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Ruhe unsanft

Ruhe unsanft

Titel: Ruhe unsanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gebracht, der war seit zwanzig Jahren nicht benutzt worden. Voll Gestrüpp natürlich. Ich musste roden und zurückstutzen, dass es nur so eine Art war, und dann den Platz glätten und ma r kieren. War viel Arbeit, und zum Schluss wurde doch kaum gespielt. Komische Sache, hab ich mir immer g e dacht.«
    »Was war daran so komisch?«, fragte Gwenda.
    »Na, die Geschichte mit dem Netz. Eines Nachts hat es einer in Fetzen geschnitten – einfach in Fetzen. Eine Gemeinheit, wenn Sie mich fragen. Da wollte einer, der nicht mitmachen durfte, den andern den Spaß verde r ben.«
    »Wer tut denn so was?«
    »Das wollte der Doktor auch wissen. Er war ganz aus dem Häuschen, und ich kann’s ihm nicht verdenken, wo er doch den Krempel bezahlt hatte. Aber keiner hat rau s gekriegt, wer’s gewesen ist. Und der Doktor hat gesagt, ein zweites Netz spendiert er nicht, denn wer einmal so ne Gemeinheit macht, der macht sie wieder. Das stimmte ja wohl, aber Miss Helen war ganz geknickt. Sie hatte überhaupt Pech damals. Erst das kaputte Tennisnetz, und dann ihr schlimmer Fuß.«
    »Was fehlte ihr denn?«, fragte Gwenda.
    »Sie ist über eine Harke gestolpert und hat sich wehg e tan. Zuerst war’s bloß eine Schramme, aber es wollte und wollte nicht heilen. Der Doktor kriegte es ordentlich mit der Angst, weil es trotz allem Einschmieren und Verbi n den immer schlimmer wurde statt besser. Ich hör noch, wie er sagte: ›Es ist mir unbegreiflich, da muss was an den Zinken gewesen sein.‹ Er meinte wohl irgendeinen Dreck, wovon man Blutvergiftung kriegen kann. ›Und übe r haupt‹, sagte er, ›wie kommt die Harke im Dunkeln auf den Weg?‹ Denn da war Miss Helen drüber gestolpert, als sie von ner Party spät nachhause kam. Das arme Ding, nun war’s ne ganze Weile aus mit dem Tanzen. Sie mus s te das Bein hochlegen. War wirklich vom Pech verfolgt.«
    Giles hielt den Moment für gekommen, um beiläufig zu fragen:
    »Erinnern Sie sich noch an einen jungen Mann namens Afflick?«
    »Jackie Afflick? Der bei Fane & Watchman war?«
    »Ja, den meine ich. War er nicht ein Verehrer von Miss Helen?«
    »Ach, damit war es nicht weit her. Der Doktor hat ein Machtwort gesprochen, und Recht hat er gehabt. Jackie Afflick war nicht die Klasse für Miss Helen. Aber er kam sich immer enorm schlau vor und hat sich am Ende ganz schön die Finger verbrannt. Ist abgehauen, als ihm der Boden zu heiß wurde. Gut so, solche Burschen mögen wir in Dillmouth nicht. Soll er woanders Geschäfte m a chen.«
    »War er noch hier, als die Sache mit dem Tennisplatz passierte?«, fragte Gwenda.
    »Aha, ich weiß schon, worauf Sie hinauswollen, Ma’am. Aber so was Sinnloses hätte Jackie nie gemacht, dazu war er zu gerissen. Nein, das mit dem Netz war pure Bo s heit.«
    »Und wenn jemand Miss Helen nur ärgern wollte? Wer könnte eine Wut auf sie gehabt haben?«
    Der alte Manning lachte in sich hinein.
    »Tja, ein paar von den anderen jungen Damen waren ihr sicher nicht grün, so hübsch, wie sie war. Da kam keine mit. Aber ich meine, diesen Unfug hat überhaupt niemand von hier angestellt. Eher ein missgünstiger Landstreicher.«
    »War Miss Helen sehr traurig wegen Jackie Afflick?«, wollte Gwenda wissen.
    »Glaub ich nicht. Ihr lag an keinem von den Burschen besonders viel; sie wollte nach der Schule nur ihren Spaß haben. Ein paar waren sehr in sie verliebt. Der junge Mr Fane zum Beispiel, der ist ihr nachgelaufen wie ein Hund.«
    »Und sie? Hat sie sich gar nichts aus ihm gemacht?«
    »Ach was – ausgelacht hat sie ihn, wie die andern. Er ist dann ins Ausland gegangen, ja. Aber später ist er zurüc k gekehrt, und heute ist er der Boss der Firma. Hat nie g e heiratet. Sehr vernünftig. Frauen machen nur Ärger.«
    »Sind Sie verheiratet?«, fragte Gwenda.
    »Hab zwei Frauen begraben«, erwiderte Manning. »Kann mich nicht beklagen. Jetzt rauche ich meine Pfeife in Frieden, wenn ich Lust habe.«
    Da der Gesprächsstoff erschöpft schien, nahm Ma n ning seine Arbeit wieder auf. Giles und Gwenda gingen langsam zum Haus zurück, und Miss Marple ließ die Winden in Ruhe und gesellte sich zu ihnen.
    »Sie sehen nicht gut aus, Miss Marple«, sagte Gwenda besorgt. »Ist Ihnen nicht wohl?«
    »Danke, Kind, es ist nichts.« Die alte Dame schwieg e i nen Moment, bevor sie mit seltsamer Eindringlichkeit sagte: »Die Geschichte mit dem Tennisnetz gefällt mir nicht. In Fetzen geschnitten! Selbst wenn…«
    Sie hielt inne. Giles blickte sie fragend an.
    »Ich verstehe nicht

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