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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Magrat.
    »Das stimmt so ungefähr. Sie packt alles ein und verstaut es woanders,
    an einem sicheren Ort.«
    »Du weißt ja, daß sie sogar auf ihre eigene Weise still sein kann.«
    »O ja. Niemand kann schweigen wie Esme. In einer solchen Stille kann
    man kaum mehr seine eigenen Gedanken hören.«
    Sie hüpften auf der Sitzbank, als die Kutsche durch ein Schlagloch
    sprang.
    »Nanny?«
    »Ja, meine Liebe?«
    »Mit Verence ist doch alles in Ordnung, oder?«
    »Ja. Ich vertraue den kleinen Teufeln, wenn’s nicht gerade um ein Faß
    Bier oder eine Kuh geht. Selbst Oma meint, die Kelda sei verdammt
    gut…«
    »Die Kelda?«
    »Eine Art weise Frau. Ich glaube, die derzeitige Kelda heißt Große Ag-
    gie. Von den Frauen der Kobolde sieht man nicht viel. Einige behaup-
    ten, es gäbe immer nur eine, die Kelda, und sie bekäme jeweils Hunderte
    von Kindern.«
    »Das klingt… sehr…«, begann Magrat.
    »Nein, ich schätze, sie sind ein wenig wie Zwerge, und der einzige Un-
    terschied zwischen ihnen steckt unterm Lendenschurz«, sagte Nanny.
    »Oma weiß vermutlich darüber Bescheid«, meinte Magrat.
    »Aber sie verrät nichts«, erwiderte Nanny. »Sie vertritt den Standpunkt,
    es sei ihre Angelegenheit.«
    »Und Verence ist bei ihnen gut aufgehoben?«
    »O ja.«
    »Er ist sehr… nett, weißt du.« Magrats Satz hing in der Luft.
    »Freut mich.«
    »Und auch ein guter König.«
    Nanny nickte.
    »Ich wünschte, die Leute würden ihn… ernster nehmen«, fügte Magrat
    hinzu.
    »Ist wirklich schade«, sagte Nanny.
    »Er gibt sich große Mühe. Und er macht sich über al es Gedanken. A-
    ber die Leute erwecken immer den Eindruck, daß sie ihm keine Beach-
    tung schenken.«
    Nanny suchte nach geeigneten Worten.
    »Er könnte zum Beispiel seine Krone bearbeiten lassen«, sagte sie vor-
    sichtig, als die Kutsche einmal mehr wackelte. »Die Zwerge von Kupfer-
    kopf wären sicher bereit, sie etwas kleiner zu machen.«
    »Es ist die traditionelle Krone, Nanny.«
    »Ja, aber Verence kann von Glück sagen, daß er solche Ohren hat.
    Sonst müßte er die Krone als eine Art Kragen benutzen, der arme Kerl.
    Außerdem sol te er ab und zu brül en.«
    »Oh, ausgeschlossen, er verabscheut es, laut zu werden!«
    »Sehr bedauerlich. Die Leute mögen einen König, der dann und wann
    brül t. Und ein gelegentlicher Rülpser erfreut sich ebenfal s großer Be-
    liebtheit. Und es könnte auch nicht schaden, wenn er ein wenig zecht.
    Ich meine ordentlich schlabbern und so.«
    »Ich glaube, er glaubt, daß seine Untertanen so etwas nicht wol en. Er
    achtet sehr auf die Bedürfnisse der modernen Bürger.«
    »Oh, ich verstehe, wo das Problem liegt«, sagte Nanny. »Normalerwei-
    se brauchen die Leute heute etwas und morgen etwas ganz anderes. Sag
    ihm einfach, er soll sich aufs Brüllen und Zechen konzentrieren.«
    »Und aufs Rülpsen?«
    »Wenn ihm genug Zeit dafür bleibt.«
    »Und…«
    »Ja, meine Liebe?«
    »Es ist doch alles in Ordnung mit ihm?«
    »Ja. Ihm wird nichts zustoßen. Es ist wie bei dem Schachkram, ver-
    stehst du? Man überläßt der Königin – beziehungsweise der Dame – das
    Kämpfen, denn wenn man den König verliert, ist alles verloren.«
    »Und wir?«
    »Oh, wir haben nie etwas zu befürchten. Das darfst du nicht vergessen.
    Wir stoßen anderen Leuten zu.«

    Ziemlich viele Leute stießen König Verence zu. In warmer, leerer Be-
    nommenheit lag er da, und wenn er die Augen öffnete, sah er immer
    viele Wir-sind-die-Größten, die ihn im Schein des Feuers beobachteten.
    Er hörte Gesprächsfetzen beziehungsweise zankende Stimmen.
    »… ist er auch unser König?«
    »Ja, glaub schon, in gewisser Weise.«
    »Dieser Jammerlappen?«
    »Blödmann! Siehst du denn nicht, daß er krank ist oder so?«
    »Ach, von wegen krank! Die Niete ist bereits als Schwächling geboren.«
    Verence spürte, wie ihn jemand gegen den Fuß trat.
    »Na, König? Wie sieht’s aus mit dir? Bist du ein Saftsack oder nicht?«
    »Ja, ausgezeichnet, gut gemacht«, murmelte er.
    Der Kobold, von dem die Frage stammte, spuckte unweit des königli-
    chen Ohrs aus.
    »Meiner Ansicht nach taugt dieser Bursche überhaupt nichts…«
    Plötzlich wurde es still, was an einem Ort, an dem sich mindestens ein
    Kobold aufhielt, nur selten geschah. Verence wandte den Blick zur Seite.
    Die Große Aggie kaum aus dem Rauch.
    Er konnte sie jetzt deutlicher sehen und hielt sie für eine kleine, kom-
    pakte Version von Nanny Ogg. Ihre Augen…
    Verence wußte, daß er

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