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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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das von seinem Nachbarn durch einen Pfad getrennt war,
    der eine Kletterpartie oder gar eine Leiter erforderte, regierte sich prak-
    tisch selbst. Soweit Agnes wußte, herrschten hier ziemlich viele Könige,
    auch wenn manche von ihnen dies abends erledigten, nach dem Melken
    der Kühe. Die meisten von ihnen befanden sich jetzt im Großen Saal,
    denn eine kostenlose Mahlzeit lehnten sie nie ab. Dabei waren einige
    hochrangige Zwerge von Kupferkopf und mehrere Trolle, die weit ge-
    nug abseits standen. Sie trugen keine Waffen, und deshalb nahm Agnes
    an, daß es sich um Politiker handelte. Trolle gehörten eigentlich nicht zu
    den Untertanen König Verences, aber durch ihre Anwesenheit wiesen sie
    mit offizieller Körpersprache auf folgendes hin: Es kam nicht mehr vor,
    daß man mit Menschenköpfen Fußbal spielte. Zumindest nicht oft. Ei-
    gentlich kaum noch. Zumindest nicht hier. Es gab praktisch ein Gesetz
    dagegen.
    Millie führte die Hexen zu den Thronen und eilte dann fort.
    Der omnianische Priester nickte ihnen zu.
    »Guten… ähm… Abend«, sagte er und steckte überhaupt niemanden
    in Brand. Er war nicht sehr alt und hatte ein großes Furunkel neben der
    Nase. In Agnes schnitt Perdita eine Grimasse.
    Nanny Ogg brummte. Agnes riskierte ein kurzes Lächeln.
    »Ihr müßt einige der… ähm… Hexen sein, von denen ich hier gehört
    habe«, sagte er. Sein Lächeln war erstaunlich und funktionierte so, als
    hätte jemand ein kleines Fenster geöffnet und dann wieder geschlossen:
    Es erschien ganz plötzlich und verschwand sofort wieder.
    »Ähm…, ja«, bestätigte Agnes.
    »Ha«, sagte Nanny Ogg. Sie konnte jemandem hochmütig den Rücken
    zukehren, während sie ihm fest in die Augen blickte.
    »Und ich bin, ich bin, aaaa…«, sagte der Priester. Er unterbrach sich
    und zwickte seinen Nasenrücken. »Oh, es tut mir leid. Die Bergluft setzt
    mir ziemlich zu. Ich bin Unterunterdekan Himmelwärts.«
    »Tatsächlich?« erwiderte Agnes. Zu ihrem großen Erstaunen errötete
    der Mann. Je länger sie ihn musterte, desto deutlicher wurde, daß er nicht
    viel älter sein konnte als sie.
    »Das heißt, eigentlich lautet mein Name Hilbert Gelobt-sind-jene-die-
    Om-verehren Himmelwärts«, sagte er. »Auf Omnianisch ist der Name
    natürlich kürzer. Habt ihr zufälligerweise Oms Wort vernommen?«
    »Welches? ›Feuer‹?« erwiderte Nanny Ogg. »Ha!«
    Der drohende Religionskrieg wurde verhindert, als die offizielle könig-
    liche Fanfare erklang, gefolgt von einigen Takten aus »Des Igels Kuchen-
    tanz«. Das königliche Paar kam die Treppe herab.
    »Und wir wol en nichts von deinem heidnischen Kram, besten Dank«,
    zischte Nanny Ogg hinter dem Priester. »Kein Herumplanschen in Was-
    ser. Und weder Öl noch Sand. Und nirgends werden irgendwelche Stü-
    cke abgeschnitten. Und wenn ich auch nur ein einziges Wort höre, das
    ich verstehe… Nun, ich stehe mit einem spitzen Stock hinter dir.«*
    Von der anderen Seite hörte Hilbert Himmelwärts: »Er ist kein gräßli-
    cher Inquisitor, Nanny!«
    »Aber mein spitzer Stock bleibt ein spitzer Stock, Mädchen!«
    Was ist nur in sie gefahren? dachte Agnes und beobachtete, wie sich
    die Ohren des Priesters rot verfärbten. So würde sich Oma verhalten.
    Perdita fügte hinzu: Vielleicht glaubt sie, in ihre Rol e schlüpfen zu müssen, weil der alte Besen nicht hier ist.
    Agnes schüttelte den Kopf. Es erschreckte sie, daß sie sich auf diese
    Weise denken hörte.
    »Du erledigst die Dinge hier auf unsere Weise, klar?« fügte Nanny Ogg
    hinzu.
    »Der… äh… König hat mir alles erklärt… ähm…«, sagte der Priester.
    »Äh… habt ihr viel eicht etwas gegen Kopfschmerzen? Ich fürchte,
    ich…«
    »Du legst den Schlüssel in die eine Hand und sorgst dafür, daß sie mit
    der anderen nach der Krone greift«, fuhr Nanny Ogg fort.
    »Ja… ähm… der König …«
    »Dann sagst du, wie ihr Name lautet, und der ihrer Mutter, und der ih-
    res Vaters, beim letzten grummelst du ein wenig, wenn die Mutter nicht
    ganz sicher ist…«
    »Nanny! Es geht hier um ein Königspaar!«
    »Ha, ich könnte dir Geschichten erzählen, Mädchen… Und dann gibst

    * Die Lancrestianer vertraten folgenden Standpunkt: Wenn religiöse Zeremo-
    nien nicht von einer uralten und völlig unverständlichen Sprache begleitet wurden, konnten sie unmöglich authentisch sein.
    du sie mir, und ich sage ihr ebenfal s, wie sie heißt, und dann gebe ich sie dir zurück, und du sagst den Leuten, wie ihr Name

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