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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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daß wir hierbleiben, meine Liebe. Nun, du scheinst meinen Sohn beeindruckt zu haben. Komm her, Mädchen. Ich möchte dich aus der Nähe sehen.«
Zwar ruhte Agnes noch immer auf einem rosaroten Kissen tief in ihrem eigenen Innern, aber sie spürte, wie sich der Vampirwille, einem bleiernen Gewicht gleich, auf Perdita herabsenkte. Wie am anderen Ende einer Wippe stieg Agnes empor.
    »Wo ist Magrat?« fragte sie. »Was habt ihr mit der Königin angestellt?« »Ich glaube, sie hat das Baby zu Bett gebracht«, sagte die Gräfin und wölbte die Brauen. »Es ist ein wundervolles Kind.«
    »Wenn Oma Wetterwachs davon erfährt, werdet ihr euch wünschen, nie geboren zu sein… oder ungeboren oder wiedergeboren oder was auch immer!«
    »Wir freuen uns bereits darauf, sie kennenzulernen«, sagte der Graf ruhig. »Aber diese famose Dame weilt offenbar nicht unter uns. Vielleicht solltest du sie holen? Nimm deine Freunde ruhig mit. Und wenn du sie siehst, Fräulein Nitt: Sag ihr, daß es keinen Grund gibt, warum Hexen und Vampire kämpfen sollten.«
    Nanny Ogg bewegte sich. Jason rutschte in seinem Sessel zur Seite. Agnes zog sie beide hoch und dirigierte sie in Richtung Treppe.
»Wir kommen zurück!« rief sie.
    Der Graf nickte.
»Gut«, sagte er. »Wir sind für unsere Gastfreundschaft berühmt.«
    Es war noch dunkel, als Festgreifaah aufbrach. Wenn man einen Phönix jagte, war die Finsternis am besten dafür geeignet – im Dunkeln ließ sich Licht besser erkennen.
    Angesichts der verbrannten Holzleisten im Fenster nahm er einen Drahtkäfig mit und investierte auch ein wenig Zeit, den Handschuh vorzubereiten.
    Eigentlich war es nur eine Puppe aus gelbem Tuch, an der purpurne und blaue Stoffetzen befestigt waren. Festgreifaah mußte zugeben, daß das Gebilde kaum Ähnlichkeit mit dem gezeichneten Phönix aufwies, aber nach seiner Erfahrung waren Vögel keine sehr wählerischen Beobachter.
    Gerade geschlüpfte Vögel neigten dazu, praktisch alles als Eltern zu akzeptieren. Wer jemals beobachtet hatte, wie sich die Eier einer brütenden Henne öffneten, wußte: Entenküken konnten leicht dazu gebracht werden, sich für Hühner zu halten. Der arme Bussard William war ein gutes Beispiel dafür.
    Der Umstand, daß ein junger Phönix nie seine Eltern sah und daher auch gar nicht wissen konnte, wie er aussehen sollte, könnte es erschweren, sein Vertrauen zu gewinnen.
    Aber dies war Neuland, und Festgreifaah war bereit, alles auszuprobieren. Köder, zum Beispiel. Er hatte Fleisch und auch Getreide eingepackt, obwohl die Zeichnung auf ein falkenartiges Geschöpf hinwies, aber für den Fall, daß brennbare Materialien erforderlich waren, nahm er auch Mottenkugeln und Fischöl mit. Netze kamen nicht in Frage, und Vogelleim war natürlich ausgeschlossen. Festgreifaah hatte seinen Stolz. Außerdem hätte vermutlich weder das eine noch das andere funktioniert.
    Aber da praktisch alles andere für einen Versuch in Frage kam, hatte er eine Entenpfeife genommen und so präpariert, daß sie ein Geräusch erzeugte, das ein vor langer Zeit gestorbener Falkner mit den Worten »wie der Schrei eines Bussards, aber tiefer« beschrieben hatte. Das Ergebnis begeisterte ihn nicht gerade, aber vielleicht wußte ein junger Phönix auch nicht, wie ein erwachsener Phönix klingen sollte. Es konnte klappen; er mußte es auf jeden Fall versuchen.
    Er machte sich auf den Weg.
Es dauerte nicht lange, bis in der Nähe der feuchten, dunklen Hügel ein Schrei ertönte, der nach einer Ente im Sturzflug klang.
    Matte Gräue am Horizont kündigte einen neuen Tag an, und kurzer Schneeregen hatte eine glitzernde Schicht auf den Blättern hinterlassen, als Oma Wetterwachs ihre Hütte verließ. Eine arbeitsreiche Nacht lag hinter ihr.
    Ein mit Bindfaden auf ihren Rücken gebundener Beutel enthielt die wenigen Dinge, die sie nicht zurücklassen wollte. Der Besen stand in einer Ecke am Kamin.
    Mit einem Stein sorgte sie dafür, daß die Tür offenblieb, und dann schritt sie durch den Wald davon, ohne einmal zurückzusehen. Unten im Dorf begrüßten krähende Hähne eine aufgehende Sonne, die sich irgendwo hinter den Wolken verbarg.
Eine Stunde später landete ein Besen auf dem Rasen vor Oma Wetterwachs’ Hütte. Nanny Ogg stieg ab und eilte zur Hintertür.
    Mit dem Fuß stieß sie gegen etwas, das die Tür offenhielt. Sie starrte auf den Stein hinab, als wäre er gefährlich, und schob sich dann an ihm vorbei ins Halbdunkel der Hütte.
    Wenige Minuten später kehrte sie

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