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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gegessen?«
»Ja!«
»Das ist doch unmöglich, oder?«
»Was weiß ich! Vielleicht war es die falsche Art von Knoblauch!« Nanny rieb sich das Kinn. Sie war hin und her gerissen zwischen
    vampirischer Offenbarung und brennender Neugier in bezug auf Perdita. »Wie ist das mit Perdita?« fragte sie. »Wie… funktioniert das?«
    Agnes seufzte. »Nun, kennst du den Teil von dir, der alle die Dinge unternehmen möchte, vor denen du dich fürchtest, der all die Gedanken denkt, die dich erschrecken?«
    Nannys Gesicht blieb ausdruckslos, und Agnes fuhr unsicher fort: »Zum Beispiel… dir die Kleidung vom Leib reißen und nackt im Regen herumlaufen?«
    »Oh, ich verstehe «, erwiderte Nanny.
»Nun… ich schätze, Perdita ist genau der Teil von mir.«
    »Im Ernst?« meinte Nanny. » Ich bin immer dieser Teil von mir gewesen. Wichtig ist, daß man nicht vergißt, wo man die Kleidung hingelegt hat.«
    Agnes erinnerte sich zu spät daran, daß Nanny Ogg in vielerlei Hinsicht eine sehr unkomplizierte Person war.
    »Ja, ich glaube, ich weiß, was du meinst«, fuhr Nanny in nachdenklicherem Tonfall fort. »Es gab Zeiten, als ich mir gewisse Dinge wünschte und mich kaum zurückhalten konnte…« Sie schüttelte den Kopf. »Aber Vampire… Verence wäre doch nicht so dumm, Vampiren eine Einladung zu schicken.« Sie überlegte kurz. »Doch, er könnte sich tatsächlich zu so was hinreißen lassen. Er sähe darin vermutlich eine zur Freundschaft ausgestreckte Hand oder etwas in der Art.«
    Sie stand auf. »Na schön. Vermutlich sind sie noch im Schloß. Packen wir’s sofort an. Du besorgst noch mehr Knoblauch und einige spitze Pflöcke. Ich hole Shawn, Jason und die anderen Jungs.«
    »Das klappt nicht, Nanny. Perdita hat gesehen, wozu sie fähig sind. Wenn du in ihre Nähe kommst, vergißt du alles über sie. Sie haben Einfluß auf dein Denken.«
    Nanny zögerte. »Ich kann nicht gerade behaupten, daß ich viel über Vampire weiß«, sagte sie.
»Perdita glaubt, sie können auch unsere Gedanken lesen.«
    »Für so was ist Esme zuständig«, sagte Nanny. »Mit dem Geist herumpfuschen und so. Das ist wie Speis und Trank für sie.«
»Nanny, sie sprachen davon, hier bei uns zu bleiben ! Wir müssen etwas unternehmen !«
»Nun, wo ist sie?« Nanny jammerte fast. »Esme sollte sich um diese Sache kümmern.«
»Vielleicht haben die Vampire sie als erste erwischt.«
    »Das glaubst du doch nicht im Ernst!« Nanny schien jetzt der Panik nahe zu sein. »Ich kann mir keinen Vampir vorstellen, der seine Zähne in Esme bohrt.«
    »Keine Sorge, eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.« Perdita hatte diese Wörter gesprochen, aber Agnes empfing den Schlag. Es war keine mehr oder weniger freundliche Ohrfeige. Nanny Ogg hatte stramme Söhne großgezogen – der Ogg-Unterarm war eine eigene Macht.
    Als Agnes vom Kaminvorleger aufsah, rieb sich Nanny das Gefühl in ihre Hand zurück und bedachte die junge Hexe mit einem ernsten Blick.
    »So etwas will ich nie wieder hören, klar?« sagte sie scharf. »Normalerweise halte ich nichts davon, handgreiflich zu werden, aber manchmal ist ein ordentlicher Hieb genau das richtige Argument. So, und jetzt kehren wir zum Schloß zurück, um diese Angelegenheit zu klären.«
    Festgreifaah schloß das Buch und betrachtete die Flamme. Es stimmte also. Der dicke Band enthielt ein entsprechendes Bild, sorgfältig gezeichnet von einem anderen königlichen Falkner, vor zweihundert Jahren. Die Anmerkungen besagten, daß er das Ding im Frühling auf einer Alm gefunden hatte. Damals brannte es drei Jahre lang, bis er es irgendwo verlor.
    Wenn man ganz genau hinsah, konnte man sogar die Details erkennen. Eigentlich war es gar keine Flamme. Es sah mehr nach einer schimmernden Feder aus…
    Lancre lag im Bereich wichtiger Zugrouten für Vögel und andere Geschöpfe. Es war nur eine Frage der Zeit.
    Es gab also einen Jungvogel, irgendwo in der Nähe. In dem Buch hieß es, daß sie langsam heranwuchsen. Seltsam, daß ausgerechnet hier ein Ei gelegt worden war, denn in dem Buch stand auch, daß sie normalerweise nur in den heißen Wüsten von Klatsch schlüpften.
    Festgreifaah kehrte in den Hort zurück und sah dort nach den Vögeln. Sie wirkten noch immer sehr wachsam.
    Ja, es ergab alles einen Sinn. Das Wesen war hierhergeflogen, denn die Präsenz anderer Vögel verhieß Geborgenheit. Anschließend hatte es ein Ei gelegt – und sich dann selbst verbrannt, damit ein Jungvogel schlüpfen konnte.
    Festgreifaahs Fehler

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