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Ruht das Licht

Ruht das Licht

Titel: Ruht das Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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aber es fühlte sich falsch an. Jetzt wurde mir klar, warum Sam mir so sehr fehlte.
    Ich hatte Angst.
    Die Wölfe umringten mich, sie beäugten noch immer misstrauisch meinen menschlichen Körper, aber der Geruch hatte sie neugierig gemacht. Vielleicht warteten sie darauf, dass ich mich verwandelte.
    Aber ich konnte nicht. Dies war mein Körper und so würde es auch bleiben, egal, wie sehr dieses Etwas in mir scharrte und sich aufbäumte, wie sehr es auch darum bettelte, befreit zu werden.
    Das letzte Mal, als ich in diesem Wald gewesen war, von Wölfen umringt, war ich die Beute gewesen. Hilflos, vom Gewicht meines eigenen Blutes zu Boden gedrückt, hatte ich in den Winterhimmel gestarrt. Sie waren Tiere gewesen, ich ein Mensch. Diesmal war diese Grenze nicht so deutlich. Von ihnen ging keine Bedrohung aus, keinerlei Aggression. Nur besorgtes Interesse. Behutsam streckte ich meine steifen Arme und einer der Wölfe winselte, ein hoher, verängstigter Laut, wie von einer Hündin zu ihrem Welpen.
    Ich hatte das Gefühl, dass das Fieber wieder in mir aufflammte.
    Isabel hatte mir erzählt, was ihre Mutter, die Ärztin war, einmal gesagt hatte: dass todkranke Patienten oft eine unheimliche Ahnung hatten, wie es um sie stand, noch bevor die Diagnose gestellt war. Damals hatte ich nur spöttisch geschnaubt, aber jetzt wusste ich, was sie meinte – jetzt fühlte ich es.
    Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht mit mir, irgendetwas, bei dem mir kein Arzt würde helfen können. Und diese Wölfe wussten es.
    Ich kauerte mich unter die Bäume, schlang wieder die Arme um meine Knie und beobachtete die Wölfe dabei, wie sie mich beobachteten. Nach einer ganzen Weile ließ sich der große graue Wolf auf die Hinterbeine sacken, ohne auch nur einmal den Blick von mir abzuwenden – ganz langsam, als könnte er es sich jeden Moment anders überlegen. Es wirkte so unnatürlich. So unwölfisch.
    Ich hielt den Atem an.
    Der schwarze Wolf sah den grauen an und dann wieder mich, bevor er sich auf den Bauch sinken ließ und den Kopf auf die Pfoten legte. Er wandte mir den Blick zu, die Ohren noch immer wachsam aufgestellt. Einer nach dem anderen legten sich nun auch die anderen Wölfe hin und bildeten einen lockeren Kreis um mich. Nichts im Wald regte sich mehr, als die Wölfe so liegen blieben, besorgt, geduldig. Sie warteten auf etwas, wofür keiner von uns Worte hatte.
    In der Ferne hörte ich den Schrei eines Eistauchers, träge und gespenstisch. Für mich klangen sie immer irgendwie wehmütig. Als würden sie nach jemandem rufen, der ihnen ohnehin nicht antworten würde.
    Der schwarze Wolf – Paul – wandte mir seine Schnauze zu und winselte; ich sah seine Nasenlöcher zucken. Der Laut war wie ein weiches, kehliges Echo des Eistauchers, angespannt und unsicher.
    Unter meiner Hautoberfläche streckte und spannte sich etwas. Mein Körper fühlte sich an wie das Schlachtfeld eines unsichtbaren Kampfes.
    Von Wölfen umringt saß ich auf dem Waldboden, bis die Sonne tiefer sank und die Schatten der Kiefern dunkler wurden, und fragte mich, wie viel Zeit mir noch blieb.

KAPITEL 25
GRACE
    Nach und nach verschwanden die Wölfe wieder. Ich saß da, allein, und versuchte, jede einzelne Zelle meines Körpers zu spüren. Versuchte zu verstehen, was da in meinem Inneren vorging. Mein Handy klingelte – Isabel.
    Ich ging ran. Ich musste in die Wirklichkeit zurückkehren, auch wenn sie nicht so wirklich schien, wie ich sie gern gehabt hätte.
    »Rachel hat mich nur zu gern darüber informiert, dass du sie – und nicht mich – gebeten hast, dir die Hausaufgaben zu bringen und dir ihre Notizen zu kopieren«, legte Isabel gleich los, nachdem ich mich gemeldet hatte.
    »Mit ihr hab ich mehr Kur–«
    »Spar’s dir. Ist mir egal; ich hab eh keine Lust, mich um so was zu kümmern. Ich fand es eher putzig, dass sie das für eine Art Statussymbol gehalten hat.« Isabel klang tatsächlich amüsiert. Rachel tat mir fast ein bisschen leid. »Ich rufe jedenfalls an, um zu fragen, wie ansteckend du bist.«
    Wie hätte ich erklären können, wie ich mich fühlte? Und dann auch noch Isabel?
    Ich konnte es nicht.
    Meine Antwort war so knapp, dass sie gerade noch der Wahrheit entsprach.
    »Ich glaube nicht, dass ich ansteckend bin«, sagte ich. »Warum?«
    »Ich dachte, wir könnten was unternehmen. Aber ich will mir dabei nicht die Beulenpest einfangen.«
    »Komm in den Garten«, sagte ich. »Ich bin im Wald.«
    Isabel schaffte es, ein ausgewogenes

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