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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Hüt-
    te steht was darüber.«
    »In ihrem Fall braucht das Glas nicht sehr groß zu sein«, sagte Agnes.
    »Da bist du unfair«, erwiderte Magrat. Sie zögerte. »Nun, es wäre in
    den meisten Fällen unfair. Beziehungsweise ziemlich oft. Oder wenigs-
    tens manchmal. Kannst du mir mit dieser blöden Halskrause helfen?«
    In der Krippe gluckste es.
    »Welchen Namen gibst du ihr?« fragte Agnes.
    »Da mußt du dich noch ein wenig gedulden«, antwortete Magrat.

    * Wenn es für Oma Wetterwachs nichts anderes zu tun gab, schickte sie ihr
    Bewußtsein auf Reisen – sie nannte so etwas »Borgen«. Ihr Selbst befand sich dabei im Kopf anderer Geschöpfe. Sie galt in dieser Hinsicht als die seit Jahrhunderten fähigste Person in den Spitzhornbergen: Oma konnte sogar den
    Geist von Dingen erreichen, die gar keinen Geist hatten. Ihr »Borgen« bewirkte unter anderem, daß die Lancrestianer Tieren gegenüber nicht zu jener Art von beiläufiger Grausamkeit neigten, die normalerweise zur ländlichen Idylle gehört: Die Ratte, nach der man heute einen Ziegelstein wirft, könnte sich morgen als jene Hexe erweisen, von der man sich ein Mittel gegen Zahnschmerzen erhofft.
    Es bedeutete auch, daß Besucher Oma kalt und steif vorfanden, mit einem
    Puls, der sich kaum mehr fühlen ließ. Das Pappschild diente dazu, peinliche
    Zwischenfäl e zu vermeiden.
    Es ergab einen gewissen Sinn, mußte Agnes zugeben, als sie Magrat
    und den Zofen zum Großen Saal folgte. In Lancre benannte man Kinder
    um Mitternacht, damit sie den Tag mit einem neuen Namen beginnen
    konnten. Agnes wußte nicht, warum es einen Sinn ergab. Irgendwann
    schien jemand herausgefunden zu haben, daß so etwas gut funktionierte,
    und Lancrestianer trennten sich nie von funktionierenden Dingen.
    Allerdings änderten sie auch nur selten etwas an ihnen.
    Dieser Umstand schien Verence zu deprimieren, der aus Büchern lern-
    te, ein König zu sein. Seine Pläne für Bewässerung und Landwirtschaft
    stießen bei den Lancrestianern auf begeisterte Zustimmung – doch sie
    machten keine Anstalten, sie in die Tat umzusetzen. Mit einer ähnlichen
    Einstellung begegneten sie Verences Absichten in bezug auf Hygiene.
    Für den durchschnittlichen Lancrestianer bestand ausgezeichnete Hygie-
    ne aus einem rutschfesten Weg zum Abort und einem Katalog mit sehr
    weichen Blättern. Das Volk von Lancre begrüßte die Königliche Gesel -
    schaft zur Verbesserung der Menschheit, aber da sich die Aktivitäten
    besagter Gesel schaft vor al em auf die Zeit beschränkten, die Shawn am
    Donnerstagnachmittag dafür erübrigen konnte, brauchte die Menschheit
    kaum Verbesserungen zu befürchten – obgleich Shawn neue Dichtungen
    für die zugigeren Teile des Schlosses entwickelt hatte, wofür er vom Kö-
    nig mit einer kleinen Medaille belohnt worden war.
    Etwas anderes als eine Monarchie konnten sich die Lancrestianer für
    ihre Heimat gar nicht vorstel en. Über Tausende von Jahren hinweg hat-
    ten sie in einer Monarchie gelebt und wußten, daß sie funktionierte. Aber
    ihnen war auch klar, daß es sich kaum lohnte, den Wünschen und Ab-
    sichten des Königs zu große Aufmerksamkeit zu schenken, weil es in
    vierzig Jahren oder so einen neuen König geben würde, der die Dinge
    ganz anders sah – warum also Zeit vergeuden? Und was die Aufgaben
    des jeweiligen Königs betraf: Nach Ansicht der Bürger von Lancre sol te
    er vor al em im Schloß bleiben, richtiges Winken üben und vernünftig
    genug sein, auf Münzen zur richtigen Seite zu blicken. Abgesehen davon
    war es am besten, wenn er die einfachen Leute in Ruhe ließ, damit sie
    ungestört pflügen, säen, Unkraut jäten und ernten konnten. Sie sahen
    darin eine Art sozialen Vertrag. Sie verrichteten die Arbeit, die sie immer
    verrichtet hatten, und er behinderte sie nicht dabei.
    Doch manchmal wol te Verence unbedingt regieren…
    Im Schloß Lancre blickte König Verence in den Spiegel und seufzte.
    »Frau Ogg«, sagte er und rückte die Krone zurecht, »wie du weißt, habe
    ich großen Respekt vor den Hexen von Lancre, aber in diesem Fall han-
    delt es sich um eine Angelegenheit allgemeiner Politik, und mit Verlaub:
    Dafür ist der König zuständig.« Erneut rückte er die Krone zurecht,
    während der Butler Spriggins den Mantel abbürstete. »Wir müssen tole-
    rant sein. Wirklich, Frau Ogg, ich habe dich noch nie so aufgeregt gese-
    hen…«
    »Sie laufen herum und verbrennen Leute!« erwiderte Nanny hitzig und
    voller Ärger über all den

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