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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Himmelwärts hörte das Po-
    chen von Hufen al mählich näher kommen.
    Er kniete im Schlamm und versuchte es mit einem Gebet, aber die
    Antwort einer himmlischen Stimme blieb aus. Om hatte nie zu ihm ge-
    sprochen, und von seinen Lehrern wußte er, daß er nicht damit rechnen
    durfte. Auf diese Weise manifestierte sich Om nicht mehr. Von al en
    Göttern war er der einzige, der die Antworten direkt in den Tiefen des
    Kopfes entstehen ließ. Seit der Zeit des Propheten Brutha galt Om als
    der stille Gott. So lautete die offizielle Wahrheit.
    Ohne Glauben war man überhaupt nichts. Ohne Glauben existierte
    nur die Dunkelheit.
    Himmelwärts schauderte. Schwieg der Gott? Oder gab es niemanden,
    der seine Stimme ertönen lassen konnte?
    Er betete erneut, noch beharrlicher und verzweifelter, sprach Zeilen
    aus Kindergebeten, verlor dabei die Kontrol e über Worte und Kontext.
    Die Silben entschwebten ins Universum.
    Regen tropfte vom Hut des Priesters.
    Er kniete und wartete in der feuchten Dunkelheit, lauschte den eigenen
    Gedanken, erinnerte sich und holte noch einmal das Buch Om hervor.
    Und dann schuf er ein großes Licht.

    Die Kutsche donnerte an Kiefern vorbei, die am Ufer eines Sees wuch-
    sen. Sie stieß an eine besonders dicke Baumwurzel, verlor ein Rad, fiel
    auf die Seite und rutschte noch einige Meter. Die erschrockenen Pferde
    stoben davon.
    Igor stand auf, humpelte zur Kutsche und hob eine Tür an.
    »Tut mir fehr leid«, sagte er. »Daf paffiert immer, wenn der Herr nicht
    mitfährt. Ift allef in Ordnung mit euch?«
    Eine Hand packte ihn an der Kehle.
    »Du hättest uns warnen können!« knurrte Nanny. »Wir sind hin und
    her geschleudert worden! Wo sind wir jetzt? Ist dies Löschdurst?«
    Ein Streichholz flammte auf, und Igor entzündete eine Fackel.
    »Wir find in der Nähe def Schloffef«, sagte er.
    »Des Schlosses?«
    »Dort wohnen die Elftyrf.«
    »Wir sind in der Nähe des Schlosses der Vampire?«
    »Ja. Ich glaube, der alte Herr hat hier etwaf mit der Ftrafe angeftellt.
    Die Kutsche verliert immer ein Rad, daf ift fo ficher wie daf Amen in der
    Kirche. Daf bringt Befucher inf Schloff, meinte der alte Herr.«
    »Und dir ist es nicht in den Sinn gekommen, uns rechtzeitig darauf
    hinzuweisen?« fragte Nanny. Sie stieg aus und half Magrat.
    »Bedauere fehr. Ef war ein anftrengender Tag…«
    Nanny nahm die Fackel. Ihr Schein fiel auf ein primitives Schild, das
    jemand an einen Baum genagelt hatte.
    »›Bleibt dem Schloß fern! ‹« las Nanny. »Wie aufmerksam: mit einem
    Pfeil, der die Richtung angibt.«
    »Oh, dafür ift der alte Herr verantwortlich«, erklärte Igor. »Damit die
    Befucher den richtigen Weg finden.«
    Nanny spähte durchs Halbdunkel. »Und wer hält sich jetzt im Schloß
    auf?«
    »Einige Bedienstete.«
    »Gewähren sie uns Einlaß?«
    »Daf ift kein Problem.« Igor griff unter sein abscheuliches Hemd und
    zeigte einen ziemlich großen Schlüssel, der an einem Bindfaden hing.
    »Hast du etwa vor, das Schloß der Vampire zu betreten?« fragte Magrat.
    »Es scheint hier weit und breit das einzige Gebäude zu sein«, sagte
    Nanny und schritt über den Weg. »Die Kutsche ist ein Trümmerhaufen.
    Wir sind meilenweit vom nächsten Ort entfernt. Sol das Baby die ganze
    Nacht draußen verbringen? Ein Schloß ist ein Schloß. Es hat Schlösser.
    Alle Vampire sind in Lancre. Und…«
    »Ja?«
    »Esme hätte eine solche Entscheidung getroffen. Ich fühle es in mei-
    nem Blut.«
    Nicht al zuweit entfernt heulte etwas. Nanny sah Igor an.
    »Werwölfe?« fragte sie.
    »Ja.«
    »Dann dürfte es keine gute Idee sein, im Freien zu bleiben.«
    Sie deutete auf einen Schriftzug in einem der Felsen.
    »›Nehmt nicht diesen kürzesten Weg zum Schloß‹«, las sie laut. »So ei-
    nen Verstand muß man bewundern. Er kannte sich gut mit der mensch-
    lichen Natur aus.«
    »Gibt es nicht mehrere Zugänge?« fragte Magrat, als sie an einem wei-
    teren Schild vorbeikamen. Die Aufschrift lautete: »Haltet euch vom
    Parkplatz für Kutschen fern, nach zwanzig Metern auf der linken Seite.«
    »Igor?« fragte Nanny.
    »Früher kämpften die Vampire gegeneinander«, erwiderte Igor. »Def-
    halb exiftiert nur ein Zugang.«
    »Oh, na schön, wenn’s unbedingt sein muß«, sagte Magrat. »Du nimmst das Schaukelpferd und den Beutel mit den gebrauchten Windeln. Und
    die Teddybären. Und das Ding, das sich dreht und Geräusche macht,
    wenn sie an der Schnur zieht…«
    An der Zugbrücke verkündete ein Schild: »Letzte

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