Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
und Magrat gleichzeitig.
    Oma stellte die Tasse auf die Untertasse zurück. Agnes glaubte zu se-
    hen, wie Vlad seufzte. Sie spürte das Verlangen ebenfalls…
    Ich weiß, was sie gemacht hat, hauchte Perdita. Ich auch, dachte Agnes.
    »Er blufft«, sagte Oma.
    »Ach?« erklang Lacrimosas spöttische Stimme. »Würde dir eine Vam-
    pirkönigin gefal en?«
    »Es gab mal eine in Lancre«, sagte Oma Wetterwachs im Plauderton.
    »Einer von euch biß die arme Frau. Sie schlug sich mit rohen Steaks und
    so weiter durch. Sie bohrte nie jemandem die Zähne in den Hals, wie ich
    hörte. Man nannte sie Grimnir die Pfählerin.«
    »Die Pfählerin?«
    »Oh, ich habe nur gesagt, daß sie kein Blut saugte. Was allerdings nicht
    bedeutet, daß sie eine nette Person war«, erklärte Oma. »Sie zögerte
    nicht, Blut zu vergießen, aber sie trank keins. Auch ihr braucht kein Blut
    zu trinken.«
    »Du weißt nichts über wahre Vampire!«
    »Ich weiß mehr, als ihr glaubt, und ich kenne Gytha Ogg«, sagte Oma.
    Nanny Ogg blinzelte.
    Oma Wetterwachs hob erneut die Tasse und ließ sie dann wieder sin-
    ken. »Sie trinkt gern. Natürlich betont sie, daß es der beste Brandy sein
    muß…« Nanny nickte bestätigend. »… nun, das ist gewiß ihr Wunsch,
    aber sie begnügt sich auch mit Bier, so wie al e anderen.« Nanny Ogg
    zuckte mit den Schultern, als Oma fortfuhr: »Aber ihr würdet euch wohl
    kaum mit Blutwurst zufriedengeben, denn es geht euch in erster Linie
    um Macht über andere Leute. Ich kenne euch so gut, wie ich mich selbst
    kenne. Und eins der Dinge, über die ich so gut Bescheid weiß, betrifft
    das Baby: Ihr wärt nicht in der Lage, ihm auch nur ein Haar zu krüm-
    men.« Oma rührte geistesabwesend den Tee um. »Vorausgesetzt, es hätte
    bereits Haare. Ihr brächtet es einfach nicht fertig.«
    Sie nahm die Tasse und streifte sie sorgfältig am Rand der Untertasse
    ab. Agnes beobachtete, wie sich Lacrimosas Lippen gierig teilten.
    »Eigentlich bin ich nur hier, um zu sehen, ob euch Gnade oder Ge-
    rechtigkeit widerfährt«, sagte Oma. »Es ist nur eine Frage der Wahl.«
    »Glaubst du wirklich, wir könnten Fleisch nichts zuleide tun?« fragte Lacrimosa und trat vor. »Schau hin.«
    Sie holte aus, um das Baby zu schlagen, doch ihre Hand zuckte so hef-
    tig zurück, als hätte sie etwas gestochen.
    »Du kannst es nicht«, stellte Oma fest.
    »Ich hätte mir fast den Arm gebrochen!«
    »Schade«, sagte Oma ruhig.
    »Du hast dem Kind… irgend etwas Magisches gegeben«, vermutete der
    Graf.
    »Ich weiß gar nicht, warum jemand auf so einen Gedanken kommen
    sollte«, erwiderte Oma. Weiter hinten blickte Nanny Ogg auf ihre Stiefel.
    »Nun, hier ist mein Angebot. Ihr gebt Magrat und das Baby frei, und
    dafür schlagen wir euch die Köpfe ab.«
    »Und das nennst du Gerechtigkeit?« fragte der Graf.
    »Nein, das nenne ich Gnade«, hielt ihm Oma entgegen. Einmal mehr
    stellte sie die Tasse auf die Untertasse.
    »Meine Güte, Frau, wil st du den verdammten Tee endlich trinken oder nicht?«
    donnerte der Graf.
    Oma nippte daran und schnitt eine Grimasse.
    »Ach, was habe ich mir nur dabei gedacht? Bei all dem Gerede ist der Tee kalt geworden.« Sie drehte die Tasse um und goß ihren Inhalt auf
    den Boden.
    Lacrimosa stöhnte.
    »Vermutlich läßt es bald nach«, sagte Oma noch immer im Plauderton.
    »Aber solange die Wirkung anhält, könnt ihr weder dem Kind noch
    Magrat etwas antun. Außerdem graut euch bei der Vorstellung, Blut zu
    trinken, und ihr lauft nicht weg, weil ihr euch einer Herausforderung
    stellen wollt…«
    » Was wird bald nachlassen?« fragte Vlad.
    »Deine Mauern aus Gedanken sind sehr stark«, sagte Oma verträumt.
    »Ich konnte sie nicht durchdringen.«
    Der Graf lächelte.
    Oma Wetterwachs lächelte ebenfal s. »Deshalb habe ich es auch gar
    nicht versucht«, fügte sie hinzu.

    Der Nebel wogte durch die Gruft, strömte über Boden, Wände und De-
    cke. Er kroch die Stufen hinauf und durch einen Tunnel. Die Schwaden
    drängten brodelnd übereinander hinweg, als führten sie einen sonderba-
    ren Kampf gegeneinander.
    Eine unvorsichtige, über die Steinplatten trippelnde Ratte reagierte zu
    spät. Der Dunst strich über sie hinweg. Ein kurzes Quieken brach sofort
    wieder ab. Nur einige kleine weiße Knochen blieben zurück.
    Ähnlich beschaffene Knochen, die jedoch zusammengesetzt waren, ei-
    nen schwarzen Kapuzenmantel sowie eine winzige Sense trugen, er-
    schienen aus dem Nichts und näherten sich den Überresten

Weitere Kostenlose Bücher