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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Perdita.
    »… und die Wirklichkeit am besten widerspiegelnde Bemerkung, die
    ich jemals… Nein!«
    Vlad wölbte beide Brauen. »Du hast einen seltsamen Geist, Agnes. Du
    wirst natürlich nicht zu dem… Vieh gehören. Das gilt für al e Hexen.
    Dafür seid ihr viel zu… eigenwillig.« Er lächelte und zeigte dabei seine
    Zähne, was bei einem Vampir nicht besonders sympathisch wirkte.
    »Komm.«
    Vlad zog sie mit sich, und Agnes hätte sich dem Zerren nur dann wi-
    dersetzen können, wenn sie sich über den Boden hätte schleifen lassen.
    »Mein Vater ist von euch Hexen sehr beeindruckt«, sagte er über die
    Schulter hinweg. »Er meint, wir sol ten euch alle in Vampire verwandeln.
    Angeblich seid ihr bereits auf halbem Wege dorthin. Aber mir wäre es
    lieber, ihr würdet einsehen, wie herrlich es sein kann.«
    »Ach, tatsächlich? Es muß wirklich toll sein, sich ständig nach Blut zu
    sehnen.«
    »Du sehnst dich ständig nach Schokolade, stimmt’s?«
    »Wie kannst du es wagen!«
    »Blut hat nicht viele Kohlenhydrate. Dein Körper wird sich anpassen,
    die Pfunde nach und nach verlieren…«
    »Ich finde das gräßlich!«
    »Du hast volle Kontrolle über dich selbst…«
    »Ich höre dir nicht zu!«
    »Nur ein kleiner Stich…«
    »Von dir lasse ich mich auf keinen Fall stechen!«
    »Ha! Wundervoll!« sagte Vlad. Er zog Agnes mit sich und sprang in die
    Lancre-Schlucht.

    Oma Wetterwachs öffnete die Augen. Sie vermutete zumindest, daß ihre
    Augen jetzt geöffnet waren. Immerhin hatte sie gespürt, wie sich die
    Lider bewegten.
    Dunkelheit erstreckte sich vor ihr, eine samtschwarze, sternenlose
    Dunkelheit, wie ein Loch im Raum. Doch hinter ihr schimmerte Licht.
    Sie stand mit dem Rücken zum Licht – das fühlte sie ganz deutlich, sah
    es an ihren Händen. Das Leuchten strömte an ihr vorbei, betonte die
    Konturen ihres Schattens, der finster auf…
    … schwarzem Sand lag. Er knirschte unter ihren Stiefeln, als sie das
    Gewicht vom einen Bein aufs andere verlagerte.
    Dies war eine Prüfung. Alles war eine Prüfung. Überall herrschte
    Wettbewerb. Das Leben konfrontierte einen jeden Tag damit. Man beo-
    bachtete sich die ganze Zeit über. Man mußte Entscheidungen treffen.
    Niemand wies einen darauf hin, welche die richtigen waren. Oh, manche
    Priester behaupteten, daß nachher Pluspunkte und dergleichen verteilt wurden, aber was nützten sie dann noch?
    Sie bedauerte, daß ihr Geist nicht besser funktionierte. Aus irgendei-
    nem Grund konnte sie nicht richtig denken. Ihr Kopf schien vol er Ne-
    bel zu sein.
    Dies… war kein Ort in der Realität. Nein, auf diese Weise durfte sie
    nicht an die Angelegenheit herangehen. Es war kein gewöhnlicher Ort, obgleich er realer als Lancre sein mochte. Ihr Schatten wuchs darüber hin-
    weg und wartete…
    Oma sah zu der großen, schweigenden Gestalt neben ihr auf.
    GUTEN ABEND.
    »Oh… du bist es wieder.«
    DU MUSST ERNEUT EINE WAHL TREFFEN, ESMERALDA
    WETTERWACHS.
    »Licht und Dunkelheit? Es ist nie so einfach, nicht einmal für dich.«
    Tod seufzte. NICHT EINMAL FÜR MICH.
    Oma versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.
    Welches Licht und welche Dunkelheit? Auf so etwas war sie nicht vorbereitet. Es fühlte sich nicht richtig an. Einen solchen Kampf hatte sie
    nicht erwartet. Wessen Licht? Und wem gehörte dieses Bewußtsein?
    Eine dumme Frage. Sie war und blieb sie selbst.
    Das durfte sie nie vergessen…
    Also… Licht hinter ihr, vorn Dunkelheit…
    Sie hatte immer betont, daß Hexen zwischen Licht und Dunkelheit
    standen.
    »Sterbe ich?«
    JA.
    »Werde ich sterben?«
    JA.
    Oma Wetterwachs überlegte.
    »Aber von deiner Perspektive aus gesehen, sterben al e, nicht wahr?«
    JA.
    »Also bist du mir eigentlich keine große Hilfe.«
    TUT MIR LEID, ICH DACHTE, DU WOLLTEST DIE
    WAHRHEIT HÖREN. HAST DU VIELLEICHT ERWARTET,
    DASS ICH DIR HONIG UM DEN MUND SCHMIERE?
    »Ha…«
    Die Luft bewegte sich nicht, und das einzige Geräusch war das leise
    Zischen ihres Atems. Weißes Licht auf der einen Seite und schwere
    Dunkelheit auf der anderen… Beides wartete.
    Oma wußte von Menschen, die fast gestorben wären und gewisserma-
    ßen im letzten Augenblick ins Leben zurückgekehrt waren, vermutlich
    aufgrund eines geschickten Daumens an der richtigen Stel e oder weil
    sich ein an der falschen Stelle steckender Bissen gelöst hatte. Manchmal
    sprachen diese Personen von einem Licht…
    Dorthin sol te ich gehen, dachte Oma. Aber… zeigte das Licht den
    Eingang oder den Ausgang?
    Tod

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