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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Lebenszyklus’.«
    »Faszinierend«, sagte Verence. Kleine Schweißperlen rollten ihm über die Wangen.
    »Alle Bewohner von Überwald verstehen das instinktiv«, meinte die Gräfin. »Aber für Kinder ist es ein sehr rückständiger Ort. Wir freuen uns ja so sehr auf Lancre.«
    »Das höre ich gern«, entgegnete Verence.
»Und es war sehr freundlich von dir, uns einzuladen«, fuhr die Gräfin fort. »Andernfalls hätten wir natürlich nicht kommen können.«
    »Nun, das ist nicht ganz richtig«, sagte der Graf, sah seine Frau an und lächelte strahlend. »Aber ich muß zugeben: Das Verbot, ohne Einladung bestimmte Orte aufzusuchen, hat sich für lange Zeit als sehr wirksam erwiesen. Vielleicht hat es etwas mit alten Territorialinstinkten zu tun. Aber «, fügte er hinzu, »ich habe an einer neuen Lehrmethode gearbeitet und bin sicher, daß wir in einigen Jahren…«
    »Ach, nicht schon wieder der Kram«, stöhnte Lacrimosa.
    »Ja, ich schätze, manchmal kann es einem auf die Nerven gehen«, sagte der Graf und bedachte seine Tochter mit einem wohlwollenden Lächeln. »Ist noch etwas von dem köstlichen Knoblauch-Dip da?«
    Der König war erfüllt von Unbehagen, bemerkte Agnes. Und das war seltsam, denn der Graf und seine Familie wirkten sehr nett. Jedes Wort, das ihnen über die Lippen kam, ergab einen Sinn. Alles schien in bester Ordnung zu sein.
    »Genau«, sagte Vlad neben der jungen Hexe. »Tanzt du, Frau Nitt?« Auf der anderen Seite des Großen Saals begann das Leichte SymphonieOrchester von Lancre (geleitet von Shawn Ogg) mit der schwierigen Suche nach einer Melodie.
»Äh…« Agnes gelang es gerade noch rechtzeitig, ein Kichern zu unterdrücken. »Nein, eigentlich nicht. Zumindest nicht sehr gut…«
    Hast du nicht gehört, was sie gesagt haben? Sie sind Vampire!
»Sei still«, erwiderte sie laut.
»Wie bitte?« Vlad musterte sie verwirrt.
»Und es… Nun, es ist kein besonders gutes Orchester…«
Hast du überhaupt nicht darauf geachtet, worüber sie gesprochen haben, du nutzloser Trampel!
    »Es ist sogar ein sehr schlechtes Orchester«, meinte Vlad.
    »Nun, der König hat die Instrumente erst letzten Monat gekauft, und die Musiker versuchen derzeit gemeinsam, sie spielen zu lernen…«
Hau ihm den Kopf ab! Gib ihm einen Knoblaucheinlauf!
    »Ist alles in Ordnung mit dir? Du weißt doch, daß es hier keine Vampire gibt.«
Er kontrolliert dich! rief Perdita. Sie… beeinflussen die Leute!
    »Ich bin ein wenig… benommen von der Aufregung«, murmelte Agnes. »Ich gehe jetzt besser heim.« Ein tief in ihr verwurzelter Instinkt ließ sie hinzufügen: »Und ich sollte Nanny mitnehmen.«
    Vlad bedachte sie mit einem seltsamen Blick, als reagierte sie nicht so, wie er es von ihr erwartete. Dann lächelte er. Agnes sah, daß er ganz weiße Zähne hatte.
    »Ich glaube, jemandem wie dir bin ich bisher noch nicht begegnet, Fräulein Nitt«, sagte er. »Du besitzt eine besondere… innere Qualität.«
    Er meint mich! Ja, er meint mich! Ich bin ihm ein Rätsel! Laß uns jetzt beide von hier verschwinden! rief Perdita.
»Aber wir werden uns wiedersehen.«
    Agnes nickte, wankte fort und preßte sich dabei die Hand an den Kopf. Er fühlte sich wie ein großer Wattebausch an, in dem unerklärlicherweise eine Nadel steckte.
    Sie kam an Hilbert Himmelwärts vorbei, der sein Buch auf den Boden fallen gelassen hatte, stöhnte und sich den Kopf mit beiden Händen hielt. Er sah zu Agnes auf.
    »Äh… hast du irgend etwas, das gegen Kopfschmerzen hilft?« fragte er. »Es… tut wirklich sehr weh.«
»Die Königin verwendet Weidenrinde für Kopfschmerztabletten«, schnaufte Agnes und eilte weiter.
Nanny Ogg stand verdrießlich mit einem Humpen in der Hand – eine bis dahin völlig unbekannte Kombination.
    »Der Wiesel-Mann ist nicht gekommen«, brummte sie. »Ich werde allen Leuten sagen, was ich von ihm halte. In diesem Teil der Welt hat er im Showgeschäft nichts mehr zu erwarten.«
    »Könntest du mir… nach Hause helfen, Nanny?«
»Ich meine, er hat es sich selbst zuzuschreiben, und außerdem… Fühlst du dich nicht gut?«
»Ich fühle mich schrecklich, Nanny.«
»Dann laß uns gehen. Das gute Bier ist alle, und warum sollte ich hierbleiben, wenn’s nichts zu lachen gibt.«
    Der Wind pfiff über den Himmel, als sie zu Agnes’ Hütte wanderten. Tatsächlich schien es mehr Pfeifen als Wind zu geben. Die blattlosen Bäume knarrten, als die beiden Hexen an ihnen vorbeigingen, und matter Mondschein füllte das Dach des

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