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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hat auch darum gebeten?«
»Ja, Oma.«
»Ist das nützlich für einen Soldaten?« fragte Himmelwärts und sah zu
    Oma. Sie hatte sich in dem Augenblick verändert, als die anderen hereingekommen waren. Vorher waren ihre Schultern krumm gewesen, und sie hatte sehr müde gewirkt. Jetzt stand sie kerzengerade und hochmütig und wurde dabei von einem Gerüst aus Stolz gehalten.
    »Oh, ja«, antwortete Shawn. »Wenn die andere Seite ruft ›Wir schneiden euch den Schw…‹« Er unterbrach sich und errötete. »Wenn der Gegner ›Wir schneiden auch die Zunge aus dem Mund!‹ oder etwas in der Art ruft…«
    »Ja?«
»Dann kann man mit diesem Werkzeug feststellen, ob es der Wahrheit entspricht«, sagte Shawn.
»Ich brauche ein Pferd«, verkündete Oma.
»Nun, wir hätten da den Ackergaul des alten Kükenarm…«, begann
    Shawn.
»Zu langsam.«
»Ich… äh… habe einen Maulesel«, sagte Himmelwärts. »Der König hat
    mir freundlicherweise erlaubt, ihn im Stall unterzubringen.«
»Weder Pferd noch Esel«, sagte Oma. »Weder das eine noch das andere. So etwas paßt zu dir. Nun, er sollte genügen. Bring ihn hierher. Dann mache ich mich auf den Weg und hole die anderen zurück.«
    »Was? Ich dachte, du wolltest zu deiner Hütte reiten! Nach Überwald? Allein? Das kann ich nicht zulassen!«
»Es liegt mir fern, dich um Erlaubnis zu bitten. Geh jetzt und hol den
    Maulesel. Andernfalls wird Om zornig, nehme ich an.«
»Aber du kannst doch kaum stehen!«
»Ich bin sehr wohl imstande, mich auf den Beinen zu halten! Geh
    jetzt.«
Himmelwärts wandte sich an die versammelten Lancrestianer.
    »Ihr könnt doch nicht erlauben, daß eine arme alte Frau in einer stürmischen Nacht loszieht, um irgendwelchen Ungeheuern gegenüberzutreten.«
    Eine Zeitlang beobachteten die Oggs den Priester interessiert, um festzustellen, ob ihm irgend etwas Scheußliches zustieß.
Dann fragte jemand, der ziemlich weit hinten stand: »Warum sollten wir uns darum scheren, was mit Ungeheuern passiert?«
    Und Shawn Ogg sagte: »Das ist Oma Wetterwachs.«
»Aber sie ist eine alte Frau!« beharrte Hilbert Himmelwärts. Die Menge wich einen Schritt zurück. In der Nähe dieses Mannes
    konnte es recht gefährlich werden.
»Würdet ihr in einer solchen Nacht allein durch den Wald gehen?« fragte Himmelwärts.
Weit hinten erwiderte die Stimme: »Kommt darauf an, ob ich wüßte, wo sich Oma Wetterwachs aufhält.«
    »Glaub nur nicht, das wäre meiner Aufmerksamkeit entgangen, Sodomie Fuhrmann«, sagte Oma, aber in ihrer Stimme lag ein Hauch Zufriedenheit. »Bist du nun bereit, deinen Maulesel zu holen, Himmelwärts?«
    »Bist du sicher, daß du gehen kannst?«
»Natürlich kann ich gehen!«
Himmelwärts gab auf. Oma zeigte der Menge ein triumphierendes Grinsen und marschierte zum Stall, gefolgt von dem Priester. Als er um die Ecke eilte, stieß er fast mit ihr zusammen – sie stand wie erstarrt.
    »Beobachtet mich jemand?« fragte sie.
»Was? Nein, ich glaube nicht. Abgesehen von mir.«
»Du zählst nicht«, sagte Oma.
Ihre Schultern sanken nach unten, und fast wäre sie zusammengebrochen. Himmelwärts hielt sie fest, obwohl sie versuchte, seinen Arm beiseite zu stoßen. Der Sanfte Falke schlug wie verzweifelt mit den Flügeln.
    »Laß mich los! Ich bin nur ausgerutscht, das ist alles!«
    »Ja, ja, natürlich«, erwiderte er in beschwichtigendem Tonfall. »Du bist nur ausgerutscht.«
»Und komm mir jetzt bloß nicht auf die tröstende Tour.«
    »Ja, ja, schon gut. «
»Ich bin durchaus fähig, mit allem allein fertigzuwerden.«
»Solange du nicht ausrutschst…«
»Ja.«
»Also sollte ich vielleicht deinen Arm nehmen, denn hier gibt es wirklich jede Menge Schlamm.«
    Das wenige Licht reichte gerade aus, Omas Gesicht zu erkennen. Die alte Hexe schien mit sich selbst zu ringen.
»Nun, wenn du fürchtest, das Gleichgewicht zu verlieren und zu fallen…«, sagte sie.
»Ja, genau«, erwiderte Himmelwärts dankbar. »Um ganz ehrlich zu sein: Eben wäre ich fast mit dem Fuß umgeknickt.«
»Ich war schon immer der Meinung, daß es den jungen Leuten von heute an Durchhaltevermögen mangelt«, sagte Oma versuchsweise. »Das stimmt. Wir haben kein Durchhaltevermögen.«
    »Und vermutlich kannst du nicht so gut sehen wie ich, weil du zuviel gelesen hast«, fügte Oma Wetterwachs hinzu.
»Da hast du völlig recht. Ich bin stockblind.«
»Na schön.«
Sie setzten den Weg zum Stall fort, wobei sie gelegentlich schwankten.
    Der Maulesel schüttelte den Kopf, als sich Oma

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