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Ruht das Licht

Ruht das Licht

Titel: Ruht das Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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meine Mutter hatte sich schon seit Wochen nicht mehr zu mir gesetzt. Meine Mutter sagte
    Ich glaube, ich kann ihn nicht mehr lieben. Das ist nicht Sam. Das ist nur irgendwas, was so aussieht wie er, manchmal.
    Auf meinem Teller lagen Erbsen. Ich mochte keine Erbsen. Es überraschte mich, dass sie da lagen, denn meine Mutter wusste das. Ich konnte den Blick nicht von ihnen wenden.
    Mein Vater sagte
    Ich weiß.
    Jetzt schüttelte Cole mich. »Du stirbst nicht«, redete er auf mich ein. »Das fühlt sich nur so an.«
    Und dann hielten meine Eltern mich an meinen dünnen Armen fest. Ich stand vor der Badewanne, obwohl es noch gar nicht Abend war und ich auch noch angezogen. Meine Eltern befahlen mir hineinzusteigen, aber ich wollte nicht und ich glaube, darüber waren sie froh, weil meine Weigerung es ihnen leichter machte, als wenn ich einfach vertrauensvoll gehorcht hätte. Mein Vater hob mich ins Wasser.
    »Sam«, sagte Cole.
    Ich saß mit meinen Kleidern in der Badewanne, das Wasser färbte meine dunkle Jeans schwarz und ich spürte, wie es durch mein Lieblings-T-Shirt drang, das blaue mit dem weißen Streifen, wie der Stoff an meinen Rippen klebte, und für eine Minute, eine einzige gnädige Minute, dachte ich, es wäre nur ein Spiel.
    »Sam« ,sagte Cole wieder.
    Zuerst verstand ich es nicht. Doch dann wurde es mir klar.
    Nicht, als meine Mutter mich nicht ansehen wollte, sondern nur auf den Rand der Badewanne starrte und immer wieder schluckte. Auch nicht, als mein Vater hinter sich griff und den Namen meiner Mutter sagte, damit sie ihn ansah. Und noch nicht mal, als sie eine der Rasierklingen aus seiner ausgestreckten Hand nahm, vorsichtig, als suchte sie einen zerbrechlichen Cracker von einem Teller mit Knabberkram aus.
    Es wurde mir klar, als sie mir schließlich doch in die Augen sah.
    In meine Wolfsaugen.
    Ich sah die Entschlossenheit in ihrem Gesicht. Sie hatte aufgegeben.
    Erst dann mussten sie mich festhalten.
COLE
    Sam war irgendwo anders. Das war die einzige Art, es zu beschreiben . Seine Augen waren einfach – leer. Ich schleppte ihn raus ins Wohnzimmer und schüttelte ihn. »Hey, komm mal wieder klar! Wir sind draußen! Guck dich um, Sam. Wir sind nicht mehr im Badezimmer.«
    Als ich seine Arme losließ, sackte Sam gegen die Wand, rutschte daran herunter und vergrub den Kopf in den Händen. Plötzlich bestand er nur noch aus Ellbogen und Knien und zusammengefalteten Gliedmaßen, ganz ohne Gesicht.
    Ich wusste nicht, wie ich mich dabei fühlen sollte, ihn so zu sehen. Aber mir war klar, dass es meine Schuld war, was immer es auch sein mochte. Und ich hasste ihn dafür. »Sam?«, sagte ich.
    Nach einer langen Pause erwiderte er, ohne den Kopf zu heben und mit seltsam dünner Stimme: »Lass mich einfach in Ruhe. Lass mich in Ruhe. Was hab ich dir denn getan?« Sein Atem ging unregelmäßig; ich hörte, wie er ihm immer wieder in der Brust stockte. Nicht, als ob er schluchzte. Mehr wie bei einem Erstickenden.
    Ich sah auf ihn hinunter und auf einmal stieg Wut in mir auf. Das hätte ihn nicht so mitnehmen dürfen. Es war doch nur ein verdammtes Badezimmer. Er ließ mich so grausam aussehen – ich hatte doch gar nichts gemacht, außer ihm eine blöde Badewanne zu zeigen. Ich war nicht der Mensch, für den er mich hielt.
    »Beck hat sich auch für das hier entschieden«, sagte ich zu ihm, weil er mir jetzt nicht mehr widersprechen würde. »Das hat er mir erzählt. Er hat gesagt, dass er nach dem Jurastudium alles hatte, was er wollte, und dass es ihm beschissen damit ging. Er hat gesagt, er wollte sich umbringen, aber dann hat ihn ein Typ namens Paul davon überzeugt, dass es auch einen anderen Ausweg gibt.«
    Sam blieb stumm. Nur sein rauer Atem war zu hören.
    »Und dasselbe hat er mir auch angeboten«, fuhr ich fort. »Aber ich schaffe es einfach nicht, ein Wolf zu bleiben. Und jetzt sag nicht, dass du das nicht hören willst. Du bist auch nicht besser als ich. Guck dich doch an. Erzähl mir nicht, du hättest keine Probleme.«
    Er rührte sich nicht, also tat ich es. Ich ging zur Hintertür und riss sie auf. Während ich mich hatte volllaufen lassen, war die Nacht brutal kalt geworden und belohnte mich nun mit dem Gefühl reißender Übelkeit in meinem Magen.
    Und ich entkam.

KAPITEL 27
SAM
    Wie ferngesteuert knetete ich den Teig, formte einen Laib daraus und schob das Brot schließlich in den Ofen. Mein Kopf schwirrte nur so vor lauter Wörtern, die aber zu abgehackt und unzusammenhängend waren, um

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