Ruhig Blut!
solange die Vampire noch einigermaßen
freundlich sind. Agnes, du kehrst mit Magrat und dem Baby zum Schloß
zurück. Magrat braucht ohnehin ein wenig Hilfe.«
»Aber welchen Sinn hat das?«
»Du hast selbst darauf hingewiesen«, sagte Nanny. »Die Vampire kön-
nen dich nicht beeinflussen. Sobald sie versuchen, Agnes’ Selbst zu se-
hen, verschwindet es, und Perdita erscheint. Der junge Vlad hat ein Auge
auf dich geworfen, nicht wahr?«
»Natürlich nicht!«
»O doch«, fuhr Nanny fort. »Männer mögen Frauen, die etwas Ge-
heimnisvolles an sich haben. Sie lieben Herausforderungen. Und wäh-
rend er dich beobachtet und du Magrat im Auge behältst, richtest du das
andere Auge auf ihn, klar? Jeder hat eine schwache Stel e. Bei diesen
Vampiren ist es viel eicht nicht ganz so einfach. Aber bestimmt gibt es
eine Möglichkeit.«
»Und wenn es keine gibt?«
»Heirate ihn«, sagte Nanny mit fester Stimme. Magrat schnappte nach
Luft. Die Teekanne klapperte in ihrer Hand.
»Wie schrecklich!« platzte es aus ihr heraus.
»Ich würde mich eher umbringen«, meinte Agnes. Am nächsten Morgen,
sagte Perdita.
»Es muß keine lange Ehe sein«, fügte Nanny hinzu. »Klemm dir einen
spitzen Pflock hinters Strumpfband. Und dann ist der Bursche hinüber,
noch bevor die Gäste mit dem Hochzeitskuchen fertig sind.«
»Nanny!«
»Oder du könntest dafür sorgen, daß er… sich ein wenig ändert«, sagte
Nanny. »Es ist erstaunlich, was eine Ehefrau leisten kann, wenn sie ent-
schlossen genug ist. Nimm nur König Verence den Ersten. Früher warf
er bei den Mahlzeiten die Knochen einfach über die Schulter, und nach
der Heirat sorgte die Königin dafür, daß er sie auf seinem Tel er zur Seite
legte. Ich war erst einen Monat mit dem ersten Mr. Ogg verheiratet, als
er schon aus der Badewanne kletterte, wenn er pinkeln mußte. Einen
Ehemann kann man erziehen. Viel eicht gelingt es dir, ihn in Richtung
Blutwurst und leicht angebratene Steaks zu steuern.«
»Du hast wirklich nicht die geringsten Skrupel, oder?« fragte Agnes.
»Nein«, erwiderte Nanny schlicht. »Wir reden hier über Lancre. Wenn
wir Männer wären, sprächen wir jetzt darüber, für das Heimatland zu
fal en. Als Frauen brauchen wir nicht zu fal en, sondern uns nur hinzule-
gen.«
»Ich will nichts davon hören«, sagte Magrat.
»Ich fordere sie nicht zu Dingen auf, zu denen ich nicht selbst bereit
wäre«, stellt Nanny fest.
»Tatsächlich? Und warum…«
»Weil mich niemand will«, sagte Nanny. »Aber wenn ich fünfzig Jahre
jünger wäre… dann könnte ich vermutlich dafür sorgen, daß Vlad bis
zum nächsten Sommer in Steckrüben beißt.«
»Du meinst, sie sollte von sexueller List Gebrauch machen, nur weil sie
eine Frau ist?« fragte Magrat. »Das ist so… so… so typisch Nanny Ogg,
kann ich dazu nur sagen.«
»Sie soll jede List verwenden, die ihr zur Verfügung steht«, meinte
Nanny. »Es ist mir gleich, was Oma gesagt hat – es gibt immer einen
Weg. Wie bei dem Helden in Tsort, oder wo auch immer, der unbesieg-
bar war und nur an der Ferse verwundet werden konnte, und jemand traf
ihn dort mit dem Speer, und daraufhin starb er…«
»Was erwartest du von ihr? Soll sie ihn überall stechen?«
»Eigentlich habe ich diese Geschichte nie richtig verstanden«, sagte
Nanny. »Ich meine, wenn ich wüßte, daß ich an der Ferse tödlich verletzt werden kann, würde ich besonders dicke Stiefel anziehen, bevor ich das
Schlachtfeld betrete…«
»Du weißt nicht, wie er ist«, sagte Agnes und ignorierte den kurzen
thematischen Seitensprung. »Er sieht mich so an, als wol te er mich mit
den Augen ausziehen.«
»Mit den Augen ist es erlaubt«, warf Nanny ein.
»Und er lacht die ganze Zeit über! Als wüßte er, daß ich ihn nicht mag –
und es ihm dadurch noch mehr Spaß macht!«
»Geht jetzt zum Schloß!« knurrte Nanny. »Für Lancre! Für den König!
Für al e im Land! Und wenn er dir zuviel wird, überläßt du Perdita die
Kontrolle. Ich schätze, mit einigen Dingen kommt sie besser zurecht!«
In der schockierten Stille klickte es leise bei Nannys Anrichte.
Magrat hüstelte. »Wie in der guten alten Zeit. Es wird gestritten.«
Nanny stand auf und nahm eine gußeiserne Bratpfanne vom Haken.
»So kannst du die Leute nicht behandeln«, sagte Agnes verdrießlich.
»Doch, ich kann«, widersprach Nanny, während sie auf Zehenspitzen
zur Anrichte schlich. »Ich bin die andere, verstehst
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