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Ruhe unsanft

Ruhe unsanft

Titel: Ruhe unsanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ihn in den Hof. Gwenda beeilte sich, ihren Wagen zu wenden und zurück zum Hotel zu kommen, wo Giles sie erwartete.
    »Das hat aber lange gedauert!«, empfing er sie. »Hast du was erreicht?«
    »Ja. Ich habe viel erfahren. Die Geschichte ist wirklich erschütternd. Er hat Helen sehr geliebt.«
    Dann schilderte sie ihm die Ereignisse des Vormittags und meinte zum Schluss:
    »Mrs Erskine muss wirklich etwas verrückt sein. Sie klang ziemlich durchgedreht. Ich verstehe jetzt, was Erskine mit seiner Bemerkung über die Eifersucht mei n te, es muss schlimm sein, nichts dagegen tun zu können. Jedenfalls haben wir erfahren, dass Erskine nicht mit H e len durchgebrannt ist und keine Ahnung hat, ob sie lebt oder tot ist. Als er sich an jenem Abend von ihr trennte, war sie noch quicklebendig.«
    »Ja«, antwortete Giles. »Zumindest behauptet er das.«
    Gwenda hob unwillig die Brauen, aber Giles meinte u n gerührt:
    »Ja, das sagt er!«

18
     
    M iss Marple machte sich im Garten nützlich, indem sie rings um die Terrasse Unkraut jätete. Ihr Erfolg war bescheiden, da die Wurzeln der Ackerwinden in der Erde unverwüstlich waren. Aber der Rittersporn wurde wenigstens vor ü bergehend etwas von ihnen befreit.
    Die Haushälterin, Mrs Cocker, erschien an der Terra s sentür.
    »Entschuldigen Sie, Madam«, rief sie. »Dr. Kennedy ist da. Er fragte, wie lange Mr und Mrs Reed noch wegble i ben, und ich hab gesagt, ich weiß es nicht genau, aber Sie wüssten vielleicht Bescheid. Soll ich ihn auf die Terrasse führen?«
    »Oh! Ja, tun Sie das, Mrs Cocker!«
    Eine Minute später trat Dr. Kennedy zu Miss Marple, die sich ein wenig aufgeregt mit ihm bekannt machte.
    »… und ich habe der lieben Gwenda angeboten, ab und zu mal in ihrem Garten nach dem Rechten zu sehen, s o lange sie mit ihrem lieben Mann verreist ist. Meiner A n sicht nach werden meine jungen Freunde von Foster, dem Gärtner, ziemlich hinters Licht geführt. Er kommt zweimal die Woche, trinkt viele Tassen Tee, redet eine Menge und tut sehr wenig, wie man sehen kann.«
    »Ja, so sind sie alle«, antwortete Dr. Kennedy geiste s abwesend. »Kein Verlass – immer dasselbe.«
    Miss Marple sah ihn abschätzend an. Er wirkte älter, als sie nach der Beschreibung der Reeds erwartet hatte. Vo r zeitig gealtert, dachte sie. Seine Miene war sorgenvoll und unglücklich. Er stand da, strich sich über das lange, ene r gische Kinn und sagte:
    »Das junge Paar ist verreist, wie ich höre. Wissen Sie, wie lange?«
    »Oh, sie sind nur kurz zu Besuch bei Freunden im Norden. Die heutige Jugend hat kein Sitzfleisch mehr, finde ich. Dauernd müssen sie mit dem Auto von einem Ort zum andern rasen.«
    »Ja«, murmelte James Kennedy, »nur zu wahr. Der junge Giles Reed«, fügte er nach einer Verlegenheitspause hinzu, »hat mich um einige Dokumente gebeten – hm –, genauer gesagt, um alte Briefe, falls ich sie finden könnte.«
    Da er schon wieder stockte, half Miss Marple vorsichtig nach:
    »Die Briefe Ihrer Schwester Helen, nicht wahr?«
    Er zuckte zusammen und warf ihr einen scharfen Blick zu.
    »Ah, man hat Sie ins Vertrauen gezogen? Sind Sie ve r wandt mit den Reeds?«
    »Nur eine alte Freundin«, erklärte Miss Marple. »Wenn ich gefragt werde, rate ich nach bestem Wissen und G e wissen. Leider hört die heutige Jugend selten auf so e t was. Traurig, aber man muss es hinnehmen.«
    »Darf ich fragen, wie Ihr Rat lautete?«, fragte er gespannt.
    »Schlafende Hunde soll man nicht wecken«, sagte Miss Marple energisch.
    Er setzte sich schwerfällig auf einen Gartenstuhl.
    »Das ist eine treffende Redewendung«, bemerkte er. »Ich habe Gwennie gern. Sie war damals ein hübsches kleines Mädchen, und nun ist sie zu einer sympathischen jungen Frau herangewachsen. Ich fürchte, dass sie Una n nehmlichkeiten haben wird.«
    »Es gibt so viele Arten von Unannehmlichkeiten«, sagte Miss Marple.
    »Wie? Ach so – ja, da haben Sie Recht.« Er seufzte. »A l so, wie gesagt, Giles Reed bat mich um leihweise Überla s sung der Briefe, die Helen mir nach ihrer Flucht g e schrieben hat – und nach Möglichkeit auch um frühere Schriftproben von ihr.« Wieder warf er Miss Marple einen forschenden Blick zu.
    »Sie verstehen, was er damit bezweckt?«
    Miss Marple nickte. »Ich vermute es.«
    »Die beiden wecken den alten Gedanken wieder auf, dass Halliday mehr oder weniger die Wahrheit gestand, als er behauptete, seine Frau erdrosselt zu haben. Sie glauben, dass die Briefe, die Helen mir nach ihrer

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