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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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verzichten.«
    Wir aßen auf und bestellten weitere Drinks. Yeamon fing an, über Südamerika zu reden, und ich spürte, wie eine zögerliche Begeisterung irgendwo tief in mir drinnen aufflackerte. Sogar Sala hatte es erwischt. »Mein Gott, da will ich auch hin«, sagte er immer wieder. »Was spricht schon dagegen. Ich kann doch überall arbeiten.«
    Ich hörte nur zu und sagte nicht viel, weil ich mich daran erinnerte, wie ich mich am Morgen gefühlt hatte. Außerdem hatte ich jetzt einen Wagen und ein Apartment in Condado und die sprudelnde Geldquelle von Zimburger. Darüber dachte ich nach. Der Wagen und das Apartment beunruhigten mich nicht, aber die Tatsache, daß ich für Zimburger arbeitete, war mir unheimlich. Yeamons Pläne ließen es nur noch schlimmer erscheinen. Die beiden gingen nach Südamerika, ich ging zu Zimburger. Ich hatte ein komisches Gefühl, und den Rest der Nacht redete ich nicht mehr viel, saß nur da und trank weiter und versuchte festzustellen, ob ich älter und klüger wurde oder einfach nur alt.
    Am meisten irritierte mich, daß ich überhaupt nicht nach Südamerika wollte. Ich wollte überhaupt nirgends hin. Und doch spürte ich die Begeisterung, als Yeamon vom Weiterziehen redete. Ich konnte mich sehen, wie ich auf Martinique von Bord ging und in die Stadt schlenderte, um ein billiges Hotel zu suchen. Ich konnte mich in Caracas sehen und in Bogotà und in Rio, wie ich souverän und schlitzohrig durch eine Welt reiste, die ich niemals zuvor gesehen hatte, mit der ich aber gut zurecht kam, weil ich ein Champ war.
    Aber das war die reine Selbstbefriedigung; in meinem tiefsten Inneren wollte ich nichts weiter als ein sauberes Bett und ein helles Zimmer und irgendwas Greifbares, das mir gehörte – zumindest so lange, bis ich davon genug
hatte. Mich beschlich der gräßlichen Verdacht, daß ich jetzt doch auf dem Weg bergab war, und das Schlimmste daran – ich fand das nicht einmal tragisch, sondern war nur ein bißchen müde, und auf eine angenehme Art gleichgültig.

12
    AM NÄCHSTEN MORGEN fuhr ich mit Höchstgeschwindigkeit nach Fajardo. Ich war an einem Immobiliengeschäft dran, aber es lief nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte, und schließ gab ich die Sache auf. Auf dem Weg zurück hielt ich an einer Straßenbude an. Ich kaufte eine Ananas, die mir der Verkäufer in kleine Würfel schnitt. Während ich mich durch den Verkehr arbeitete, aß ich davon, langsam fahrend und mit einer Hand steuernd, und schwelgte in dem Luxus, zur Abwechslung selbst Herr über meine Bewegungen zu sein. Nächstes Wochenende, so entschied ich, würde ich an die Südküste nach Ponce fahren.
    Als ich das Gebäude der NEWS erreichte, stieg Moberg gerade aus seinem Wagen.
    »Ich hoffe, du bist bewaffnet«, sagte ich. »Wenn der Old Daddio dich sieht, dreht er durch.«
    Er lachte. »Wir haben uns geeinigt. Ich mußte einen Zettel unterschreiben, auf dem steht, daß er meinen Wagen kriegt, wenn einer abhauen sollte.«
    »Oh Gott«, sagte ich. »Yeamon redet schon davon, daß er verschwinden will.«
    Wieder lachte er. »Mir egal. Scheiß auf ihn. Ich unterschreibe alles. Das ist das einzig Wahre.«
    »Ach, Moberg«, sagte ich, »du bist ein durchgedrehter Bastard.«
    »Ja«, sagte er stolz. »Ich bin so durchgedreht wie niemand sonst.«
    Lotterman ließ sich den ganzen Nachmittag über nicht blicken. Sala behauptete, er würde die Banken abklappern und versuchen, einen Kredit locker zu machen, um die Zeitung am Laufen zu halten. Es war nur ein Gerücht, aber jeder in der Redaktion redete so, als wäre das Ende bereits da.
    Gegen drei rief Yeamon an und sagte, daß er bei Sanderson gewesen sei. »Ich soll ein paar beschissene Artikel für ihn schreiben«, sagte er. »Meinte, er gibt mir dreißig Dollar pro Geschichte – wollte mir allerdings keinen Vorschuß geben.«
    »Nicht übel«, sagte ich. »Mach deine Sache ordentlich und verlang einfach mehr – der Mann ist noch reicher als Gott.«
    »Jaja«, murmelte er. »Wahrscheinlich. Wenn ich einen Auftrag für fünfhundert kriegen könnte, hätte ich genug, um endlich aufzubrechen.«
     
    Sanderson rief ungefähr eine Stunde später an. »Kannst du Donnerstagmorgen um sieben am Flughafen sein?« fragte er.
    »Du lieber Gott«, sagte ich. »Schätze schon.«
    »Du mußt«, sagte er. »Stell dich auf einen vollen Tag ein. Zimburger will vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück sein.«
    »Ich flieg nicht mit zurück«, sagte ich. »Ich will noch zum

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