Ruhig Blut!
ziemlich heiß. Doch auf eine örtlich sehr begrenzte Weise, als hätte sich die Hitze nicht entfalten können…
Festgreifaah tastete nach der Flamme am Ende des Zweigs. Sie war warm, aber… nicht so heiß, wie man es unter normalen Umständen erwartete.
Sie leuchtete nun an seinem Finger und verursachte ein leichtes Prickeln. Als er damit winkte, folgten die Vögel der Bewegung. Im Licht des sonderbaren Feuers untersuchte Festgreifaah die Reste der Nistkästen und fand Teile von Eierschalen.
Er sammelte sie ein und brachte sie in den überfüllten kleinen Raum am Ende des Vogelhorts, der ihm als Werkstatt und Schlafzimmer diente. Dort ließ er die Flamme auf eine Untertasse wechseln und hörte in der Stille, wie sie leise zischte.
In ihrem Schein wandte er sich dem Regal überm Bett zu und griff nach einem großen, abgegriffenen Band. Vor Jahrhunderten hatte jemand das Wort »Vöhgel« darauf geschrieben.
Eigentlich hatte das Buch mehr Ähnlichkeit mit einem besonders großen und dicken Aktenordner. Mehrmals war der Rücken aufgeschnitten worden, um weitere Seiten hinzuzufügen.
Die Falkner von Lancre wußten viel über Vögel. Eine der wichtigsten Zugrouten zwischen Mitte und Rand führte direkt über das Königreich hinweg. Im Lauf der Zeit hatten die Falken viele seltsame Spezies vom Himmel geholt, und die Falkner waren nicht müde geworden, alles genau zu notieren. Die Seiten waren gefüllt mit Zeichnungen und ganz klein geschriebenen Anmerkungen, denen man immer wieder neue Informationen hinzugefügt hatte. Gelegentlich aufs Papier geklebte Federn ließen das Buch noch dicker werden.
Niemand hatte sich die Mühe gemacht, ein Register zu erstellen, aber ein früherer Falkner war bemüht gewesen, die meisten Einträge alphabetisch anzuordnen.
Festgreifaah sah erneut zur Flamme, die auf der Untertasse brannte, blätterte dann vorsichtig und las bei »F«.
Nach einer Weile fand er das Gesuchte bei »P«.
In den tiefsten Schatten des Vogelhorts duckte sich etwas.
In Agnes’ Hütte gab es drei Regale mit Büchern. Nach den Maßstäben von Hexen kam dies einer riesigen Bibliothek gleich.
Zwei kleine blaue Gestalten lagen auf den Büchern und beobachteten das Geschehen interessiert.
Nanny Ogg wich zurück und schwang den Schürhaken.
»Es ist alles in Ordnung «, sagte Agnes. »Ich bin’s wieder, Agnes Nitt… Sie ist noch immer da, aber… Ich halte jetzt durch. Ja! Ja! Na schön! Ja, sei jetzt endlich still… Hör mal, es ist mein Körper, und du bist nur ein Hirngespinst… Na gut, ich geb’s zu, es ist nicht ganz so einfach, aber… Laß mich endlich mit Nanny reden!«
»Wer bist du jetzt?« fragte Nanny Ogg.
»Ich bin immer noch Agnes.« Sie rollte mit den Augen. »Na schön! Ich bin Agnes, die Ratschläge von Perdita empfängt, und sie ist ebenfalls ich. In gewisser Weise. Und ich bin nicht zu dick, herzlichen Dank!«
»Wie viele von dir stecken da drin?« fragte Nanny.
»Was soll das heißen, ›Platz für zehn‹?« entfuhr es Agnes. »Sei still! Hör mal, Perdita meint, daß Vampire zu den Gästen auf dem Fest im Schloß gehören. Die Elstyr-Familie. Perdita begreift einfach nicht, warum wir uns so verhalten haben, wie wir uns verhalten haben. Die Vampire haben uns… beeinflußt, auch mich, und deshalb konnte Perdita durchbre… Ja, ich sage es ihr!«
»Und wie war es ihr möglich, dem Einfluß zu widerstehen?« fragte Nanny.
»Weil sie einen eigenen Willen hat! Nanny, erinnerst du dich an die Worte der Elstyrs?«
»Jetzt, wo du es erwähnst… Nein, eigentlich nicht. Aber sie schienen recht nett zu sein.«
»Erinnerst du dich an dein Gespräch mit Igor?«
»Wer ist Igor?«
Während der nächsten halben Stunde sahen die kleinen blauen Gestalten interessiert zu.
Als die Zeit verstrichen war, lehnte sich Nanny zurück und starrte eine Zeitlang an die Decke.
»Warum sollten wir ihr glauben?« fragte sie schließlich.
»Weil sie ich ist.«
»Es heißt, in jedem dicken Mädchen steckt ein dünnes und…«, begann Nanny.
»Ja«, sagte Agnes bitter. »Ich hab’s gehört. Ja. Sie ist das dünne Mädchen, und ich bin die viele Schokolade.«
Nanny beugte sich zu Agnes’ Ohr vor und hob die Stimme. »Wie kommst du dort drin klar? Ist alles in Ordnung mit dir? Behandelt sie dich gut?«
»Haha, Nanny. Sehr komisch.«
»Sie haben davon gesprochen, Blut zu trinken und Leute umzubringen, und alle haben nur genickt und gemeint ›Oh, wie interessant‹?«
»Ja!«
»Und sie haben Knoblauch
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