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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Staatsgewalt. Die Kaution wird auf eintausend Dollar festgesetzt.«
    Yeamon schwieg.
    »Paul Kemp«, sagte der Richter. »Sie sind angeklagt wegen Trunkenheit in der Öffentlichkeit, ungebührlichem Benehmen und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Die Kaution wird auf dreihundert Dollar festgesetzt.«
    Das war jetzt fast genau so ein Schock wie alles andere, das in dieser Nacht passiert war. Ich fühlte mich, als hätte ich eine Art Verrat begangen. Mir schien, als hätte ich ganz ordentlich Widerstand geleistet – woran also lag es? Waren es meine Schreie? Hatte der Richter Mitleid mit mir gehabt, weil er wußte, daß ich getreten worden war? Ich dachte immer noch darüber nach, als wir aus dem Gerichtssaal heraus und hinunter in einen Korridor geführt wurden.
    »Und jetzt?« sagte Yeamon. »Kann Sanderson sich so eine hohe Kaution leisten?«
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Er macht das schon.« Als ich das sagte, kam ich mir vor wie ein Idiot. Wenn es hart auf hart käme, würde ich meine Kaution aus der eigenen Tasche bezahlen können.
    Und ich wußte auch, daß jemand Salas Kaution hinterlegen würde. Aber bei Yeamon war das etwas anderes. Niemand würde dafür sorgen, daß er am Montag zur Arbeit gehen konnte. Je mehr ich darüber nachdachte, um so sicherer war ich, daß wir in wenigen Minuten frei kommen würden – und daß Yeamon zurück in diese Zelle müßte. Es gab auf dieser Insel nicht einen Menschen mit tausend Dollar, der auch nur das geringste Interesse daran haben konnte, Yeamon vor dem Gefängnis zu retten.
    Auf einmal tauchte Moberg auf, gefolgt von Sanderson und dem Mann, der mit dem Richter eilig konferiert hatte. Moberg lachte sein betrunkenes Lachen, als er auf uns zu kam. »Ich dachte schon, die würden euch umbringen«, sagte er.
    »Beinahe hätten sie’s getan«, gab ich zurück. »Wie steht’s mit der Kaution? Kriegen wir so viel zusammen?«
    Er lachte wieder. »Schon bezahlt. Segarra trug mir auf, einen Scheck zu unterschreiben.« Er senkte seine Stimme. »Er sagte, daß ich die Strafe bezahlen soll, wenn es nicht mehr als hundert Dollar sind. Der Glückspilz – es gab gar keine Strafe.«
    »Heißt das, wir sind raus?« sagte Sala.
    Moberg grinste. »Natürlich. Deswegen habe ich ja unterschrieben.«
    »Und ich?« fragte Yeamon.
    »Sicher«, antwortete Moberg. »Es ist vollbracht – ihr seid alle frei.«
    Als wir zum Ausgang kamen, schüttelte Sanderson dem Mann, mit dem er gerade gesprochen hatte, die Hand und lief uns hinterher. Es war schon fast Morgen, der Himmel leuchtete gräulich. Abgesehen von ein paar Leuten vor der Polizeistation war es leer auf den Straßen und ruhig. Einige große Frachter lagen in der Bucht, warteten auf den Morgen und auf die Schlepper, die sie in den Hafen bringen würden.
    Als wir auf die Straße traten, sah ich die ersten Sonnenstrahlen, ein kühles pinkfarbenes Glühen am östlichen Himmelsrand. Nachdem ich die ganze Nacht zuerst in einer Zelle und dann in einem Gerichtssaal verbracht hatte, war es einer der schönsten Morgen, die ich je erlebt hatte. Eine Art Frieden lag über ihm, ein Leuchten; eine kühle karibische Morgendämmerung nach einer Nacht in einem
Drecksloch. Ich schaute hinunter zu den Schiffen und auf das Meer, und es war ein verrücktes Gefühl von Freiheit – ein ganzer Tag lag vor mir.
    Dann wurde mir klar, daß ich an diesem Tag vor allem schlafen würde, und die Aufregung legte sich. Sanderson war einverstanden, uns beim Apartment abzusetzen. Dann verabschiedeten wir uns von Moberg, der nach seinem Wagen suchte. Er wußte nicht mehr, wo er ihn abgestellt hatte, aber er versicherte uns, daß es kein Problem sei. »Ich kann ihn schon von weitem riechen«, sagte er. »Meilenweit kann ich ihn riechen.« Und er schlurfte die Straße entlang und wurde immer kleiner, ein Männchen in einem schmutzigen grauen Anzug, das nach seinem Wagen schnüffelte.
    Sanderson erzählte später, daß Moberg zuerst Lotterman angerufen hatte, der nicht zuhause war; danach Quinones, der sich in Miami aufhielt. Dann hatte er mit Segarra telefoniert, der mit geringen Geldstrafen gerechnet und ihm gesagt hatte, daß er mit einem Scheck bezahlen sollte. Sanderson war zuhause bei Segarra gewesen und wollte gerade aufbrechen, als Moberg anrief, und ist sofort zum Gericht gefahren.
    »Verdammt gute Arbeit«, sagte ich. »Wir wären jetzt wieder im Kerker, wenn du nicht gekommen wärst.«
    Yeamon und Sala murmelten zustimmend.
    »Genießt es, solange ihr

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