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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Wetterwachs seiner Box näherte. Er ahnte Schwierigkeiten.
»Er kann ein bißchen störrisch sein«, sagte Himmelwärts.
»Tatsächlich?« entgegnete Oma. »Vielleicht kenne ich ein Mittel dagegen.«
    Sie wankte zu dem Tier, zog ein Ohr auf die Höhe ihres Mundes und flüsterte etwas. Der Maulesel blinzelte.
»Das wäre geregelt«, sagte sie. »Hilf mir hoch.«
    »Ich lege ihm nur schnell das Zaumzeug an…«
    »Junger Mann, ich mag derzeit nicht in bester Verfassung sein, aber wenn ich bei irgendeinem Tier Zaumzeug brauche, kannst du mich mit einer Schaufel zu Bett bringen. Hilf mir hoch und sei so freundlich, dabei den Blick abzuwenden.«
    Himmelwärts faltete die Hände zu einem Steigbügel und half Oma in den Sattel.
»Ich sollte dich begleiten…«
    »Es gibt hier keinen zweiten Maulesel. Und außerdem wärst du nur hinderlich. Ich müßte mir die ganze Zeit Sorgen um dich machen.«
    Langsam rutschte sie auf der anderen Seite des Sattels herunter und landete im Stroh. Der Sanfte Falke flatterte empor und ließ sich auf einem Balken nieder. Himmelwärts war zu sehr auf Oma konzentriert, um sich zu fragen, wie der Vogel trotz seiner Haube so zielsicher fliegen konnte.
    »Na so was!«
»Frau Wetterwachs, ich kenne mich ein wenig mit Medizin aus! In deinem gegenwärtigen Zustand kannst du nicht reiten!«
    »Im Augenblick nicht«, gestand Oma, und ihre Stimme klang ein wenig gedämpft. Sie wischte sich Stroh aus dem Gesicht und hob dann die Hand, um sich hochziehen zu lassen. »Aber warte nur, bis ich meine Füße wiederfinde…«
    »Na schön! Na schön! Wie wär’s, wenn ich reite und du dich hinter mir festhältst? Bestimmt wiegst du nicht mehr als das Harmonium, und damit bin ich zurechtgekommen.«
    Oma sah ihn an wie eine Eule. Sie schien betrunken zu sein und jenes Stadium erreicht zu haben, in dem bis dahin unberücksichtigte Dinge als gute Idee erschienen, zum Beispiel noch ein Glas. Schließlich schien sie eine Entscheidung zu treffen.
    »Oh, wenn du darauf bestehst…«
    Himmelwärts fand einen Strick, und nach einer Weile gelang es ihm, Oma auf dem Esel festzubinden. Seine Bemühungen nahmen deshalb soviel Zeit in Anspruch, weil die alte Hexe mit unerschütterlicher Entschlossenheit an dem Glauben festhielt, ihm einen Gefallen zu erweisen.
    »Aber denk daran, daß ich dich nicht gebeten habe, mich zu begleiten«, sagte Oma Wetterwachs. »Ich brauche dich nicht, verflaxt.«
»Verflaxt?«
    »Verflixt, meine ich. Weiß gar nicht, wie mir da ein ›a‹ auf die Zunge geraten konnte.«
    Himmelwärts starrte eine Zeitlang ins Leere. Dann stieg er ab, zog Oma vorsichtig vom Rücken des Maulesels, setzte sie ins Stroh und überhörte dabei ihre Proteste. Dann verschwand er in der Nacht und kehrte kurze Zeit später mit der Axt aus der Schmiede zurück. Mit einem weiteren Strick band er sie an sich fest und stieg wieder auf.
    »Du lernst«, sagte Oma.
Sie hob den Arm, als sie den Stall verließen. Der Sanfte Falke kam sofort herbei und nahm auf ihrem Handgelenk Platz.
Die Luft in der wackelnden Kutsche nahm immer mehr Persönlichkeit an.
Magrat schnüffelte. »Ich bin sicher, daß ich Esme vor nicht allzu langer Zeit neu gewickelt habe…«
Nach einer ergebnislosen Untersuchung des Babys sahen sie unter den Sitzen nach. Greebo schlief dort, mit den Beinen nach oben.
    »Ist das nicht typisch für ihn?« fragte Nanny. »Kann keine offene Tür sehen, ohne hindurchzuschlüpfen, der liebe Kerl. Und er hält sich gern in der Nähe seines Frauchens auf.«
    »Könnten wir ein Fenster öffnen?« fragte Magrat.
»Dann regnet es rein.«
    »Ja, aber dann verschwindet auch der Geruch.« Magrat seufzte. »Weißt du, wir haben mindestens einen Beutel mit Spielzeug zurückgelassen. Verence legte großen Wert auf die Mobiles.«
    »Ich glaube noch immer, daß es zu früh ist, mit der Erziehung des armen Würmchens zu beginnen«, sagte Nanny. Sie wollte Magrat weniger auf etwas hinweisen, das sie für dumm hielt, als vielmehr von den gegenwärtigen Gefahren ablenken.
    »Hat er dich während der Schwangerschaft aufgefordert, lehrreiche Bücher zu lesen und dir beruhigende Musik anzuhören?« fragte Nanny, als die Kutsche durch eine Pfütze rollte.
    »Nun, mit den Büchern war soweit alles in Ordnung, aber das Piano funktioniert nicht richtig, und ich hörte immer nur Shawns Trompetensolo.«
    »Es ist nicht seine Schuld, daß niemand mitspielen will«, erwiderte Nanny. Sie hielt sich fest, als die Kutsche noch etwas stärker wackelte.

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