Ruhelos
hatte -Jungen: Mason jr. und Farley – und in Alexandria wohnte. Nach dem dritten Whisky-Punsch fragte er, was sie am Samstag vorhabe. Sie erwiderte, sie habe nichts weiter vor, und so erbot er sich, ihr die Stadt zu zeigen – er müsse sowieso ins Büro, ein paar Dinge regeln.
Am Samstagmorgen also holte Mason sie mit seinem schicken grünen Sedan vom Hotel ab und zeigte ihr die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Das Weiße Haus, das Washington Monument, das Lincoln Memorial, das Capitol und schließlich die National Gallery. In einem Restaurant auf der Connecticut Avenue, das Du Barry hieß, aßen sie zu Mittag.
»Hören Sie, ich kann Sie nicht länger aufhalten«, sagte Eva, als Mason die Rechnung beglich. »Müssen Sie nicht in Ihr Büro?«
»Ach, Unsinn. Das kann bis Montag warten. Ich dachte, ich fahre Sie jetzt mal nach Arlington hinaus.«
Kurz vor sechs Uhr setzte er sie vor ihrem Hotel ab. Er bestellte sie für den Montagnachmittag in sein Büro, dann wisse er mehr über Hopkins’ Gesundheitszustand und ob und wann er für ein Interview zur Verfügung stehe. Sie tauschten einen Händedruck, Eva dankte ihm herzlich für diesen »großartigen Tag«, dann ging sie in ihr Zimmer und rief Romer an.
Am Montagabend versuchte Mason Harding, sie zu küssen. Nach Evas Besuch im Büro – »noch immer kein Harry, leider« – waren sie wieder in seine Bar gegangen, und er hatte wieder zu viel getrunken. Beim Hinausgehen regnete es, sie warteten unter einer Markise, bis der heftige Schauer nachließ, dann rannten sie zu seinem Auto. Sie fand es ein bisschen merkwürdig, dass er sich kämmte, bevor er losfuhr, um sie zum Hotel zu bringen. Mitten im Abschied warf er sich auf sie; sie konnte gerade noch das Gesicht abwenden und spürte seine Lippen an der Wange, am Kinn, am Hals.
»Mason! Was soll das?« Sie stieß ihn weg.
Er zog sich zurück und starrte mit finsterem Blick aufs Lenkrad. »Ich fühle mich sehr zu Ihnen hingezogen, Eve«, sagte er mit seltsam schmollender Stimme, ohne sie anzusehen, als wäre das die einzige Erklärung, die sie erwartete.
»Ich bin sicher, Ihre Frau mag Sie auch sehr.«
Er seufzte und sackte theatralisch in sich zusammen wie bei einem Vorwurf, den er schon zu oft gehört hatte.
»Wir wissen beide, was hier läuft«, sagte er, nun wieder zu ihr gewandt. »Tun wir nicht wie zwei Unschuldige. Sie sind eine schöne Frau. Meine persönlichen Verhältnisse haben nichts damit zu tun.«
»Ich rufe Sie an«, sagte Eva und öffnete die Wagentür.
Er griff nach ihrer Hand, bevor sie aussteigen konnte, und drückte einen Kuss darauf. Sie zog, aber er ließ nicht los.
»Ich verlasse morgen die Stadt«, sagte er. »Ich bin für zwei Tage in Baltimore. Treffen Sie mich dort – im Allegany Hotel, achtzehn Uhr.«
Sie sagte nichts, schüttelte seine Hand ab und stieg aus dem Wagen.
»Im Allegany Hotel«, wiederholte er. »Ich kann Ihnen das Hopkins-Interview vermitteln.«
»Das Gold leuchtet und glänzt«, sagte Eva. »Fast als würde es Hitze ausstrahlen.«
»Gut«, erwiderte Romer. Im Hintergrund hörte sie Stimmengewirr.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte sie.
»Ich bin im Büro.«
»Sie wollen, dass ich verkaufe. Morgen achtzehn Uhr im Allegany Hotel, Baltimore.«
»Unternimm nichts und sag nichts. Ich komme. Wir sehen uns morgen früh.«
Romer war gegen zehn Uhr in Washington. Sie ging in die Lobby, als die Rezeption seine Ankunft meldete, und ihr Herz schlug so sehr, während sie nach ihm Ausschau hielt, dass sie, überrascht von dieser starken Reaktion, erst einmal stehen blieb.
Sie fand ihn in einem versteckten Winkel der Lobby, aber zu ihrem Ärger mit einem anderen Mann, den er schlicht als Bradley vorstellte. Bradley war klein, dunkelhaarig, mit einem Grinsen, das immer von neuem aufflackerte wie eine schadhafte Glühlampe.
Romer stand auf, um Eva zu begrüßen. Sie schüttelten einander die Hand, und er ging mit ihr in eine andere Ecke der Lobby. Als sie saßen, griff sie verstohlen nach seiner Hand.
»Lucas, Liebling …«
»Lass das.«
»Verzeih. Wer ist Bradley?«
»Bradley ist ein Fotograf, der für uns arbeitet. Bist du bereit? Ich glaube, wir müssen los.«
Sie führen mit dem Zug von der Union Station ab. Es war eine Fahrt fast ohne Worte, weil Bradley ihnen gegenübersaß. Jedes Mal, wenn Eva ihn ansah, flackerte sein kurzlebiges Grinsen auf, es war wie ein nervöser Tick. Lieber schaute sie aus dem Fenster und bewunderte die
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