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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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heulte Perdita in ihrem Innern.
    »Wsfgl?« fragte Agnes. Hinter ihr stand Hilbert Himmelwärts auf und
    inspizierte argwöhnisch die Speisen.
    »Ich bitte um Verzeihung?«
    Agnes schluckte, unter anderem deshalb, weil Perdita sie am Hals zu
    schütteln versuchte.
    »Er erweckte tatsächlich den Eindruck, als könnte er jeden Augenblick
    davonfliegen, nicht wahr?« sagte sie. Oh, bitte, laß mich jetzt nicht kichern…
    Der Mann schnippte mit den Fingern. Ein mit Getränken vorbeieilen-
    der Kellner drehte sich um neunzig Grad.
    »Darf ich dir etwas zu trinken anbieten, Fräulein Nitt?«
    »Äh… Weißwein?« flüsterte Agnes.
    »Nein, du möchtest keinen Weißwein, roter hat mehr… Farbe.« Er
    nahm ein Glas und reichte es ihr. »Und was macht der Bursche jetzt?
    Oh, er genehmigt sich einen Keks mit einem kleinen Klecks Pastete…«
    Frag ihn nach seinem Namen! rief Perdita. Nein, das wäre ziemlich dreist von mir, dachte Agnes. Dann sei dreist, du blöder Trampel…
    »Bitte erlaube mir, mich vorzustellen«, sagte der Mann freundlich. »Ich
    bin Vlad. Und was nimmt er jetzt in Angriff? Oh, ja, einen Krabben-
    cocktail. Krabben hier oben? König Verence hat offenbar keine Kosten
    gescheut.«
    »Er hat sie eisgekühlt aus Gennua kommen lassen«, murmelte Agnes.
    »Dort sol es sehr leckere Meeresfrüchte geben.«
    »Ich bin nie in Gennua gewesen«, hauchte Agnes. Perdita sank in ihr zu
    Boden und schluchzte.
    »Vielleicht könnten wir diese Stadt eines Tages besuchen, Agnes«, sagte
    Vlad.
    Die Hitze erreichte ihren Hals.
    »Es ist sehr warm hier drin, findest du nicht?« meinte Vlad.
    »Das liegt am Feuer«, erwiderte Agnes. »Es brennt dort drüben«, fügte
    sie hinzu und deutete zum gewaltigen Kamin des Großen Saals, in dem
    sich der größte Teil eines Baums ziemlich schnell in Asche verwandelte.
    Nur jemand mit einem Eimer auf dem Kopf hätte das Feuer übersehen
    können.
    »Meine Schwester und ich…«, begann Vlad.
    »Entschuldige bitte, Fräulein Nitt?«
    »Was ist denn, Shawn?« Du sollst tot umfal en, Shawn, sagte Perdita.
    »Mama sagt, du mußt sofort kommen. Sie wartet drüben im Hof und
    meint, es sei sehr wichtig.«
    »Das ist es immer«, entgegnete Agnes. Sie sah Vlad an und lächelte
    kurz. »Entschuldige bitte, ich muß los und einer alten Dame helfen.«
    »Wir begegnen uns bestimmt noch einmal, Agnes«, sagte Vlad.
    »Oh… äh… danke.«
    Sie eilte fort und war halb die Treppe hinunter, bevor ihr einfiel, daß
    sie ihm ihren Namen gar nicht genannt hatte.
    Zwei Stufen weiter unten dachte sie: Nun, vielleicht hat er jemanden
    gefragt.
    Zwei Stufen weiter meinte Perdita: Warum sol te er jemanden nach deinem Namen fragen?
    Agnes verfluchte die Tatsache, daß sie mit einem unsichtbaren Feind
    aufgewachsen war.
    »Komm und sieh dir das an!« zischte Nanny und griff nach ihrem Arm,
    als sie den Hof erreichte. Agnes wurde zu den Kutschen gezerrt. Nanny
    deutete auf die Tür der am nächsten stehenden Kutsche.
    »Siehst du?«
    »Wirkt sehr beeindruckend«, sagte Agnes.
    »Siehst du das Wappen?«
    »Offenbar sind darauf zwei… schwarze und weiße Vögel dargestel t.
    Elstern, nicht wahr?«
    »Ja, aber sieh dir die Aufschrift an«, betonte Nanny Ogg mit jener Art
    dunkler Freude, die alte Frauen für scheußliche Überraschungen reser-
    viert haben.
    »Carpe Jugulum«, las Agnes laut. »Nun, Carpe Diem heißt ›pflücke den Tag‹. Also bedeutet dies…«
    »›Schnapp dir die Kehle‹«, übersetzte Nanny. »Weißt du, was unser
    König angestel t hat, damit wir unsere Rol e im neuen veränderten Wel-
    tordnungs-Dingsbums spielen können und mehr Geld für Hecken be-
    kommen, weil Klatsch die Nase blutet, wenn sich Ankh-Morpork den
    Zeh stößt? Er hat irgendwelche hohen Tiere aus Überwald eingeladen,
    das hat er angestellt. Ach, du meine meine Güte. Vampire und Werwölfe, Werwölfe und Vampire. Bestimmt bringen sie uns in unseren Betten
    um.« Sie trat zum vorderen Teil der Kutsche und klopfte gegen das Holz
    – direkt neben dem Kutscher, der zusammengekrümmt in einem viel zu
    großen Mantel saß. »Woher kommt ihr, Igor?«
    Die schattenhafte Gestalt wandte sich ihr langsam zu.
    »Woher willft du wiffen, daf ich Igor heife?«
    »Gut geraten?« erwiderte Nanny.
    »Du glaubft wohl, alle Leute in Überwald heifen Igor, wie? Ich könnte
    einen ganf anderen Namen haben, Weib.«
    »Nun, ich bin Nanny Ogg, und das hier ist Agnes Nitt – und du
    bist…?«
    »Ich bin… nun, zufälligerweife bin ich

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