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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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haben seit Tagen keine Nahrung mehr zu sich genommen, und die alte Frau war kaum mehr als ein kleiner Imbiß, und der Graf erlaubt uns noch nicht, in Lancre zu speisen, und er meint, Eskrau sei in Ordnung, und eigentlich ist es gar kein großer Umweg.«
    »Na schön. Wenn Vater damit einverstanden ist…«
Morbidia flog fort.
    »Seit Wochen sind wir nicht mehr in Eskrau gewesen«, sagte Vlad. »Es ist ein angenehmer kleiner Ort.«
»Ihr wollt dort speisen ?« fragte Agnes.
    »Du machst dir völlig falsche Vorstellungen.«
»Du weißt überhaupt nicht, was ich mir vorstelle.«
»Ich kann’s mir denken.«
Vlad lächelte. »Vielleicht war Vater deshalb einverstanden, weil er
    möchte, daß du den Ort siehst. Man kann so leicht Angst vor Dingen haben, die man nicht kennt. Und vielleicht bekommst du Gelegenheit, in die Rolle einer Botschafterin zu schlüpfen, um Lancre mitzuteilen, wie das Leben unter der Elstyr-Herrschaft abläuft.«
    »Menschen, die nachts aus ihren Betten gezerrt werden, Blut an den Wänden… Meinst du so was?«
    »Du bist erneut ungerecht, Agnes. Wenn die Leute herausfinden, daß man ein Vampir ist, behandeln sie einen plötzlich, als wäre man ein Ungeheuer.«
    Sie glitten sanft durch die Nachtluft.
    »Vater ist sehr stolz auf seine Arbeit in Eskrau«, fuhr Vlad fort. »Ich schätze, du wirst beeindruckt sein. Und vielleicht darf ich dann hoffen…«
    »Nein.«
»Ich bin in dieser Angelegenheit wirklich sehr verständnisvoll, Agnes.« »Ihr seid über Oma Wetterwachs hergefallen und habt sie gebissen !« »Symbolisch. Um sie in die Familie aufzunehmen.«
»Ach, tatsächlich? Und das macht es besser? Wird sie zu einem Vampir?«
    »Natürlich. Und zu einem guten, nehme ich an. So etwas ist nur dann schrecklich, wenn man es für eine schlechte Sache hält, ein Vampir zu sein. Wir sehen das nicht so. Und ich bin sicher, du wirst deine Meinung ändern. Ja, ein Abstecher nach Eskrau könnte gut für dich sein. Für uns alle. Dort können wir beobachten, was möglich ist…«
    Agnes starrte.
    Sein Lächeln gefällt mir … Er ist ein Vampir! Na schön, aber abgesehen davon… Ach, abgesehen davon, wie? Nanny würde dich auffordern, das Beste daraus zu machen. Für Nanny mag das in Ordnung sein, aber kannst du dir vorstellen, einen Vampir zu küssen? Ja, das kann ich. Zugegeben, sein Lächeln ist wirklich nicht übel, und mit der Weste sieht er eigentlich ganz gut aus, aber denk doch nur an das, was er ist… Hast du es bemerkt? Was soll ich bemerkt haben? Etwas unterscheidet ihn von den anderen. Er versucht nur, bei uns eine schwache Stelle zu finden. Nein, etwas an ihnen ist… anders…
    »Vater meint, Eskrau sei eine Modellgemeinde«, sagte Vlad. »Dort zeigt sich, was passiert, wenn man die alte Feindschaft überwindet, wenn Menschen und Vampire lernen, friedlich zusammenzuleben. Ja. Wir sind bald da. Eskrau ist unsere Zukunft.«
    Bodennebel wallte tief zwischen den Bäumen und zerfaserte, als ihn die Hufe des Maulesels trafen. Regen tropfte von den Zweigen. Es war sogar verdrießlich klingender Donner zu vernehmen; nicht die kontaktfreudige Art, die über den ganzen Himmel kracht, sondern eine mürrische Variante, die am Horizont herumhängt und dort mit anderen Gewittern schwatzt.
    Hilbert Himmelwärts hatte mehrmals versucht, ein Gespräch mit sich selbst zu führen, aber das Problem war, daß sich irgendwann auch mal die andere Person zu Wort melden mußte. Gelegentlich hörte er ein Schnarchen hinter sich. Wenn er sich umdrehte, schlug der Sanfte Falke auf Omas Schulter so mit den Flügeln, daß ihm die Federn übers Gesicht strichen.
    Manchmal hörte das Schnarchen mit einem kurzen Brummen auf, und eine Hand berührte ihn an der Schulter, um dann in eine Richtung zu deuten, die ebenso gut oder schlecht war wie jede andere Richtung.
    Das geschah auch jetzt.
»Was hast du da gesungen?« fragte Oma Wetterwachs.
»Ich war dabei nicht sehr laut.«
»Wie heißt das Lied?«
»›Om ist in seinem heiligen Tempel.‹«
»Hübsche Melodie«, kommentierte Oma.
»Sie gibt mir Mut«, sagte Himmelwärts. Ein nasser Zweig traf ihn an
    der Nase. Immerhin könnte ein Vampir hinter mir sitzen, dachte er. Wie gut auch immer sie sein mag.
»Das Lied spendet dir Trost, nicht wahr?«
»Ich denke schon.«
    »Gilt das auch für die Stelle, an der es heißt ›das Üble mit dem Schwert erschlagen‹? Als Omnianer wäre ich davon ein wenig beunruhigt. Wird man für eine kleine Notlüge mit einem Piekser bestraft? Und

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