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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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was?«
    »Du bist erneut ungerecht, Agnes. Wenn die Leute herausfinden, daß
    man ein Vampir ist, behandeln sie einen plötzlich, als wäre man ein Un-
    geheuer.«
    Sie glitten sanft durch die Nachtluft.
    »Vater ist sehr stolz auf seine Arbeit in Eskrau«, fuhr Vlad fort. »Ich
    schätze, du wirst beeindruckt sein. Und viel eicht darf ich dann hof-
    fen…«
    »Nein.«
    »Ich bin in dieser Angelegenheit wirklich sehr verständnisvoll, Agnes.«
    »Ihr seid über Oma Wetterwachs hergefal en und habt sie gebissen !«
    »Symbolisch. Um sie in die Familie aufzunehmen.«
    »Ach, tatsächlich? Und das macht es besser? Wird sie zu einem Vam-
    pir?«
    »Natürlich. Und zu einem guten, nehme ich an. So etwas ist nur dann
    schrecklich, wenn man es für eine schlechte Sache hält, ein Vampir zu
    sein. Wir sehen das nicht so. Und ich bin sicher, du wirst deine Meinung
    ändern. Ja, ein Abstecher nach Eskrau könnte gut für dich sein. Für uns
    alle. Dort können wir beobachten, was möglich ist…«
    Agnes starrte.
    Sein Lächeln gefällt mir … Er ist ein Vampir! Na schön, aber abgesehen davon… Ach, abgesehen davon, wie? Nanny würde dich auf ordern, das Beste daraus zu machen. Für Nanny mag das in Ordnung sein, aber kannst du dir vorstel en, einen Vampir zu küssen? Ja, das kann ich. Zugegeben, sein Lä-
    cheln ist wirklich nicht übel, und mit der Weste sieht er eigentlich ganz
    gut aus, aber denk doch nur an das, was er ist… Hast du es bemerkt? Was sol ich bemerkt haben? Etwas unterscheidet ihn von den anderen. Er versucht nur, bei uns eine schwache Stel e zu finden. Nein, etwas an ihnen ist… anders…
    »Vater meint, Eskrau sei eine Modellgemeinde«, sagte Vlad. »Dort zeigt
    sich, was passiert, wenn man die alte Feindschaft überwindet, wenn
    Menschen und Vampire lernen, friedlich zusammenzuleben. Ja. Wir sind
    bald da. Eskrau ist unsere Zukunft.«

    Bodennebel wal te tief zwischen den Bäumen und zerfaserte, als ihn die
    Hufe des Maulesels trafen. Regen tropfte von den Zweigen. Es war sogar
    verdrießlich klingender Donner zu vernehmen; nicht die kontaktfreudige
    Art, die über den ganzen Himmel kracht, sondern eine mürrische Varian-
    te, die am Horizont herumhängt und dort mit anderen Gewittern
    schwatzt.
    Hilbert Himmelwärts hatte mehrmals versucht, ein Gespräch mit sich
    selbst zu führen, aber das Problem war, daß sich irgendwann auch mal
    die andere Person zu Wort melden mußte. Gelegentlich hörte er ein
    Schnarchen hinter sich. Wenn er sich umdrehte, schlug der Sanfte Falke
    auf Omas Schulter so mit den Flügeln, daß ihm die Federn übers Gesicht
    strichen.
    Manchmal hörte das Schnarchen mit einem kurzen Brummen auf, und
    eine Hand berührte ihn an der Schulter, um dann in eine Richtung zu
    deuten, die ebenso gut oder schlecht war wie jede andere Richtung.
    Das geschah auch jetzt.
    »Was hast du da gesungen?« fragte Oma Wetterwachs.
    »Ich war dabei nicht sehr laut.«
    »Wie heißt das Lied?«
    »›Om ist in seinem heiligen Tempel.‹«
    »Hübsche Melodie«, kommentierte Oma.
    »Sie gibt mir Mut«, sagte Himmelwärts. Ein nasser Zweig traf ihn an
    der Nase. Immerhin könnte ein Vampir hinter mir sitzen, dachte er. Wie
    gut auch immer sie sein mag.
    »Das Lied spendet dir Trost, nicht wahr?«
    »Ich denke schon.«
    »Gilt das auch für die Stelle, an der es heißt ›das Üble mit dem Schwert
    erschlagen‹? Als Omnianer wäre ich davon ein wenig beunruhigt. Wird
    man für eine kleine Notlüge mit einem Piekser bestraft? Und muß man
    damit rechnen, für einen Mord in Hackfleisch verwandelt zu werden? Ich
    könnte da nachts bestimmt keine Ruhe finden.«
    »Wir… Nun, eigentlich sol te ich dieses Lied gar nicht singen, um ehr-
    lich zu sein. Die Konvokation von Iieeh hat es aus dem Gesangsbuch
    gestrichen. Angeblich läßt es sich nicht mit den Idealen des modernen
    Omnianismus vereinbaren.«
    »Wegen der Zeile über das Zermalmen der Ungläubigen?«
    »Ja, genau.«
    »Du hast es trotzdem gesungen.«
    »Ich habe es so und nicht anders von meiner Großmutter gelernt«, sag-
    te Himmelwärts.
    »Hielt sie viel davon, Ungläubige zu zermalmen?«
    »Nun, ich schätze, sie hätte am liebsten ihre Nachbarin Frau Ahrim
    zermalmt, aber im großen und ganzen hast du die richtige Vorstel ung
    von ihr. Sie war der Ansicht, die Welt könnte ein besserer Ort sein, wenn
    mehr zermalmt und gelegentlich auch niedergestreckt würde.«
    »Da hatte sie vermutlich recht.«
    »Wenn’s nach ihr gegangen wäre, hätte

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