Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Fpinnen gefallen!«
Nanny lehnte sich an die Wand, um wieder zu Atem zu kommen.
    »Oma ist hier irgendwo«, schnaufte sie. »Frag mich nicht, wie sie es geschafft hat. Aber die beiden Vampire wünschten sich eine Tasse Tee, und ich schätze, nur Esme kann in fremden Köpfen soviel Verwirrung stiften…«
    Das Pochen des Türklopfers hallte unten über den Hof. Gleichzeitig öffnete sich die Tür am anderen Ende der Zinnen, und sechs Vampire näherten sich.
    »Sie verhalten sich ziemlich dumm«, meinte Nanny. »Gib mir zwei Pflöcke.«
»Wir haben keine Pflöcke mehr, Nanny.«
»Na schön. Dann reich mir die Flasche mit dem Weihwasser.
    Schnell…«
»Ef ift keinf mehr übrig, Nanny.«
»Wir haben nichts mehr?«
»Nur noch eine Orange, Nanny.«
»Eine Orange?«
»Unf find auch die Zitronen aufgegangen.«
»Was nützt es, wenn ich einem Vampir eine Orange in den Mund stecke?« fragte Nanny und beobachtete die näher kommenden Geschöpfe.
    Igor kratzte sich am Kopf. »Nun, ich schätze, dann bekommt er nicht fo schnell eine Erkältung…«
Das Pochen des Türklopfers hallte erneut durch das Schloß. Mehrere Vampire schlichen über den Hof.
    Nanny bemerkte einen Schimmer am Rand der Tür und ließ sich von ihrem Instinkt leiten. Als die Vampire zu laufen begannen, packte sie Igor und zog ihn mit sich zu Boden.
    Der Torbogen explodierte. Steine und Holzsplitter rasten auf einer anschwellenden Kugel aus grellem Licht über sie hinweg. Die Vampire wurden von den Beinen gerissen und schrien, als das Feuer sie nach oben trug.
Als das Gleißen verblaßte, blickte Nanny vorsichtig in den Hof hinab.
    Ein hausgroßer Vogel, dessen Flügel aus Feuer breiter waren als das Schloß, hockte dort, wo eben noch das Tor gewesen war.
    Hilbert Himmelwärts stemmte sich hoch und verharrte zunächst auf allen vieren. Um ihn herum loderten Flammen und donnerten wie brennendes Gas. Die Haut des Priesters hätte bereits verkohlt sein müssen, doch sonderbarerweise fühlte sich das Feuer nicht gefährlicher an als ein heißer Wüstenwind. Die Luft roch nach Kampfer und Gewürzen.
    Er sah auf. Die Flammen umgaben Oma Wetterwachs, wirkten jedoch seltsam transparent und nicht ganz real. Hier und dort tanzten goldene und grüne Funken über das Kleid der Hexe, während sie mitten im Feuer stand.
    Sie blickte auf ihn herab. »Du bist jetzt im Flügel des Phönix, Herr Himmelwärts!« rief sie, um das Donnern zu übertönen. »Und du brennst nicht!«
    Der auf ihrem Handgelenk hockende Vogel glühte weiß und schlug mit seinen kleinen Schwingen.
»Wie ist das möglich?«
    »Du bist der Gelehrte! Männliche Vögel legen Wert auf ein eindrucksvolles Erscheinungsbild, nicht wahr?«
»Männliche Vögel? Dies ist ein männlicher Phönix?«
    »Ja!«
    Das Wesen sprang. Für Himmelwärts sah es nach einer großen blassen Flamme in Form eines Vogels aus, und darin schwebte – wie der Kopf eines Kometen – ein zweiter Vogel, der mehr Substanz zu haben schien…
    Der Phönix glitt nach oben, dem Turm entgegen. Ein kurzer Schrei verriet, daß ein Vampir nicht schnell genug gewesen war.
»Er verbrennt nicht?« fragte Himmelwärts.
    »Wohl kaum«, erwiderte Oma und kletterte über die Trümmer hinweg. »Es hätte keinen Sinn…«
    »Dann muß es ein magisches Feuer sein.«
»Angeblich hängt es von einem selbst ab, ob man von den Flammen verbrannt wird oder nicht«, sagte Oma. »Als Kind habe ich sie beobachtet. Meine Großmutter erzählte mir von ihnen. In manchen kalten Nächten kann man sehen, wie sie über der Mitte am Himmel tanzen, in grünem und goldenem Feuer…«
    »Ach, du meinst die Aurora Coriolis«, entgegnete Himmelwärts und versuchte, vernünftig zu klingen. »Aber sie wird von magischen Partikeln verursacht, die…«
    »Ich weiß nicht, was sie verursacht «, unterbrach Oma den Priester. »Aber ich weiß, was es ist: tanzende Phönixe.« Sie streckte die Hand aus. »Ich sollte deinen Arm halten.«
    »Für den Fall, daß ich das Gleichgewicht verliere?« fragte Himmelwärts und beobachtete noch immer den brennenden Vogel.
»Genau.«
    Als der Priester Oma stützte, neigte der Phönix über ihnen den Kopf nach hinten und schickte einen Schrei gen Himmel.
»Wenn ich daran denke, daß ich ihn für ein allegorisches Wesen gehalten habe…«, murmelte Himmelwärts.
»Selbst Allegorien müssen leben«, sagte Oma Wetterwachs.
    Vampire sind keine besonders kooperativen Geschöpfe. Es liegt einfach nicht in ihrer Natur. Der ideale Lebensraum für einen

Weitere Kostenlose Bücher