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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Waldes mit gefährlichen Schatten. Wolken drängten sich zusammen und kündigten Regen an.
    Agnes sah, wie Nanny etwas hervorholte, als sie das Schloß hinter sich zurückließen.
Ein Stock. Sie hatte nie von einer Hexe gehört, die nachts einen Stock benutzte.
    »Warum hast du einen Stock dabei, Nanny?«
»Was? Oh? Weiß nicht recht. Es ist eine dunkle Nacht, nicht wahr…?« »Aber du hast dich noch nie vor irgend etwas in Lancre gefürchtet…« Weiter vorn kamen mehrere Geschöpfe durchs Gebüsch und erreichten die Straße. Ein oder zwei Sekunden lang hielt Agnes sie für Pferde – bis der Mondschein auf sie fiel. Kurze Zeit später verschwanden sie auf der anderen Straßenseite im Wald. Hufe pochten zwischen den Bäumen.
    »Die habe ich schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen«, sagte Nanny. »Ich kenne Zentauren nur von Bildern«, erwiderte Agnes. »Sind vermutlich von Überwald hierhergekommen«, meinte Nanny. »Freut mich, sie wiederzusehen.«
In ihrer Hütte zündete Agnes rasch die Kerzen an und wünschte sich Riegel an der Tür.
»Setz dich«, sagte Nanny. »Ich kenne mich hier aus und hole dir ein Glas Wasser.«
»Schon gut, ich…«
    Agnes’ linker Arm zuckte. Entsetzt beobachtete sie, wie er, von einem anderen Willen gelenkt, nach oben kam – die Hand winkte vor ihrem Gesicht.
    »Ist dir warm?« fragte Nanny.
»Ich kümmere mich selbst um das Wasser!« keuchte Agnes. Sie eilte in die Küche und schloß die rechte Hand um ihr linkes Handgelenk. Der linke Arm schüttelte sich frei, nahm ein Messer vom Ablauf, stieß es in die Wand und kratzte damit Buchstaben in den abbröckelnden Putz.
    VMPIR
    Die linke Hand ließ das Messer fallen, griff nach dem Haar an Agnes’ Hinterkopf und schob ihr Gesicht bis auf wenige Zentimeter an die schriftliche Botschaft heran.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?« rief Nanny aus dem anderen Zimmer.
    Agnes nahm eine Bewegung wahr und drehte sich um. Ein kleiner blauer Mann mit einer blauen Mütze beobachtete sie von den Regalen über dem Waschbecken aus. Er streckte die Zunge heraus, machte eine kleine obszöne Geste und verschwand hinter dem Beutel mit der Seife.
    »Nanny?«
»Ja, Mädchen?«
»Gibt es so etwas wie blaue Mäuse?«
»Nicht, während man nüchtern ist.«
    »Ich glaube… ich könnte jetzt einen Schluck vertragen. Ist noch Brandy übrig?«
    Nanny kam herein und zog den Korken aus dem Flachmann. »Ich hab das Ding im Schloß wieder aufgefüllt. Natürlich ist es nur das gewöhnliche Zeug, das man im Laden kaufen kann, aber…«
    Agnes’ linke Hand griff nach dem Fläschchen und setzte es an die Lippen. Anschließend hustete sie so hingebungsvoll, daß ihr ein Teil des Brandys in die Nase geriet.
    »Langsam, langsam, es mag gewöhnliches Zeug sein, aber es ist trotzdem ziemlich hochprozentig«, sagte Nanny.
Agnes knallte den Flachmann auf den Tisch.
    »Na schön«, sagte sie, und Nanny gewann den Eindruck, daß ihre Stimme plötzlich ganz anders klang. »Mein Name lautet Perdita, und hiermit übernehme ich diesen Körper!«
    Festgreifaah bemerkte den Geruch von verbranntem Holz, als er zum Vogelhort schlenderte, aber er führte ihn auf das große Feuer im Schloßhof zurück. Er hatte das Fest schon früh verlassen, denn niemand wollte über Falken reden.
    Der Geruch wurde wesentlich stärker, als er bei den Vögeln nach dem Rechten sah, und dann bemerkte er die kleine Flamme auf dem Boden. Einige Sekunden lang starrte er darauf hinab, holte dann einen Eimer Wasser und leerte ihn über dem Feuer.
    Es brannte weiter auf einem Boden, der aus Stein bestand und jetzt ganz naß war.
    Festgreifaah blickte zu den Vögeln. Offenbar begegneten sie der Flamme mit Interesse – normalerweise wurden sie in der Gegenwart von Feuer sehr unruhig.
    Festgreifaah neigte nicht dazu, in Panik zu geraten. Er betrachtete das Phänomen eine Zeitlang, nahm dann ein Stück Holz und hielt es an die Flamme. Das Feuer sprang hinüber und brannte dort weiter.
    Das Holz verkohlte nicht.
    Er nahm einen kleinen Zweig, hielt ihn an das erste Holzstück und beobachtete erneut, wie das Feuer übersprang. Die Flamme existierte nur einmal; eine zweite sollte es ganz offensichtlich nicht geben.
    Einige Leisten im Fenster waren verbrannt, und Festgreifaah hatte angesengtes Holz dort gefunden, wo die alten Nistkästen gestanden hatten. Außerdem fiel das Licht einiger Sterne, fiel von hohen Nebelschwaden gefiltert, durch ein Loch im Dach.
    Etwas hatte hier gebrannt, soviel stand fest. Und zwar

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