Tanzereien und Tennis und so weiter. Ich hab d a mals den Tennisplatz in Ordnung

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