Ruinen der Macht
eine, der mich angegriffen hat, war schwer bestückt. Trotzdem. Ich glaube nicht, dass Manfred ihn gesteuert hat, ganz gleich, was Tortorelli oder das Informationsministerium behaupten.«
»Manche Leute sagen, er hätte im Cockpit gesessen, Sir. Manche Leute.« Borodin fixierte ihn mit durchbohrendem Blick. »Sie würden sich nicht gegen Ihren Vater stellen. Das weiß ich. Aber man erzählt sich, Sie und die Chefin der MBA könnten sich vielleicht verschworen haben, ihn zu stürzen.«
»Ich stehe loyal zu meinem Vater, zu Mirach und zur Republik«, rief Austin entschieden.
Mehr noch, er konnte sich nicht vorstellen, dass Manfred auf irgendeiner anderen Seite als der der Republik stand. Falls der Captain einen Mech für die MBA fuhr, hatte er dazu mit Sicherheit die volle Zustimmung des Gouverneurs, und er tat es zu einem anderen Zweck als zum Sturz der Regierung.
Austin schauderte leicht, als er sich darüber klar wurde, dass noch andere Konfliktlinien möglich waren, sobald man Lady Elora und Calvilena Tortorelli mit in diesen Verschwörereintopf mischte. Hanna hatte wahrscheinlich wegen etwas sterben müssen, das sie seinem Vater über Lady Elora mitgeteilt hatte. Elora hatte ihre Verachtung für den Gouverneur kaum versteckt, doch wie weit würde sie in ihrem Widerstand gegen ihn gehen? Wäre sie bereit, ihn umbringen zu lassen?
Wie sollte er wissen, welcher Spur er folgen sollte? Zu viele verschiedene Fraktionen auf Mirach standen am Rand eines blutigen Bürgerkriegs, der den Planeten zum Schlachtfeld für zahlreiche einander bekriegende Machtblöcke zu machen drohte. Es würde Jahrzehnte dauern, eine derart zersplitterte Welt später wieder zu einen.
»Tja, Sir, es ist möglich, dass sich der Captain da draußen auf dem Testgelände befand, als Sie den BergbauMech ausprobierten. Und die MBA hat ihm Befehl gegeben, Sie zu erledigen.«
Austin musste lachen. »Na, dann hat Marta Kinsolving aber von
diesem Angriff nichts gewusst. Sie hat mir das Leben gerettet.«
»Sie hat Sie gerettet, indem sie den AgroMech rammte, richtig? Ja, das ist tatsächlich ein Problem. Es sei denn, in der MBA gibt es Streit darüber, welches der beste Weg ist, die Macht zu ergreifen.«
»Das ergibt nicht allzu viel Sinn, finden Sie nicht auch? Zu viele Gerüchte und zu wenige Fakten, da liegt das Problem, Master Sergeant.«
»Ja, da liegen Sie vermutlich ganz richtig.« Der Sergeant legte angesichts der komplizierten Lage die Stirn in tiefe Falten. Das Hauptproblem von Verschwörungstheorien war die Existenz unzähliger Auslegungsmöglichkeiten. Alles ließ sich beweisen . oder entkräften. Das Fehlen von Beweisen wurde selbst zum Beweis.
»Freut mich, dass damit wenigstens ein Gerücht aus der Welt ist.«
»Das bedeutet aber nicht, dass die MBA sich nicht darauf vorbereitet, all die umgebauten Mechs loszulassen. Und wer wäre ein besserer Pilot als Manfred Leclerc, besonders, wenn man bedenkt, wie er behandelt wurde?«
»Ganz egal, wie gut er ist, ein einzelner Mann in einem Mech kann sich nicht ewig gegen ausgebildete Infanterie und Kröteneinheiten halten«, stellte Austin fest. »Es wäre ein harter Kampf, aber früher oder später würde die schiere zahlenmäßige Überlegenheit einen BattleMech überwältigen.« Manche ihrer Gefechtsübungen sollten genau diesen Beweis erbringen, nicht nur für die Soldaten der 1KL, sondern auch für Tortorelli. »Hat die MBA Fahrer für ihre Mechum-bauten angeworben?«
»Nicht wirklich«, erwiderte Borodin. Sein Tonfall überzeugte Austin nicht davon, dass er die Wahrheit sagte.
»Eigentlich interessiert es mich ja gar nicht, aber wo könnte die MBA einen Soldaten darauf ansprechen, ob er Interesse hätte, sich in einem Mechcockpit anzuschnallen? Denken Sie nur an die Schlagkraft, die man zur Verfügung hätte, verglichen mit den Waffen, die wir benutzen! Autokanonen, Raketen, was für ein Erlebnis.« Er sah die träumerische Miene Borodins. Es war eine Vorstellung, die dem
Sergeant in seiner Kriegsromantik hervorragend gefiel.
»Hier würden sie keine Rekruten finden«, versicherte Borodin. Austin wartete. Drückendes Schweigen senkte sich über das Zimmer, bis dem Unteroffizier unbehaglich wurde. »Ich weiß wirklich nichts darüber, verstehen Sie.«
»Sie sind ein erstklassiger Tech, Master Sergeant. Einen umgebauten Mech unter die Finger zu bekommen, wäre für Sie, als würde ein Traum Wahrheit werden. Ein beinahe so großer Wunschtraum wie der, einen zu
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