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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sie?«
    »Wir könnten einfach fragen?« schlug Agnes vor.
    »In der Art von ›Al e Vampire heben die Hand‹?«
    »Verehrte Damen?«
    Sie drehten sich um. Der junge Mann, der sich zuvor als Vlad vorge-
    stellt hatte, trat auf sie zu.
    Agnes spürte einmal mehr die Hitze der Verlegenheit.
    »Ich glaube, ihr habt gerade über Vampire gesprochen«, sagte Vlad,
    nahm ein Knoblauchplätzchen von Agnes’ Tablett und biß mit offen-
    sichtlichem Genuß hinein. »Kann ich irgendwie behilflich sein?«
    Nanny musterte ihn von Kopf bis Fuß.
    »Weißt du etwas über Vampire?« fragte sie.
    »Nun, ich bin einer«, entgegnete Vlad. »Die Antwort sol te also ›ja‹ lauten. Freut mich, dich kennenzulernen, Frau Ogg.« Er verbeugte sich und
    griff nach ihrer Hand.
    »O nein, kommt nicht in Frage!« Nanny zog die Hand rasch zurück.
    »Ich halte nichts von Blutsaugern!«
    »Ich weiß. Aber vielleicht änderst du deine Meinung bald. Möchtest du
    mitkommen und meine Familie kennenlernen?«
    »Sie kann mir gestohlen bleiben! Was hat sich der König nur dabei ge-
    dacht?«
    »Nanny!«
    »Was ist?«
    »Schrei nicht so. Es ist… unhöflich. Ich glaube nicht, daß…«
    »Vlad de Elstyr«, sagte Vlad und verbeugte sich erneut.
    »Er will mir in den Hals beißen!« entfuhr es Nanny.
    »Nein, natürlich nicht«, widersprach Vlad. »Früher am Abend haben
    wir uns einen Straßenräuber genehmigt. Wie dem auch sei: Ich schätze,
    Frau Ogg wäre eine sehr interessante Mahlzeit. Sind noch mehr von den
    Knoblauchplätzchen da? Sie schmecken köstlich.«
    »Ihr habt was?« fragte Nanny.
    »Ihr habt jemanden… getötet?« brachte Agnes hervor.
    »Natürlich«, sagte Vlad. »Wir sind Vampire. Beziehungsweise Vampyre.
    Mit einem Y. Das ist moderner. Und jetzt möchte ich euch meinen Vater
    vorstellen.«
    »Ihr habt wirklich jemanden getötet ?« fragte Agnes.
    »So, jetzt reicht’s!« fauchte Nanny. »Ich gebe Shawn Bescheid, und er
    wird einen spitzen Pflock holen…«
    Vlad hüstelte. Nanny hielt inne.
    »Es gibt noch einige andere Dinge, die gewöhnliche Leute über Vampi-
    re wissen«, sagte er. »Dazu gehört, daß Geschöpfe wie wir erhebliche
    Macht über das Bewußtsein niederer Wesen haben. Vergeßt al es über
    Vampire, verehrte Damen. Das ist ein Befehl. Und nun lernt meine Fa-
    milie kennen.«
    Agnes blinzelte. Sie spürte, daß irgend etwas… passiert war. Doch die
    Erinnerung daran zerfaserte zwischen mentalen Fingern, die sie festhal-
    ten wollten.
    »Scheint ein netter junger Mann zu sein«, sagte Nanny. Sie klang ein
    wenig erstaunt.
    »Ich… er… ja«, erwiderte Agnes.
    Etwas stieg in ihrem Geist an die Oberfläche, wie eine Flaschenpost,
    die in einer anderen Sprache geschrieben war. Sie versuchte vergeblich,
    die Botschaft zu lesen.
    »Wenn doch nur Oma hier wäre«, sagte sie schließlich. »Sie wüßte be-
    stimmt, was es zu tun gilt.«
    »Warum sollte sie denn irgend etwas tun ?« fragte Nanny.
    »Dies ist ein Fest. Und auf Festen hat sich Oma noch nie sehr wohl ge-
    fühlt.«
    »Ich komme mir ein wenig… seltsam vor«, sagte Agnes.
    »Das könnte an den Getränken liegen«, meinte Nanny.
    »Ich habe überhaupt nichts getrunken!«
    »Na bitte, das ist der Grund. Komm.«
    Sie eilten durch den Großen Saal. Zwar war es schon ein ganzes Stück
    nach Mitternacht, aber der Lärmpegel näherte sich al mählich der
    Schmerzschwel e. Wenn die mitternächtliche Stunde wie eine große
    Cocktailzwiebel auf dem Glas liegt, klingt das Lachen immer ein wenig
    schrill.
    Vlad winkte und forderte die beiden Hexen auf, sich der Gruppe bei
    König Verence hinzuzugesel en.
    »Ah, Agnes und Nanny«, sagte der König. »Graf, wenn ich vorstel en
    darf…«
    »Gytha Ogg und Agnes Nitt, wenn ich mich nicht irre«, sagte der
    Mann, mit dem Verence gerade gesprochen hatte. Er verneigte sich. Aus
    irgendeinem Grund rechnete ein kleiner Teil von Agnes damit, einen
    finster wirkenden Mann mit interessantem spitzen Haaransatz und einem
    Opernmantel zu sehen. Sie wußte nicht, warum sich ihr ein solches Bild
    aufdrängte.
    Der Mann sah aus wie… wie ein feiner Herr, finanziel unabhängig und
    vielleicht auch wissenschaftlich interessiert. Ein solcher Mann unter-
    nahm morgens lange Spaziergänge und verbrachte den Nachmittag in
    der eigenen großen Bibliothek, um seinen geistigen Horizont zu erwei-
    tern oder kleine Experimente mit Pastinaken durchzuführen. Und nie, nie
    machte sich ein solcher Mann Sorgen um Geld. Etwas Glänzendes um-
    gab

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