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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Symbole bereiten uns keine Schmerzen. Weihwasser ist einfach nur Wasser – ja, ich weiß, aber Kryptopher war nicht richtig konzentriert. Knoblauch ist nur ein weiterer Vertreter der Lauch-Familie. Tun uns Zwiebeln weh? Fürchten wir uns vor Schalotten? Nein. Wir sind nur ein bißchen müde, das ist alles. Malicia, gib dem Rest des Clans Bescheid. Wir gönnen uns einen kleinen Urlaub von der Vernunft. Und nachher, am Morgen, gibt es eine neue Weltordnung, und ich kann dies alles nicht mehr zulassen…«
    Er rieb sich die Stirn. Der Graf war stolz auf seinen Verstand und pflegte ihn mit großer Sorgfalt. Aber jetzt fühlte sich sein Ich entblößt an. Er war nicht sicher, daß er richtig dachte. Die alte Wetterwachs konnte sich doch nicht in seinem Kopf versteckt haben? Er hatte über Hunderte von Jahren Erfahrungen gesammelt. Es war ausgeschlossen, daß ihn irgendeine Dorfhexe überlistete. Völlig undenkbar…
    Sein Hals war wie ausgedörrt. Wenigstens konnte er diesmal dem Ruf seiner Natur folgen. Obwohl er ihn jetzt als seltsam beunruhigend empfand.
    »Haben wir… Tee?« fragte er.
»Was ist Tee?« erwiderte die Gräfin.
»Äh… er wächst an einem Strauch, glaube ich«, antwortete der Graf. »Beißt man hinein?«
»Nein, man… taucht ihn in heißes Wasser.«
    Der Graf schüttelte den Kopf und versuchte, sich von diesem dämonischen Bedürfnis zu befreien.
    »Während er noch lebt?« fragte Lacrimosa. Ihre Miene erhellte sich. »… süße Kekse…«, murmelte der Graf.
»Du solltest dich zusammenreißen, Schatz«, sagte die Gräfin. »Dieser… Tee«, ließ sich Lacrimosa vernehmen. »Ist er… braun?« »Ja«, flüsterte der Graf.
»Als wir in Eskrau waren und ich einen der Menschen beißen wollte,
    hatte ich plötzlich eine gräßliche Vision«, erklärte Lacrimosa. »Ich sah eine Tasse, die mit dem schrecklichen Zeug gefüllt war.«
Der Graf schüttelte sich.
»Ich weiß nicht, was mit mir los ist«, sagte er. »Ich schlage vor, wir halten uns an die Dinge, die wir kennen. Gehorchen wir unserem Blut…«
    Das zweite Opfer im Kampf um das Schloß war Vargo, ein dürrer junger Mann, der zum Vampir geworden war, weil er glaubte, dadurch interessanten Mädchen zu begegnen – oder überhaupt irgendwelchen Mädchen –, und weil man ihm gesagt hatte, Schwarz stünde ihm gut. Und dann mußte er feststellen, daß die Aufmerksamkeit eines Vampirs vor allem der nächsten Mahlzeit galt, und bisher hatte er den Hals nicht für die faszinierendste Körperstelle eines Mädchens gehalten.
    Derzeit wollte er nur noch schlafen. Als die Vampire ins Schloß drängten, wandte sich Vargo von den anderen ab und schlenderte in Richtung Keller, wo ihn ein hübscher, bequemer Sarg erwartete. Er war natürlich hungrig, denn in Eskrau hatte er nicht mehr bekommen als einen Fußtritt gegen die Brust, doch sein Selbsterhaltungstrieb blieb groß genug, um die Jagd den anderen zu überlassen – er konnte später zu ihnen stoßen, wenn eine sichere Mahlzeit in Aussicht stand.
    Der Sarg ruhte mitten im halbdunklen Keller auf einem schlichten Stützgerüst, und der Deckel lag achtlos auf dem Boden. Schon als Mensch hatte sich Vargo nicht um sein Bettzeug gekümmert.
    Als das Auge der Erzählung vom Sarg zurückglitt, geschahen zwei Dinge. Das erste lief recht langsam ab: Vargo brauchte eine Weile, um sich daran zu erinnern, daß sein Sarg nicht mit einem Kopfkissen ausgestattet gewesen war.
    Das zweite betraf Greebos ausgesprochen schlechte Laune und seinen Entschluß, nicht noch mehr über sich ergehen zu lassen. Er war in dem Kasten mit den Rädern hin und her gestoßen worden, und einmal hatte sich Nanny auf ihn gesetzt, und das ärgerte ihn deshalb so sehr, weil er auf dem Niveau animalischer Instinkte begriff, daß er keinen größeren und dümmeren Fehler machen konnte, als Nanny zu kratzen – immerhin durfte er von niemand anderem Futter erwarten.
    Anschließend war er einem Hund begegnet, der ihn zu lecken versuchte. Er hatte ihn einige Male seine Krallen und Zähne spüren lassen, was den Hund jedoch nur dazu ermutigt hatte, noch freundlicher zu sein.
    Irgendwann entdeckte er einen bequemen Platz und rollte sich dort zusammen, und jetzt wagte es jemand, ihn als Kissen zu benutzen… Alles ging verhältnismäßig leise vonstatten. Der Sarg erbebte einige Male und drehte sich.
Greebo fuhr die Krallen wieder ein und schlief weiter.
    »… brennen, mit klarem, hellem Licht…«
Platsch, plansch, platsch.
»… und ich in meinem…

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